Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
war nirgendwo zu sehen.
»Na, na«, sagte Max mit gerümpfter Nase, als er ins Esszimmer herunterkam. »Heute habe ich einen
wirklich
dreckigen alten Mann gesehen.«
»Der stank!«, sagte Barbara.
»Da sagst du mir nichts Neues. Papa und ich haben ihn gebadet. Mein Gott, du hättest ihn sehen sollen. Nein, das hättest du natürlich nicht. Das hätte dir den Appetit verdorben. Jedenfalls ist er jetzt so sauber wie ein neugeborenes Kind. Papa hat ihm sogar den Bart und das Haar gewaschen. Und Mama verbrennt seine grässlichen alten Kleider, sobald sie nachgeschaut hat, dass nichts Wertvolles in den Taschen ist.«
»Da besteht wohl keine Gefahr«, sagte Gwen, die beladen aus der Küche kam. »Hier, tu den Arm weg, die Schüssel ist heiß.«
»Wir sollten unser Silber wegschließen«, sagte James. »Was für Silber?«, sagte Mary höhnisch.
»Also dann Mamas Schmuck. Und die Weihnachtsgeschenke. Landstreicher klauen immer.«
»Dieser hier wird für die nächste Zeit nicht recht dazu in der Lage sein«, sagte Mr. Stanton, der mit einer Flasche Wein und einem Korkenzieher zu seinem Platz am Kopf des Tisches zurückkehrte. »Er ist krank. Und im Augenblick schläft er und schnarcht wie ein Kamel.«
»Hast du schon mal ein Kamel schnarchen hören?«, fragte Mary.
»Ja«, sagte ihr Vater. »Und ich bin auch schon auf einem geritten. Also. Wann kommt der Doktor, Max? Tut mir Leid, dass wir den armen Mann vom Weihnachtsessen wegholen.«
»Das tun wir gar nicht«, sagte Max. »Er ist bei einer Geburt und sie wissen noch nicht, wann er zurückkommt. Die Frau erwartet Zwillinge.«
»O mein Gott!«
»Nun, dem alten Kerl kann es nicht s6 schlecht gehen, wenn er schläft. Vielleicht braucht er nur Ruhe. Und doch kam er mir fiebrig vor, so unheimliche Sachen hat er geredet.«
Gwen und Barbara kamen mit neuen Schüsseln herein. In der Küche klapperte ihre Mutter verheißungsvoll mit der Backofentür. »Was für unheimliche Sachen?«, fragte Will.
»Der Himmel weiß«, sagte Robin. »Das war, als wir ihn aufhoben. Es hörte sich an wie eine ganz unmenschliche Sprache. Vielleicht kommt er vom Mars.«
»Täte er das doch nur«, sagte Will, »dann könnten wir ihn dorthin zurückschicken.«
Aber ein Schrei der Begeisterung übertönte seine Worte. Seine Mutter war strahlend mit dem glänzenden braunen Truthahn hereingekommen und niemand hatte Will gehört.
Während sie das Geschirr wuschen, hatten sie in der Küche das Radio angedreht.
»Heftige Schneefälle gehen über dem Süden und Westen Englands nieder«, sagte die unpersönliche Stimme. »Der Schneesturm, der seit zwölf Stunden über der Nordsee wütet, behindert immer noch die Schifffahrt an der Südostküste. Die Londoner Docks haben heute Morgen wegen Energieausfall und Transportschwierigkeiten, die durch die schweren Schneefälle und die niedrigen Temperaturen verursacht worden sind, geschlossen. Schneeverwehungen auf den Straßen haben in vielen abgelegenen Gegenden Dörfer vom Verkehr abgeschnitten, die Britische Eisenbahn ist durch Stromausfälle und kleinere Entgleisungen, die durch den Schnee verursacht wurden, stark behindert. Ein Sprecher forderte heute Morgen die Bevölkerung auf, Bahnreisen nur in äußersten Notfällen zu unternehmen.«
Man hörte Papier rascheln. Die Stimme fuhr fort: »Die ungewöhnlichen Stürme, die während der letzten Tage mit kurzen Unterbrechungen in Südengland gewütet haben, werden wahrscheinlich erst nach den Weihnachtsfeiertagen nachlassen, wie das Wetteramt heute Morgen verlautbarte. Die Brennstoffknappheit im Südosten hat sich verschlimmert und die Haushalte sind gebeten worden, zwischen neun Uhr morgens und Mittag und drei und sechs Uhr nachmittags keinerlei elektrische Heizkörper einzuschalten.«
»Der arme Max«, sagte Gwen. »Keine Züge. Vielleicht kann er per Anhalter fahren.«
»Hört doch mal zu!«
»Ein Sprecher der Vereinigten Automobilclubs sagte heute, dass im Augenblick dringend davon abgeraten wird, irgendwelche Straßen außer den Autobahnen zu benutzen. Er fügte hinzu, dass Autofahrer, die in schweren Schneewehen stecken bleiben, nach Möglichkeit bei ihrem Fahrzeug bleiben sollten, bis der Schneefall aufhört. Wenn der Fahrer sich seines Standortes nicht ganz gewiss ist und nicht weiß, dass er innerhalb von zehn Minuten Hilfe herbeiholen kann, sollte er auf keinen Fall den Wagen verlassen.«
Die Stimme fuhr, unterbrochen von Ausrufen und Pfiffen, fort, aber Will wandte sich ab, er hatte
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