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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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Gepäckstücken. Er trug einen Schulblazer und auf dem Gesicht den Ausdruck etwas verlegener Autorität; daneben stand ein Mädchen, das etwa gleich groß und dessen langes Haar zu einem Pferdeschwanz aufgebunden war. Ihr Gesicht zeigte einen bekümmerten Ausdruck. Ein kleiner Junge mit dichtem, fast weißem Haar saß gelassen auf einem Koffer und beobachtete ihr Näherkommen.
    »Wenn sie nichts von mir wissen«,
sagte er in der Gedankensprache der Uralten zu Merriman,
»dann werden sie mich wahrscheinlich gar nicht mögen.«
    »Das mag wohl sein«,
sagte Merriman.
»Aber unsere Gefühle sind ohne jede Bedeutung, verglichen mit der Dringlichkeit unserer Aufgabe.«
    Will seufzte.
»Halte Ausschau nach der Greenwitch«,
sagte er.

Kapitel 2
    »Ich denke, dich bringen wir hier unter, Jane«, sagte Merriman, indem er eine Schlafzimmertür öffnete. Er musste sich bücken, um hindurchzugehen. »Sehr klein, aber die Aussicht ist schön.«
    »Oh«, sagte Jane entzückt. Das Zimmerchen war weiß gestrichen, hatte fröhliche gelbe Vorhänge und auf dem Bett lag eine gelbe Steppdecke. Die Decke war schräg, sodass die eine Wand nur halb so hoch war wie die andere, es war gerade Raum genug für ein Bett, einen Frisiertisch und einen Stuhl. Aber das Kämmerchen schien voller Sonnenschein, auch wenn der Himmel hinter den Vorhängen grau war. Jane stand da und schaute nach draußen, während ihr Großonkel den Jungen ihr Zimmer zeigte, und sie fand, dass das Bild, das sich ihr durch das Fenster bot, das Beste von allem war.
    Sie befand sich hoch über der einen Hafenseite, schaute über die Boote und die Anlegestege, den Kai, auf dem Kisten und Hummerfallen gestapelt waren, und auf die kleine Konservenfabrik. Das ganze Getümmel des lebhaften Hafens spielte sich dort unten vor ihr ab, und zur Linken, jenseits der Hafenmauer und jenseits der dunklen Landzunge, die Kemare Head hieß, lag die See. Es war im Augenblick eine graue, weiß gesprenkelte See. Janes Blick wandte sich vom flachen Meereshorizont wieder dem Land zu, und sie schaute geradeaus auf die gegenüberliegende Hafenseite und die Straße, die dort schräg in die Höhe führte. Sie sah das hohe, schmale Haus, in dem sie im vergangenen Sommer gewohnt hatten. Das Graue Haus. Dort hatte alles begonnen.
    Simon klopfte an die Tür und steckte den Kopf herein. »He, du hast ja eine prima Aussicht. Unseres hat überhaupt keinen Ausblick, aber es ist ein nettes Zimmer, ganz lang und schmal.«
    »Wie ein Sarg«, sagte Barney mit hohler Stimme hinter der Tür.
    Jane kicherte. »Kommt rein, seht mal da drüben — das Graue Haus. Ich bin neugierig, ob wir Kapitän Dingsbums kennen lernen, von dem Gumerry es gemietet hatte.«
    »Toms«, sagte Barney. »Kapitän Toms. Und ich möchte Rufus wiedersehen. Ich hoffe, dass er sich noch an mich erinnert. Hunde haben doch ein gutes Gedächtnis, nicht wahr?«
    »Versuch mal, durch Kapitän Toms' Tür zu kommen, dann wirst du es herausfinden«, sagte Simon. »Wenn Rufus dich beißt, dann haben Hunde kein gutes Gedächtnis.«
    »Sehr komisch.«
    »Was ist das?«, sagte Jane plötzlich. »Still!«
    Sie standen ganz still. Man hörte nur die Geräusche der Autos und das Schreien der Möwen und dahinter das Murmeln der See. Dann hörten sie ein leises Klopfen.
    »Es ist auf der anderen Seite der Wand. Was ist das?«
    »Es hört sich an wie Morsezeichen. Wer kennt das Morsealphabet?«
    »Ich nicht«, sagte Jane. »Du hättest zu den Pfadfindern gehen sollen.«
    »Wir haben im vergangenen Jahr in der Schule ein bisschen darüber gelernt«, sagte Barney zögernd. »Aber ich weiß nicht mehr... wart mal. Das ist ein D... das kenn ich nicht... E... er... W... und S, das ist leicht. Jetzt fängt es wieder an. Was soll das — «
    »Drews«, sagte Simon plötzlich. »Jemand klopft Drews. Er ruft uns.«
    »Es ist dieser Junge«, sagte Jane. »Das Haus besteht aus zwei kleinen Häusern, die man miteinander verbunden hat. Er muss auf der anderen Seite der Wand genau das gleiche Zimmer haben.«
    »Stanton«, sagte Barney.
    »Stimmt, Will Stanton. Klopf ihm zurück, Barney.«
    »Nein«, sagte Barney.
    Jane starrte ihn an. Sein langes weißgelbes Haar war nach vorn gefallen und verhüllte sein Gesicht, aber sie konnte die Unterlippe sehen, die sich auf die störrische Weise vorschob, die ihr wohl bekannt war.
    »Warum denn nicht?«
    »Er hat jetzt aufgehört«, sagte Barney ausweichend.
    »Aber es schadet doch nicht, wenn man freundlich ist.«
    »Nun. Nein.

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