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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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die Schulter zurück; er war dem Pfad weiter gefolgt, sein Rad schiebend.
    Irgendetwas schien ihn verwandelt zu haben; er bot nicht mehr das Bild der Verzweiflung, das Will am Tag zuvor gesehen hatte.
    »Caradog Prichard wird nicht sehr erbaut sein«, sagte Bran ernsthaft. »Ich hatte zufällig mein Klappmesser in der Tasche, und zufällig kam ich an seinem Lieferwagen vorbei, als er nicht hinsah: Ich habe damit in seinen Hinterreifen gestochen und es kräftig hin- und herbewegt. Und weil ich schon dabei war, hab ich seinen Reservereifen auch noch behandelt. Du weißt doch, dass er den Reservereifen an der Seite des Wagens angeschraubt hat? Das ist ein Fehler, er sollte ihn drinnen aufbewahren.«
    Die Spannung in Will löste sich wie eine zurückschnellende Feder und er fing an zu lachen. Nachdem er einmal damit angefangen hatte, war es schwer, wieder aufzuhören. Bran verstummte, grinste, aus dem Grinsen wurde ein Glucksen, und es dauerte nicht lange, da bogen sie sich vor Lachen, brüllten, torkelten, hielten sich aneinander fest in einem wilden Heiterkeitsausbruch, während der Hund Pen fröhlich um sie herumsprang.
    »Stell dir sein Gesicht vor«, keuchte Will, »wenn er losrasen will, und puff! einen Platten hat und stocksauer aussteigt und ihn auswechselt und wieder losrasen will, und puff ...«
    Sie fingen von neuem an, bis sie kaum noch atmen konnten.
    Bran nahm die dunkle Brille ab und putzte die Gläser. »Natürlich«, sagte er, »wird dadurch auf die Dauer alles noch schlimmer, weil er genau wissen wird, dass ihm jemand absichtlich in die Reifen gestochen hat, und das wird ihn nur noch wilder machen.«
    »Das ist es wert«, sagte Will. Wieder beherrscht, aber heiter, sah er Bran etwas schüchtern von der Seite an. »He«, sagte er. »Nett, dass du gekommen bist, wenn man bedenkt ...«
    »Na ja«, sagte Bran. Er setzte seine Brille auf und wurde wieder unergründlich. Sein weißes Haar klebte in feuchten Strähnen auf seiner Stirn. Er schien noch etwas hinzufügen zu wollen, änderte aber seine Meinung. »Komm!«, sagte er, sprang auf sein Rad und begann, im Zickzackkurs dem sich durch den Farn windenden Pfad zu folgen.
    Will begann zu laufen. »Wohin gehen wir?«
    »Das mag der Himmel wissen!«
    Sie rannten in fröhlicher, unsinniger Jagd quer durch das Tal, über offene Hänge, in Mulden hinunter, über Hügel hinweg, zwischen runden, flechtenbewachsenen Felsen hindurch, durch Farn, Gras, Heidekraut und Stechginster und oft auch, auf feuchterem Boden in der Nähe eines der Bäche, die den Fluss speisten, durch Schilf und Schwertlilienblätter. Sie hatten sich weit vom See entfernt; jetzt befanden sie sich im Zentrum des Tales, offenem Weideland, das weiter unten, hinter den aufragenden Hügeln, in das Ackerland von Clwyd und Prichards Anwesen überging.
    Plötzlich machte Bran Halt und stolperte zur Seite. Will dachte, er sei gestürzt, und lief zu ihm, um ihm zu helfen, aber Bran packte ihn am Arm und zeigte aufgeregt über das Heideland. »Dort drüben! Auf der Straße! Da ist eine Kurve, die sich weit nach unten zieht und auf der man Autos schon von weitem kommen sieht. Ich bin beinah sicher, dass ich eben Prichards Lieferwagen erkannt habe!«
    Will hielt Pen am Halsband fest und sah sich nach allen Richtungen um. »Wir müssen uns verstecken — hinter den Felsen da drüben?«
    »Warte! Ich weiß jetzt, wo wir sind! Es gibt einen besseren Platz, nur ein kleines Stück höher. Komm!« Bran rannte wieder los. Der große Schäferhund glitt Will aus der Hand und sprang hinter Bran her. Will lief, so schnell er konnte. Sie wichen einer Gruppe von Bäumen aus, und etwas weiter weg, hinter einer niedrigen, verfallenen Mauer, schimmerten graues Gestein und Schiefer auf. Das Häuschen sah von der Rückseite ganz anders aus. Will erkannte es erst, als es zu spät war. Bran hatte die verwitterte Hintertür aufgestoßen und war hineingerannt, bevor Will ihn davon abhalten konnte, und es blieb ihm nichts anderes übrig, als Bran zu folgen.
    Den Blicken des Grauen Königs ausgesetzt und mit dem Gefühl, die Macht der Finsternis bedränge ihn plötzlich und kraftvoll wie eine riesige Hand, stolperte er hinter dem Hund und dem weißhaarigen Jungen in das kleine Haus, aus dem die
milgwn
das verletzte Schaf gestohlen hatten, das Haus, in dem Owen Davies um die Frau gekämpft hatte, die Bran geboren und verlassen hatte, das Haus, das jetzt mehr denn je heimgesucht war von der Bösartigkeit der sich erhebenden

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