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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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reichen.«
    Ein Lichtstrahl fiel durch das staubige Fenster in die Nacht hinaus. Sie fingen an, Maschendraht zurechtzuschneiden und Bretter anzupassen, an der Seite des Auslaufs, wo der Nerz sich hineingezwängt hatte.
    »Will, sieh mal nach, ob du drinnen noch ein anderes Brett findest, etwa dreißig Zentimeter länger als dieses.«
    »Okay.«
    Und dann begann wieder das Wirbeln in seinem Kopf und brachte seine Sinne in Verwirrung und der Wind schien ihm ins Gesicht zu blasen. Tap-tap-tap tap-tap-tap ... Das Gehämmer schien sich zu verändern zu einem hohlen metallischen Geräusch, als ob Eisen gegen Eisen schlage. Taumelnd lehnte Will sich an die Stallwand. Der Lichtstrahl war verschwunden, ebenso der Mond. Der Wechsel kam ohne weitere Warnung: ein Zeitrutsch, der so vollständig war, dass er im Bruchteil einer Sekunde keine Spur von Stephen oder James mehr sehen konnte, noch irgendeinen vertrauten Gegenstand oder ein Tier oder einen Baum, den er kannte.
    Die Nacht war dunkler als vorher. Er hörte ein knarrendes Geräusch, das er nicht einordnen konnte. Er stellte fest, dass er immer noch an eine Wand gelehnt stand, aber es war eine Wand aus einem anderen Material; seine Finger, die Holz berührt hatten, spürten jetzt große, mit Mörtel zusammengefügte Steinblöcke. Es war so warm wie in seiner eigenen Zeit. Von der anderen Seite der Wand konnte er Stimmen hören. Zwei Männer. Und beide Stimmen waren Will so vertraut — Stimmen aus der anderen Seite seines Lebens, die seine Familie nie berührt oder gesehen hatte —, dass ihm eine Gänsehaut über den Nacken lief und die Freude in seiner Brust anschwoll wie ein Schmerz.
    »Also, Badon.« Eine tiefe, ausdruckslose Stimme.
    »Es wird nicht anders gehen.«
    »Denkt Ihr, dass Ihr sie zurücktreiben könnt?«
    »Ich weiß es nicht. Weißt du es?« Die zweite Stimme war fast ebenso tief, aber die Wärme des Gefühls ließ sie leichter klingen, eine innere Heiterkeit von ihr ausgehen.
    »Ja. Ihr werdet sie zurücktreiben, mein Gebieter. Aber es wird nicht für immer sein. Diese Männer mögen vertrieben werden, aber die Kräfte der Natur, die sie verkörpern, sind bis jetzt noch nie für lange zurückgetrieben worden.«
    Die warme Stimme seufzte. »Du hast Recht. Diese Insel ist dem Untergang geweiht, es sei denn ... Ich weiß, dass du Recht hast, mein Löwe. Ich weiß es, seit ich ein Junge war. Seit jenem Tag ...« Er hielt inne. Es entstand eine lange Pause.
    Der erste Mann sagte verständnisvoll: »Denkt nicht daran.«
    »Du weißt also davon? Ich habe noch nie zu jemandem davon gesprochen. Ja, natürlich musst du es wissen.« Er lachte leise; es klang eher nach Zuneigung als nach Belustigung. »Warst du dabei, Uralter? Du? Ich nehme an, du musst dabei gewesen sein.«
    »Ja, ich war dabei.«
    »Die besten Männer Britanniens dahingeschlachtet. Jeder einzelne. Dreihundert Anführer bei dem einen Zusammentreffen,
dreihundert!
Erstochen, erwürgt, erschlagen, auf ein einziges Zeichen hin — ich sah ihn sogar das Zeichen geben, weißt du das? Ich, ein siebenjähriger Junge ... Alle tot. Mein Vater unter ihnen. Das Blut floss in Strömen, das Gras war rot, und die Finsternis begann, sich über Britannien zu erheben ...« Die Worte erstickten ihm fast die Stimme.
    Die tiefe Stimme sagte grimmig und kalt: »Sie wird sich nicht für immer erheben.«
    »Nein, bei Gott, das wird sie nicht!« Er hatte sich wieder gefangen. »Und in wenigen Tagen wird Badon das zeigen.
Mons Badonicus, mons felix.
Lass uns also hoffen.«
    »Die Zusammenkunft hat begonnen und Männer aus allen Ecken des Euch ergebenen Britanniens versammeln sich«, sagte der erste. »Und heute Nacht wird der Kreis einberufen, der Kreis der Uralten, um dieser Notlage zu begegnen.«
    Will stand aufgerichtet da, als hätte jemand seinen Namen gerufen. Er war jetzt so tief in dieser Zeit, dass man ihn nicht zu rufen brauchte. Er dachte nicht einmal, nur sein Bewusstsein war geschärft. Er drehte sich um, sah einen Lichtschimmer zwischen Tür und Steinwand und ging auf die Tür zu. Er zuckte zusammen bei dem Anblick von zwei mit Schwert und Speer bewaffneten Gestalten vor ihm, die links und rechts neben der Tür standen. Aber sie bewegten sich nicht, standen still und sahen geradeaus.
    Will griff nach dem schweren gewebten Vorhang, der vor dem Eingang hing, und zog ihn zur Seite. Helles Licht blendete ihn; er blinzelte und bedeckte die Augen mit dem Arm.
    »Ah, Will«, sagte die tiefere Stimme. »Tritt ein,

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