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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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das Schloss von Huntercombe der Glanzpunkt des Dorfes. Das Haus selbst konnte man von der Straße aus nicht sehen, aber der Park stieß an die Straße nach Huntercombe. Die Parkmauer, die aus einem hohen schmiedeeisernen Gitter und uraltem Ziegelmauerwerk bestand, erstreckte sich dem Hause der Stantons gegenüber in beide Richtungen. Eine Miss Greythorne, deren Familie das Anwesen seit Jahrhunderten besaß, wohnte dort, aber Will kannte die Dame nicht sehr gut; er bekam sie selten zu Gesicht, genau wie das Schloss, an das er sich nur unbestimmt als an eine Masse von hohen Backsteingiebeln und gotischen Kaminen erinnerte. Die Blumen, von denen Mer riman gesprochen hatte, bildeten geheime Höhepunkte in seinem Jahreslauf. Solange er sich erinnern konnte, war er zu Ende des Winters durch das Parkgitter geschlüpft, um eine bestimmte verzauberte Lichtung aufzusuchen und die sanften Schneeglöckchen, die den Winter vertreiben, zu betrachten, und später im Frühling die goldglänzenden Osterglocken. Er wusste nicht, wer die Blumen gepflanzt hatte; er war nicht einmal sicher, ob überhaupt jemand etwas von ihnen wusste. Jetzt glühte ihr Bild in seiner Erinnerung. Aber bald wurde es von drängenden Fragen verjagt.
    »Merriman? Wollen Sie sagen, dass diese Lichtung schon hunderte von Jahren da ist? Und die große Halle? Ist es ein Schloss, das vor dem Schloss da war, aus vergangenen Jahrhunderten? Und der Wald um uns herum, durch den ich gekommen bin, als ich den Schmied und den Reiter sah, gehört er zu — «
    Merriman sah ihn an und lachte, es war ein fröhliches Lachen, ganz unbeschwert. »Ich will dir noch etwas zeigen«, sagte er und führte Will durch den Wald hindurch, weg von der Lichtung, bis die Bäume und die Schneewehen endlich aufhörten. Vor sich sah Will nicht den engen Pfad vom Morgen, den er erwartet hatte — er sah die vertraute Huntercombe Lane des zwanzigsten Jahrhunderts und hinten, ein kleines Stück die Straße hinauf, erkannte er sein eigenes Vaterhaus. Vor sich hatten sie das Parkgitter, das durch den tiefen Schnee etwas niedriger wirkte; Merriman kletterte steifbeinig hinüber, Will schlüpfte durch seine altbekannte Lücke, dann standen sie auf der Straße mit den Schneewällen zu beiden Seiten.
    Merriman schob seine Kapuze zurück und hob den Kopf mit der weißen Mähne, als wolle er die Luft dieses neuen Jahrhunderts prüfen. »Du siehst, Will«, sagte er, »wir, die zum Kreis gehören, sind nur lose in die Zeit gebettet. Das Tor ist ein Durchgang in beide Richtungen, wir können sie wählen. Denn alle Zeiten sind gleichzeitig und die Zukunft kann manchmal die Vergangenheit beeinflussen, trotzdem die Vergangenheit eine Straße ist, die in die Zukunft führt ... aber die Menschen können das nicht verstehen. Auch du wirst es erst später verstehen. Wir haben auch noch andere Möglichkeiten, durch die Jahre zu reisen — die eine wurde heute Morgen benutzt, um dich etwa fünf Jahrhunderte zurückzubefördern. Dort bist du gewesen — in der Zeit des königlichen Forstes, der sich über den ganzen südlichen Teil dieses Landes erstreckte, von der Küste bei Southampton bis hierher zum Themsetal.«
    Er wies über die Straße hinweg zum flachen Horizont und Will erinnerte sich, dass er die Themse heute Morgen zweimal gesehen hatte: einmal zwischen den vertrauten Wiesen, einmal zwischen Bäumen begraben. Er sah Merriman an und bemerkte mit Erstaunen, mit welcher Anstrengung dieser versuchte, sich zu erinnern.
    »Vor fünfhundert Jahren«, sagte Merriman, »befahlen die Könige von England, dass diese Wälder nicht angerührt werden durften, auch wenn ganze Dörfer und Weiler dabei von ihnen verschlungen wurden, damit das Wild, die Rehe und Wildschweine und sogar die Wölfe, sich für die Jagd darin vermehren konnte. Aber über Wälder hat der Mensch keine Macht und die Könige wussten nicht, dass sie hier den Mächten der Finsternis eine Freistatt errichteten; dass SIE sonst in die Berge und die Wildnis des Nordens zurückgedrängt worden wären ... In diesen Wäldern bist du bis jetzt gewesen, Will. Im Wald von Anderida, wie man ihn damals nannte. In weit zurückliegender Vergangenheit. Du bist dort zu Beginn des Tages gewesen, bist durch den verschneiten Wald gegangen, du warst dort auf dem kahlen Hang der ChilternBerge; du warst immer noch dort, nachdem du durch das Tor gegangen warst. — Das war ein Symbol, deine erste Wanderung an deinem Geburtstag als einer der Uralten. Und dort in der

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