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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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hatte. Aber der Raum schien jetzt so anders und alltäglich, dass er es nicht sagen konnte. Er konnte sich auch nicht vorstellen, wo der Kreis auf den Boden gezogen worden war, obwohl er wusste, dass es um Will herum gewesen war.
    Will, der regungslos dort stand, war das Einzige im Raum, was sich nicht völlig verändert hatte in der einen Sekunde — und sogar er schien wieder einmal ein anderer zu sein, ein Junge, wie er vorher gewesen war, aber er sah sich gereizt auf dem Boden um, als suche er eine Murmel, die davongekullert war.
    Er sah Bran an und sagte verdrießlich: »Komm und sieh dir das an.« Dann ging er, ohne zu warten, bis Bran sich nervös aufgerappelt hatte, in die andere Ecke des Raumes, kauerte sich nieder und fing an, in einem kleinen Stapel von Gesteinsbrocken zu wühlen, die dort wahllos zusammengeworfen zwischen dem Schutt lagen. Er schob sie zur Seite und machte einen Platz frei, auf dem allein ein kleiner weißer Kieselstein lag. Er sagte zu Bran: »Heb ihn auf.«
    Verwirrt streckte Bran die Hand aus und wollte den Kiesel aufheben, aber er stellte fest, dass er es nicht konnte. Er zerrte mit den Fingern daran. Er stand auf, spreizte die Beine und versuchte, ihn mit Daumen und Zeigefingern vom Boden zu lösen. Er starrte den Kieselstein an, dann Will.
    »Er gehört zum Boden. Muss er ja.«
    »Der Boden besteht aus Schiefer«, sagte Will. Er hörte sich immer noch verdrießlich an, beinah gereizt.
    »Nun ... ja. Im Schiefer sind keine Steine, das stimmt. Aber trotzdem ist er irgendwie befestigt. Ein Stück Quarz. Es rührt sich nicht von der Stelle.«
    »Es ist ein Wachstein«, sagte Will mit jetzt ausdrucksloser und müder Stimme. »Die Wachsamkeit des Grauen Königs. Ich hätte es mir denken können. Der Stein, an diesem Ort, ersetzt ihm Augen und Ohren und Mund. Durch ihn — nur weil er dort liegt — weiß er nicht nur alles, was hier geschieht, sondern kann auch seine Macht benutzen, um gewisse Dinge zu bewirken. Nur gewisse Dinge. Nicht irgendeinen wirklich großen Zauber. Aber er kann zum Beispiel Pen dort so lähmen, dass wir ihn genauso wenig von der Stelle bewegen können wie den Wachstein selbst.«
    Bran kniete bekümmert neben dem Hund nieder und streichelte den so unnatürlich gegen den Boden gedrückten Kopf. »Aber wenn Caradog Prichard uns hier aufspürt — es wäre möglich, seine Hunde könnten es —, wird er Pen einfach erschießen, wo er liegt. Und wir können nichts dagegen unternehmen.«
    Will sagte bitter: »Stimmt genau.«
    »Aber Will, das darf nicht geschehen. Du musst etwas tun!«
    »Es gibt nur eins, was ich tun kann«, sagte Will. »Wenn ich dir auch aus offensichtlichen Gründen nicht sagen kann, was es ist, mit dem Ding da auf dem Boden. Es bedeutet, dass ich dein Fahrrad leihen muss. Aber ich weiß nicht, ob du allein hier bleiben solltest.«
    »Jemand muss es tun. So können wir Pen nicht hier lassen. Nicht ganz allein.«
    »Ich weiß. Aber der Wachstein ...« Will funkelte den Kieselstein an, als sei er ein kleines Kind, das einen zur Raserei bringt, weil es etwas an sich drückt, was viel zu wertvoll für das Kind ist. »Es ist keine besonders starke Waffe«, sagte er, »aber eine der ältesten. Wir alle benutzen sie, sowohl das Licht wie auch die Finsternis. Es gibt bestimmte Regeln. Keiner von uns kann in seinen Handlungen von einem Wachstein wirklich beeinträchtigt werden — nur beobachtet. Der elende Kieselstein da kann dem Grauen König eine Vorstellung von dem vermitteln, was ich hier tue und sage. Eine allgemeine Vorstellung, wie ein Bild — glücklicherweise nicht so genau wie ein Fernsehapparat. Er kann mir keinen Schaden zufügen oder mich davon abhalten, das zu tun, was ich tun will — außer durch die Art, wie er Gegenstände beherrscht. Ich meine, er kann mir nicht wirklich schaden, weil ich ein Uralter bin, aber er
kann
die Macht der Finsternis übertragen — oder die des Lichts, wenn er zufällig einem Uralten gehört —, um Menschen, Tiere und Dinge der Erde zu beeinflussen. Er kann es Pen unmöglich machen, sich zu bewegen, und es mir dadurch unmöglich machen, ihn zu bewegen. Verstehst du? Wenn du also hier bleibst, kann man nicht voraussagen, was er dir antun könnte.«
    Bran sagte eigensinnig: »Das ist mir egal.« Er saß mit gekreuzten Beinen neben dem Hund. »Er kann mich nicht töten, oder?«
    »O nein.«
    »Gut. Dann bleibe ich also hier. Mach dich auf den Weg, nimm das Rad.«
    Will nickte, als ob er das erwartet hatte. »Ich

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