Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
Vom Netzwerk:
angehaltenen Zeit geschenkt worden war. Er war nicht mehr derselbe Will Stanton, der er noch vor einigen Tagen gewesen war. Jetzt und für immer, das wusste er, gehörte er in eine andere Zeitrechnung. Er war anders als alle, die er je gekannt und geliebt hatte ...
    Aber es gelang ihm, sich von diesen Gedanken loszureißen, auch von den beiden drohenden Gestalten der Finsternis. Denn heute war Weihnachten, das immer eine zauberhafte Zeit gewesen war, für ihn und alle Menschen. Dies war ein helles, strahlendes Fest, und während sein Zauber über der Erde lag, würde der gesegnete Kreis seiner Familie und seines Heims gegen alle Eindringlinge von draußen gefeit sein.
     
    Drinnen glitzerte und strahlte der Baum, die Luft war voller Weihnachtsmelodien, leckere Düfte kamen aus der Küche und in dem geräumigen Kamin des Wohnzimmers flackerte das riesige knorrige Julscheit leise vor sich hin. Will lag auf dem Teppich vor dem Kamin und starrte in den Qualm, der sich in den Schornstein hineinringelte. Plötzlich fühlte er sich sehr schläfrig. Auch James und Mary versuchten ein Gähnen zu unterdrücken und sogar Robin wollten die Lider zufallen.
    »Zu viel Punsch«, sagte James, als er sah, wie sein großer Bruder sich gähnend im Sessel räkelte.
    »Hau ab«, sagte Robin gemütlich.
    »Wer möchte ein Weihnachtspastetchen?«, sagte Mrs. Stanton, die mit einem riesigen Tablett voll Kakaotassen hereinkam.
    »James hat schon sechs im Schloss gegessen«, sagte Mary patzig.
    »Dann sind es jetzt acht«, sagte James, in jeder Hand ein Pastetchen.
    »Du wirst fett«, sagte Robin.
    »Besser fett zu werden als schon fett zu sein«, sagte James und wies mit vollem Mund auf Mary, deren rundliche Formen seit kurzem ihr größter Kummer waren. Marys Mundwinkel sanken, dann strafften sie sich und sie ging mit einem zischenden Geräusch auf ihn los.
    »Ho-ho-ho«, sagte Will mit tiefer Stimme von seinem Platz auf dem Fußboden. »Brave kleine Kinder zanken sich Weihnachten nicht.« Und da Mary ihm so nahe war, konnte er nicht widerstehen und packte sie am Fußgelenk. Sie fiel mit fröhlichem Geheul über ihn her.
    »Passt auf, das Feuer«, sagte Mrs. Stanton automatisch, aus jahrelanger Gewohnheit.
    »Au«, sagte Will, als seine Schwester ihn in den Magen boxte, und rollte sich aus ihrer Reichweite. Mary setzte sich auf und sah ihn mit plötzlicher Neugier an: »Warum in aller Welt hast du so viele Schnallen an deinem Gürtel?«, sagte sie.
    Will zog den Pullover hastig über seinen Gürtel, aber es war zu spät; alle hatten es gesehen. Mary streckte die Hand aus und zerrte den Pullover wieder in die Höhe. »Was für komische Dinger. Was ist das?«
    »Nur so ein Schmuck«, sagte Will grob. »Ich hab sie in der Schule im Werkunterricht gemacht.«
    »Da hab ich dich aber nie gesehen«, sagte James.
    »Dann hast du nicht richtig hingeguckt.«
    Mary berührte mit dem Zeigefinger das erste der Zeichen an Wills Gürtel und drehte sich heulend auf den Rücken. »Es hat mich verbrannt!«, schrie sie.
    »Sehr wahrscheinlich«, sagte ihre Mutter. »Will und sein Gürtel haben ganz nah beim Feuer gelegen und ihr werdet beide gleich drinliegen, wenn ihr euch weiter so rumwälzt. Kommt jetzt. Ein Glas Weihnachtskakao, ein Weihnachtspastetchen — und dann ins Weihnachtsbett.«
    Will rappelte sich dankbar auf. »Ich hole meine Geschenke, inzwischen kann der Kakao abkühlen.«
    »Ich auch.« Mary lief hinter ihm her. Auf der Treppe sagte sie: »Diese Schnallen sind wirklich hübsch. Mach mir doch nächstens eine als Brosche, ja?«
    »Vielleicht«, sagte Will und musste heimlich lachen. Über Marys Neugier brauchte man sich nicht zu beunruhigen, sie lief immer auf das Gleiche hinaus.
    Sie kletterten zu ihren Zimmern hinauf und kamen zurück, mit Päckchen beladen, die sie dem wachsenden Paketstapel unter dem Weihnachtsbaum hinzufügten.
    Will hatte sich, seit sie vom Weihnachtssingen zurück waren, eisern bemüht, nicht zu dem geheimnisvollen Stapel hinüberzublicken, aber es war ihm sehr schwer gefallen, besonders, da er einen riesigen Karton entdeckt hatte mit einer Aufschrift, die ganz deutlich mit W anfing. Wessen Name außer seinem fing schließlich mit W an ...? Er zwang sich, dem Paket keine Beachtung zu schenken, und stapelte seine Päckchen an einem freien Raum neben dem Baum.
    »Du guckst, James!«, rief Mary.
    »Das stimmt nicht«, sagte James. Aber dann, wahrscheinlich weil es Weihnachtsabend war: »Na, vielleicht hab ich's doch getan.

Weitere Kostenlose Bücher