Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
Während Barney neben seinem älteren Bruder hertrabte, sah er ihn nachdenklich an. »Simon, du siehst wirklich grässlich aus. Ist tatsächlich alles in Ordnung?«
»Halt jetzt den Mund«, flüsterte Simon wütend. »Mir geht's gut. Mach jetzt, dass du vorankommst.«
»Schau!«, sagte Barney, als sie gleich darauf um die Ecke bogen. »Ein leer stehendes Haus!«
Ihnen gegenüber lag ein niedriges Bauernhaus aus grauem Stein, das offensichtlich unbewohnt war: Nichts regte sich weit und breit, alte Maschinenteile verrosteten auf dem Hof und mehrere Fenster waren zertrümmert und starrten sie wie schwarze Höhlen an. Das Strohdach eines Nebengebäudes war gefährlich eingesackt. Mit wilden Brombeerranken streckte der Wald seine Arme nach dem Haus aus.
»Kein Wunder, dass er in einem Wohnwagen wohnt. Glaubst du, dass er wirklich ein halber Zigeuner ist?«
»Ich bezweifle es«, sagte Simon. »Es ist nur eine bequeme Erklärung für sein fremdartiges Aussehen. Und für den Wohnwagen. Ich weiß nicht, warum, aber Gumerry wird es wissen. Hier ist der Pfad.« Er trat auf eine freie Stelle im dichten Gestrüpp neben dem alten Haus und sie bahnten sich den Weg über einen schmalen, brombeerüberwachsenen Pfad.
»Ich bin schrecklich hungrig«, sagte Barney. »Hoffentlich hat Mrs Penhallow Speck mit Eiern für uns vorbereitet.«
Simon sah sich um, sein Gesicht war immer noch verzerrt. »Ich muss mit Gumerry sprechen. Wir beide. Ich kann es jetzt nicht erklären, aber es ist ganz dringend.«
Barney starrte ihn an. »Aber er wird doch zu Hause sein.«
»Vielleicht. Aber sie haben schon vor Stunden gefrühstückt — sie werden unterwegs sein, um uns zu suchen.«
»Und wo?«
»Das weiß ich nicht. Wir könnten beim Grauen Haus anfangen.«
»Gut«, sagte Barney munter. »Dieser Pfad muss dort ganz in der Nähe herauskommen. Und wir können — «, plötzlich blieb er wie angewurzelt stehen und starrte Simon an, »Rufus! Er ist nicht mehr bei uns. Simon, wie schrecklich, ich habe ihn ganz vergessen! Wohin ist er verschwunden?«
»Er ist weggerannt. Das muss ich dir noch erklären.« Simon stapfte erschöpft den Pfad entlang. »Es hängt alles miteinander zusammen. Und wir müssen Großonkel Merry unbedingt finden, so schnell wir können, sonst geht etwas ganz schrecklich schief.«
»Hier oben ist nichts von ihnen zu sehen.« Will kam über die Klippen an der Spitze von Kemare Head zurückgeklettert.
»Nein«, sagte Merriman. Er stand da und sein weißes Haar wehte im Seewind wie eine Flagge.
»Vielleicht sind sie in die nächste Bucht hinuntergestiegen, zu den Felsen unten am Fuß«, sagte Jane. »Lasst uns da nachsehen.«
»Gut.«
»Wartet«, sagte Merriman. Als sie sich erstaunt umdrehten, hob er den Arm und wies landein auf die stille graue Gruppe der stehenden Steine, die auf die Bucht von Trewissick herunterschauten. Zuerst konnte Jane nichts bemerken. Dann sah sie einen braunroten Fleck, der sich sehr schnell auf sie zubewegte, einen Fleck, der in wenigen Augenblicken zur Gestalt eines verzweifelt rennenden Hundes wurde.
»Rufus!«
Der rote Setter kam, schlitternd und keuchend, vor ihnen zum Stehen. Er versuchte zu bellen, aber es kam nur ein heiseres, abgerissenes Husten heraus.
»Immer kommt er von irgendwoher herbeigerannt und versucht, einem etwas zu sagen«, sagte Jane mit ratloser Miene und hockte sich hin, um ihn zu streicheln. »Wenn er nur sprechen könnte. Willst du mitkommen, Rufus? Willst du uns helfen, Simon und Barney zu suchen?«
Aber es wurde bald klar, dass Rufus nichts anderes wollte, als dass sie mit ihm den Weg zurückgingen, den sie gekommen waren. Er sprang und winselte und bellte und sie folgten ihm.
Und als sie näher an die stehenden Steine herankamen, an die großen, monolithischen Granitblöcke, die in einer einsamen Gruppe im windgepeitschten Gras standen, sahen sie vom Dorf her Simon, Barney und Kapitän Toms auf sich zukommen. Sie bewegten sich langsam, der alte Mann, auf seinen Stock gestützt, hinkte; Jane konnte die Ungeduld der Jungen spüren, die am liebsten losgestürmt wären.
Merriman stand neben den Steinsäulen, als sie herankamen. Er sah Simon nur an und sagte: »Nun?«
»Er goss also ein paar Tropfen Öl in den Gral«, sagte Simon, »sodass es oben auf dem Wasser schwamm, und Barney musste sich hinsetzen und hineinstarren.«
»Wo denn hinsetzen?«, sagte Barney.
»An den Tisch. Im Wohnwagen. Es war ganz dunkel bis auf das komische grüne Licht, das von der
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