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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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Finsternis.
    Aber Bran lehnte heiter und ahnungslos sein Fahrrad gegen eine Wand. »Ist es nicht ideal? Es ist eine alte Schäferkate, aber seit Jahren hat sie niemand benutzt ... schnell, hierher, halt den Kopf runter ...«
    Sie kauerten neben dem Fenster, während Pen still neben ihnen lag, und sahen durch die schartige Öffnung den kleinen grauen Lieferwagen in etwa fünfzig Metern Entfernung auf der Straße vorbeifahren. Prichard fuhr langsam. Sie sahen, wie er von einer Seite zur anderen spähte und die Umgebung absuchte. Er warf einen gleichgültigen Blick auf das kleine Haus und fuhr weiter.
    Der Lieferwagen verschwand auf der Straße zum Tal y Llyn. Bran lehnte sich zurück gegen die Wand. »Puh! Glück gehabt!«
    Aber Will hörte ihm nicht zu. Er war zu sehr damit beschäftigt, sich gegen die rasende Bösartigkeit des Grauen Königs abzuschirmen. Er sagte mit zusammengebissenen Zähnen langsam und schleppend: »Lass ... uns ... hier ... verschwinden ...«
    Bran starrte ihn an, stellte aber keine Fragen. »In Ordnung. Tyrd
yma,
Pen.« Er wandte sich dem Hund zu und plötzlich wurde seine Stimme so hoch wie der Wind in den Telefondrähten. »Pen! Was ist? Sieh nur, Will ...«
    Der Hund lag flach auf dem Bauch, die vier Beine von sich gestreckt, den Kopf seitlich auf den Boden gestützt. Es war schrecklich, unnatürlich, eine unmögliche Stellung für ein normales Lebewesen. Ein leises pfeifendes Winseln drang aus seiner Kehle, aber er bewegte sich nicht. Es war, als hielten unsichtbare Nadeln ihn mit Gewalt am Boden fest.
    »Pen!«, sagte Will entsetzt. »Pen!« Aber er konnte den Kopf des Hundes nicht anheben. Es waren keine natürlichen Umstände, die das Tier lähmten. Nur ein Zauber konnte ihn so eng am Boden festhalten, ohne dass eines Menschen Hand ihn bewegen konnte.
    »Was hat das zu bedeuten?« In Brans Gesicht stand Angst.
    »Es ist der Brenin Llwyd«, sagte Will. Seine Stimme kam Bran tiefer vor, klingender. »Es ist der Brenin Llwyd, und er hat das Angebot vergessen, das er mir machte, als wir gestern miteinander sprachen. Er hat vergessen, dass er mir eine Nacht und einen Tag Zeit gegeben hat.«
    »Du hast mit ihm gesprochen?«
Bran hörte seine eigene Stimme als gebrochenes Flüstern herauskommen und er kauerte regungslos neben dem Fenster.
    Aber wieder hörte Will ihm nicht zu. Er sprach, halb zu sich selbst, in dieser seltsamen Erwachsenenstimme. »Es richtet sich nicht gegen mich, sondern gegen den Hund. Also indirekt, eine böse Absicht steckt dahinter. Ich frage mich ...«
    Er hielt inne und sah Bran an, warnend den Finger auf ihn gerichtet. »Du kannst mir zusehen, wenn du willst, obwohl du es besser nicht tätest, aber du darfst keinen Ton sagen und keine Bewegung machen. Keine einzige.«
    »In Ordnung«, sagte Bran.
    Er kauerte in einer Ecke auf den schmutzigen, zerbrochenen Schieferplatten des Bodens und sah Will zur Mitte des Raumes gehen, um sich neben den in so scheußlicher Stellung am Boden haftenden Hund zu stellen.
    Will bückte sich und hob ein Stück Holz auf aus dem Abfall der vielen Jahre, der überall herumlag. Er berührte den Boden vor seinen Füßen damit, drehte sich und zog mit der Spitze des Holzstückes einen Kreis um Pen und sich selbst. Wo der Kreis schon gezogen war, sprang eine blaue Flamme auf, und als er geschlossen war, entspannte sich Will und stand hoch aufgerichtet da, wie jemand, dem eine schwere, bedrückende Last abgenommen worden ist. Er hob das Holzstück senkrecht nach oben, über seinen Kopf hinweg, sodass es die niedrige Decke berührte, und sprach ein paar Worte in einer Sprache, die Bran nicht verstand.
    Es schien sehr dunkel zu werden in dem Raum, sodass Brans schwache Augen, blinzelnd, nur den blauen Ring aus kaltem Feuer mit Wills schattenhafter Gestalt in der Mitte erkennen konnten. Aber dann sah er, dass ein anderes Licht zu glühen begann: ein kleiner blauer Funke, irgendwo in der gegenüberliegenden Ecke, der stetig heller wurde, bis er mit einer solchen Leuchtkraft strahlte, dass Bran wegschauen musste.
    Will sagte etwas, scharf und zornig, in der Sprache, die Bran nicht verstand. Der Kreis aus blauen Flammen loderte auf und fiel zusammen, loderte wieder auf und fiel zusammen, dreimal, und erlosch dann plötzlich. Im gleichen Augenblick herrschte wieder helles Tageslicht in dem Häuschen und der strahlende Lichtstern war verschwunden. Bran atmete langsam tief aus, während er sich umsah, und versuchte festzustellen, wo das Licht gebrannt

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