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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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tritt ein.«
    Will trat vor und öffnete die Augen. Er stand dort und lächelte die hoch gewachsene, in eine Robe gehüllte Gestalt mit der kühnen, stolzen Nase und der weißen Haarmähne an. Es war lange her, seit sie sich gesehen hatten.
    »Merriman!«,
sagte er. Sie gingen aufeinander zu und umarmten sich.
    »Wie geht es dir, Uralter?«, fragte der hoch gewachsene Mann. »Gut, danke.«
    »Uralter zum Uralten«, sagte der andere Mann leise. »Der erste und älteste von ihnen und der letzte und jüngste. Auch ich begrüße dich, Will Stanton.«
    Will sah die klaren blauen Augen in dem wettergebräunten Gesicht, den kurzen grauen Bart, das noch braune, aber mit grauen Strähnen durchzogene Haar. Er ließ sich auf ein Knie nieder und beugte den Kopf. »Mein Gebieter.«
    Sein Gegenüber beugte sich in dem knarrenden Lederstuhl vor und berührte zur Begrüßung kurz Wills Schulter. »Ich freue mich, dich zu sehen. Erhebe dich jetzt und begib dich zu deinem Meister. Dieser Teil der Zeit ist nur für euch beide bestimmt und es gibt viel zu tun.«
    Er stand auf, schob seinen kurzen Umhang über eine Schulter zurück und schritt geräuschlos in seinen weichen Schuhen über den gemusterten Mosaikboden zur Tür. Obwohl er einen Kopf kleiner als der hoch gewachsene Merriman war, ging von ihm eine Autorität aus, die ihn jedem anderen Mann überlegen machte. »Ich werde mir das Ergebnis der neuen Zählung von Männern anhören«, sagte er, sich in der Tür noch einmal umwendend, während hinter ihm das Klappern und Rasseln von Speeren ertönte, als die Wachen die Waffen präsentierten. »Eine Nacht und ein Tag. Sei schnell, mein Löwe.«
    Dann war er verschwunden, als habe sein Umhang ihn im Wirbel davongetragen.
    Will sagte: »Die Wachen da draußen haben mich nicht angerufen.«
    »Man hat ihnen gesagt, dass du erwartet wirst«, sagte Merriman. Ein etwas mühsames Lächeln lag auf seinem düsteren, mageren Gesicht, während er auf Will hinunterschaute. Dann lehnte er mit einem tiefen Atemzug und einem Seufzer den Kopf zurück. »Nun, Will, wie läuft es bei euch, in der zweiten großen Erhebung? Denn dieses hier und jetzt ist die erste und es sieht nicht gut aus.«
    »Ich verstehe nicht, musst du wissen«, sagte Will.
    »Nein, Uralter? Nach all meinem Unterricht und dem Studieren des Buches von Grammarye verstehst du immer noch nicht, wie Zeit sich dem Bewusstsein der Menschen entzieht? Vielleicht bist du selbst den Menschen noch zu nahe ... Nun ja.« Er setzte sich unvermittelt auf eine lange Couch mit geschwungenen Armlehnen. Es befanden sich nur wenige Möbel in dem hohen quadratischen Raum; an den verputzten, gestrichenen Wänden schimmerten bunte Bilder vom Sommer auf dem Land, Sonnenschein, Feldern und goldenen Ernten. »Seit Menschengedenken, Will«, sagte er, »hat es zwei große Erhebungen der Finsternis gegeben. Eine während der Zeit, in der du als Mensch geboren wurdest. Die andere findet hier und jetzt statt, fünfzehn Jahrhunderte früher, und in ihr muss mein Gebieter Arthur einen Sieg erringen, der lange genug anhält, um diese plündernden Eindringlinge von der Finsternis zu trennen, die sie antreibt. Du und ich haben eine Rolle zu übernehmen in der Verteidigung gegen diese beiden Erhebungen. Um es genau zu sagen: die gleiche Rolle.«
    »Aber ...«, begann Will.
    Merriman zog eine seiner buschigen weißen Augenbrauen hoch und sah ihn von der Seite an. »Wenn du es wagst,
du,
zu fragen, wie es möglich ist, dass jemand aus der Zukunft beteiligt sein kann an etwas, was, um diesen törichten Ausdruck zu benutzen, schon geschehen ist ...«
    »O nein«, sagte Will, »das werde ich nicht. Ich erinnere mich an etwas, was du einmal zu mir gesagt hast, vor langer Zeit —« Er krauste die Stirn, um seinem Gedächtnis die richtigen Worte zu entlocken.
»Denn alle Zeiten bestehen nebeneinander,
sagtest du,
und die Zukunft kann manchmal die Vergangenheit beeinflussen, auch wenn die Vergangenheit eine Straße in die Zukunft ist.«
    Ein leichtes zustimmendes Lächeln huschte über Merrimans ernstes Gesicht. »Und darum muss jetzt der Kreis des Lichts zusammengerufen werden von Will Stanton, dem Zeichensucher, dem es einst gelang, die Sechs Zeichen des Lichts zu einem Kreis zu vereinen. Er muss zusammengerufen werden, damit durch dieses eine Zusammentreffen den Menschen dieser Welt geholfen werden kann, sowohl in der Zeit Arthurs als auch in der Zeit, aus der du kommst.«
    »Ich muss also«, sagte Will, »die Zeichen aus

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