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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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Mitglied war.
    Nun winkte seine Mutter ihm vom Ende der Tafel zu und rief: »Was sollen wir morgen zum Tee machen, Will?«
    Er antwortete mit vollem Mund: »Leber mit Speck, bitte.« James gab ein lautes Stöhnen von sich.
    »Halt den Mund«, sagte Barbara, die Sechzehnjährige, mit überlegener Miene. »Es ist sein Geburtstag, er darf sich was wünschen.«
    »Aber
Leber«,
stöhnte James.
    »Geschieht dir ganz recht«, warf Robin ein. »Wenn ich mich recht erinnere, mussten wir an deinem letzten Geburtstag alle diesen ekelhaften überbackenen Blumenkohl essen.«
    »Den hab ich gemacht«, sagte Gwen, »er war nicht ekelhaft.«
    »War ja nicht so gemeint«, lenkte Robin ein. »Aber ich kann Blumenkohl einfach nicht ausstehen. Jedenfalls wisst ihr, was ich meine.«
    »Ich ja. Aber ich weiß nicht, ob James es versteht.«
    Der muskulöse Robin mit der tiefen Stimme war der stärkere der Zwillinge und mit ihm war nicht zu spaßen. James sagte hastig: »Schon gut, schon gut.«
    »Die Doppeleins«, sagte Mr. Stanton, der am Kopf des Tisches saß, »das sollten wir besonders feiern. Mit einer Art Stammesritus.« Er lächelte seinem jüngsten Sohn zu. Sein rundes, ziemlich pausbäckiges Gesicht legte sich in zärtliche Fältchen.
    Mary schnüffelte. »An meinem elften Geburtstag wurde ich durchgehauen und ins Bett geschickt.«
    »Du lieber Himmel«, rief ihre Mutter, »das hast du also noch nicht vergessen. Und so kann man es außerdem auch nicht beschreiben. Tatsächlich hast du nur einen ordentlichen Klaps auf den Hintern gekriegt, und soviel ich mich erinnere, war der wohlverdient.«
    »Es war mein Geburtstag«, erklärte Mary und warf mit einer trotzigen Kopfbewegung den Pferdeschwanz nach hinten, »und ich hab es nie vergessen.«
    »Lass dir nur Zeit«, sagte Robin munter, »drei Jahre sind nicht viel.«
    »Und du warst sehr jung für deine elf Jahre«, sagte Mrs. Stanton und kaute nachdenklich.
    »So«, sagte Mary, »und Will ist das etwa nicht?«
    Einen Augenblick lang sahen alle Will an. Er blinzelte erschrocken im Kreis der nachdenklichen Gesichter umher, dann senkte er die gerunzelte Stirn auf den Teller, sodass nichts von ihm zu sehen war außer dem dicken Vorhang brauner Haare. Es war sehr verwirrend, von so vielen Leuten gleichzeitig angesehen zu werden, jedenfalls von mehr Leuten, als man selbst ansehen konnte. Er hatte beinahe das Gefühl, angegriffen zu werden. Und plötzlich war er ganz sicher, dass es irgendwie gefährlich sein konnte, wenn so viele Leute gleichzeitig an einen dachten. Als ob jemand, der feindlich gesinnt war, es
hören
könnte.
    »Will«, sagte Gwen schließlich, »ist für elf ziemlich alt.«
    »Beinahe alterslos«, sagte Robin. Sie hörten sich beide ganz ernst und unbeteiligt an, so als sprächen sie über einen Fremden, der weit weg war.
    »Hört jetzt auf«, sagte Paul ganz unerwartet. Er war der stillere der Zwillinge und das Familiengenie. Vielleicht war er wirklich eines: Er spielte Flöte und dachte kaum an etwas anderes. »Hast du für morgen jemanden zum Tee eingeladen, Will?«
    »Nein. Angus Macdonald ist über Weihnachten nach Schottland gefahren und Mike ist bei seiner Großmutter in Southall. Es ist mir auch egal.«
    Plötzlich entstand Bewegung an der Hintertür, ein kalter Luftzug kam herein, man hörte Stampfen und lautes Bibbern. Max steckte vom Flur her den Kopf in die Küche; sein langes Haar war feucht und mit weißen Sternchen besetzt. »Tut mir Leid, dass ich so spät komme, Mama, ich musste von der Heide aus zu Fuß gehen. Mensch — ihr solltet das da draußen sehen — ein richtiger Schneesturm.« Er blickte in die verdutzten Gesichter. »Wisst ihr nicht, dass es schneit?«
    Einen Augenblick lang hatte Will alles andere vergessen. Er stieß einen Freudenschrei aus und stürzte mit James auf die Tür zu: »Richtiger Schnee? Und dicht?«
    »Das will ich meinen«, sagte Max und übersprühte sie mit Wassertröpfchen, während er seinen Schal loswickelte. Er war der älteste der Brüder, wenn man Stephen nicht mitzählte, der seit Jahren bei der Marine war und selten nach Hause kam. »Hier.« Er öffnete die Tür einen Spalt und der Wind pfiff wieder herein. Draußen sah Will einen glitzernden weißen Nebel dicker Schneeflocken — weder Bäume noch Büsche waren zu sehen, nichts als wirbelnder Schnee.
    Ein Chor von lauten Protestschreien kam aus der Küche: »Macht die Tür zu!«
    »Da hast du deine Feier, Will«, sagte sein Vater. »Genau zur rechten Zeit.«
    Als

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