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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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sprang neben Will. Der Nerz lief mit entblößten Zähnen direkt auf Stephen zu, als wolle er ihn angreifen. Will hielt den Atem an vor Entsetzen, aber im letzten Moment lief die Kreatur zwischen Stephens Beinen hindurch. Selbst dann flüchtete die kleine Bestie nicht sofort; sie sprang in einen Haufen verängstigter Hühner, packte eins am Hals und biss ins Genick, sodass das Huhn sofort erschlaffte. Der Nerz ließ es fallen und floh in die Nacht.
    James stampfte erbittert mit dem Fuß auf. »Die Hunde! Wo sind die Hunde?«
    Ein Lichtstrahl bewegte sich vor der Küchentür. »Barbara hat sie nach Eton gebracht, um ihnen das Fell stutzen zu lassen«, sagte die Stimme seiner Mutter. »Sie ist spät dran, weil sie euren Vater abholt.«
    »O
verdammt!«
    »Ich bin völlig deiner Meinung«, sagte seine Mutter milde, »aber so ist es eben.« Sie trat mit der Lampe zu ihnen. »Sehen wir uns den Schaden mal an.«
    Der Schaden war beträchtlich. Nachdem die Jungen die laut gackernden jungen Hühnchen von ihren toten Gefährten getrennt hatten, lagen sechs dicke tote Hühner in einer Reihe da. Alle waren durch einen tiefen Biss ins Genick getötet worden.
    Mary fragte bestürzt: »Aber so viele? Warum so viele? Das Biest hat nicht einmal versucht, auch nur ein einziges mitzunehmen.«
    Mrs Stanton schüttelte verwirrt den Kopf. »Ein Fuchs bringt ein Huhn um und läuft schnell mit ihm davon. Das gibt wenigstens einen Sinn, finde ich. Ihr sagt, das war ein
Nerz?«
    »Ich bin ganz sicher«, sagte James. »Es stand etwas darüber in der Zeitung. Außerdem haben wir heute Nachmittag einen an der Themse gesehen.«
    Stephen sagte trocken: »Sieht so aus, als hätte er nur Spaß dran gehabt, unsere Hühner umzubringen.«
    Will stand etwas abseits an die Wand des Stalles gelehnt. »Töten, um zu töten«, sagte er.
    James schnalzte mit den Fingern. »Das stand auch in der Zeitung. Warum sie Schädlinge sind. Sie seien außer dem Iltis die einzigen Tiere, die um des Tötens willen töten. Nicht nur wenn sie hungrig sind.«
    Mrs Stanton hob zwei der schlaffen toten Hühner vom Boden auf. »Nun«, sagte sie resigniert, »bringt sie ins Haus. Wir müssen eben das Beste draus machen und hoffen, dass das kleine Ungeheuer sich nicht die besten Legehennen ausgesucht hat. Und es soll nur versuchen, noch einmal zu kommen ... Steve, bringst du die Übrigen in den Stall?«
    »Klar«, sagte Stephen.
    »Ich helf dir«, sagte James. »Mensch, hast du Glück gehabt, Steve. Ich dachte, es würde auf dich losgehen. Was es wohl davon abgehalten hat?«
    »Ich schmecke nicht gut.« Stephen blickte zum Himmel auf. »Seht euch den Mond an. Wir brauchen fast keine Taschenlampe ... Kommt. Holz, Nägel, einen Hammer. Wir werden den Hühnerauslauf für alle Zeiten nerzsicher machen.«
    Will sagte: »Er wird nicht wiederkommen.« Er blickte auf die Blüte des Ackergauchheils, die welk und vergessen aus Stephens Knopfloch hing.
»Gut gegen giftige Tiere.
Er wird nicht wiederkommen.«
    James sah ihn scharf an. »Du siehst komisch aus. Alles okay?«
    »Natürlich«, sagte Will und versuchte, den Aufruhr in seinem Kopf zu bekämpfen. »Natürlich bin ich okay. Natürlich ...«
    Es wirbelte in seinem Kopf, wie ein Schwindelanfall, nur dass es auch sein Gefühl für Zeit zu zerstören schien, für das, was jetzt war, und das, was früher oder später geschah. War der Nerz verschwunden oder jagten sie immer noch hinter ihm her? War er überhaupt schon gekommen; würde er sie gleich angreifen, würden die Hühner mit ihrem schrecklichen, verängstigten Gackern beginnen? Oder war er ... irgendwo ... an einem ganz anderen Ort ...?
    Er schüttelte den Kopf.
Noch
nicht.
Noch
nicht. »Dads Werkzeugkasten ist jetzt im Stall. Er hat ihn dort untergebracht«, sagte er.
    »Dann kommt also.« Stephen ging voran in das Nebengebäude aus Holz, das sie Stall nannten, obwohl es diese Bezeichnung kaum verdiente. Ihr Haus war einmal das Pfarrhaus gewesen, nie ein Bauernhaus, aber die Hühner und Kaninchen, die ihre auf einem Bauernhof aufgewachsene Mutter hielt, genügten, um diesen Namen zu rechtfertigen.
    James schaltete die elektrische Beleuchtung an und sie blieben blinzelnd stehen; dann suchten sie Hammer, Kneifzange, dicke Nägel, Maschendraht und mehrere übrig gebliebene Stücke von Tischlerplatten zusammen.
    »Genau richtig«, sagte Stephen.
    »Dad hat letzte Woche einen Kaninchenstall gebaut. Das ist übrig geblieben.«
    »Lasst das Licht an. Es wird für draußen

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