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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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Vergangenheit haben wir die Dame zurückgelassen. Ich wünschte, ich wüsste, wo und wann wir sie wieder sehen werden. Aber kommen wird sie, wenn sie kann.« Er zuckte mit den Schultern, als wollte er die schwere Last wieder abschütteln. »Und jetzt kannst du nach Hause gehen, denn du bist in deiner eigenen Welt.«
    »Und Sie sind auch darin«, sagte Will.
    Merriman lächelte. »Wieder einmal. Und mit gemischten Gefühlen.«
    »Wohin werden Sie gehen?«
    »Hin und her und rundherum. Ich habe einen Ort in der Gegenwart, genau wie du. Geh jetzt nach Hause, Will. Der nächste Teil der Aufgabe hängt vom Wanderer ab, er wird dich finden. Und wenn sein Ring neben dem ersten an deinem Gürtel befestigt ist, werde ich komm en .«
    »Aber — « Will hatte plötzlich den Wunsch, sich an ihn zu klammern, ihn zu bitten, dass er nicht weggehen möge. Sein Vaterhaus schien ihm nicht mehr ganz die unbezwingbare Burg, die es immer gewesen war.
    »Es wird dir nichts geschehen«, sagte Merriman freundlich. »Nimm die Dinge, wie sie kommen. Denke daran, dass die Mächte dich beschützen. Tu nichts Unüberlegtes, das dich in Schwierigkeiten bringen könnte, dann wird alles gut sein. Und wir werden uns bald wieder sehen, das verspreche ich dir.«
    »Also gut«, sagte Will unsicher.
    Ein plötzlicher Windstoß zerriss die Stille des Morgens, Schneefetzen wurden von den Bäumen am Straßenrand heruntergeschüttelt. Merriman schlang den Umhang enger um sich, der Saum schleifte eine Spur in den Schnee; er warf Will einen scharfen Blick zu, in dem sich Warnung und Ermutigung mischten, dann zog er sich die Kapuze übers Gesicht und schritt ohne ein Wort die Straße hinunter. Er verschwand um die Biegung beim Krähenwäldchen, wo es auf Dawsons Hof zuging.
    Will holte tief Atem, dann lief er auf das Haus zu. Im grauen Morgen lag die Straße still unter dem tiefen Schnee. Kein Vogel rührte sich oder zwitscherte, nichts regte sich. Auch im Haus herrschte völlige Stille. Er zog Jacke und Stiefel aus und ging die Treppe hinauf. Oben blieb er stehen und blickte hinaus. Kein großer Wald bedeckte jetzt die Erde. Der Schnee war genauso tief, aber er lag glatt auf den ebenen Wiesen des Tales bis zu den Biegungen der Themse hinunter.
    »Schon gut, schon gut«, erklang James' schläfrige Stimme aus einem Zimmer.
    Hinter der nächsten Tür hörte man Robin ungeniert gähnen. Er murmelte: »Gleich, gleich. Ich komme schon.«
    Gwen und Margaret kamen gleichzeitig aus ihrem gemeinsamen Schlafzimmer getaumelt, sie waren im Nachthemd und rieben sich die Augen.
    »Du brauchst nicht so zu brüllen«, sagte Margaret vorwurfsvoll zu Will.
    »Brüllen?« Er starrte sie an.
    »Wacht alle auf!«
Sie tat, als wolle sie jemanden nachäffen. »Ich möchte doch meinen, dass heute ein Feiertag ist.«
    Will sagte: »Aber ich — «
    »Lass nur«, sagte Gwen. »Vergib ihm, dass er uns heute wecken wollte. Schließlich hat er einen guten Grund.« Sie kam auf ihn zu und küsste ihn flüchtig auf den Kopf.
    »Viel Glück zum Geburtstag, Will«, sagte sie.

Das Zeichen aus Bronze
    »Angeblich soll es noch mehr schneien«, sagte die dicke Frau mit dem Einkaufsnetz zum Busschaffner.
    Der Busschaffner, der von den Westindischen Inseln stammte, schüttelte den Kopf und gab einen tieftraurigen Seufzer von sich. »Verrücktes Wetter«, sagte er, »noch ein solcher Winter und ich gehe nach Port of Spain zurück.«
    »Trösten Sie sich, mein Bester«, sagte die dicke Frau. »Sie werden so was nicht noch einmal erleben. Ich lebe jetzt sechsundsechzig Jahre im Themsetal und ich hab noch nie solchen Schnee erlebt, jedenfalls nie vor Weihnachten.«
    »Neunzehnhundertsiebenundvierzig«, sagte der Mann, der neben ihr saß, ein hagerer Mann mit langer spitzer Nase, »das war ein Schneejahr. Wahr und wahrhaftig. Wehen mehr als mannshoch, die ganze Huntercombe Lane und die Marsh Lane entlang und in der ganzen Heide. Man konnte zwei Monate lang überhaupt nicht durch die Heide gehen. Sie mussten Schneepflüge kommen lassen. Oh, das war ein Schneejahr.«
    »Aber nicht vor Weihnachten«, sagte die dicke Frau.
    »Nein, es war im Januar.« Der Mann nickte düster. »Nicht vor Weihnachten, nein — «
    Sie hätten bis zur Station Maidenhead so weitermachen können und vielleicht taten sie es auch, aber Will merkte plötzlich, dass sich seine Bushaltestelle näherte. Er sprang auf die Füße, raffte seine Päckchen und Beutel zusammen. Der Schaffner drückte den Knopf für

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