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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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die Schubkarre entleerte.
    »Das macht noch mehr Arbeit, nicht weniger.« James ließ den Kopf noch trauriger hängen. »Erst um sie herum mähen. Dann nachschneiden.«
    »Nun geh schon«, sagte sein Vater. »Bevor ich in Tränen ausbreche.«
    Will nahm den Grasbehälter und hängte ihn wieder an den Mäher. »Bis später, James«, sagte er fröhlich.
    »Du bist auch noch nicht fertig, mein Freund«, sagte Mr Stanton. »Stephen braucht Hilfe beim Aufbinden der Rosen.«
    Von der Mauer des Vordergartens her ertönte ein unterdrückter Fluch; Stephen, umgeben von den wuchernden Zweigen einer Kletterrose, lutschte an seinem Daumen.
    »Ich glaube, du hast Recht«, sagte Will.
    Grinsend zog sein Vater die Schubkarre wieder hoch und schubste James und den Rasenmäher vor sich her über die Auffahrt. Will wollte gerade über den Rasen gehen, als seine ältere Schwester Barbara aus dem Haus kam.
    »Gleich gibt es Tee«, sagte sie.
    »Gut.«
    »Wir wollen draußen sitzen.«
    »Gut, besser, am besten. Komm und lass uns Steve bei seinem Kampf mit den Rosen helfen.«
    Kletterrosen wuchsen in großen Büscheln und Klumpen roter Blüten entlang der alten Steinmauer, die das Grundstück zur Straße abgrenzte, und überwucherten sie. Vorsichtig entwirrten sie die am wildesten wuchernden Zweige, schlugen Pfähle in den Boden und banden die Zweige hoch, um den üppigen Blütenschmuck vom Boden fern zu halten.
    »Au!«, rief Barbara zum fünften Mal, als ein widerspenstiger Spross eine dünne rote Linie auf ihren nackten Rücken malte.
    »Selber schuld«, sagte Will gefühllos. »Du solltest mehr anziehen.«
    »Das ist ein Sonnenanzug, Herzchen. Für die Sonne.«
    »Nacktheit«, sagte ihr jüngerer Bruder würdevoll, »is"ne Schande für 'n menschliches Wesen, 's is' nich' recht. 's ist 'ne Schande für die Nachbarn, das isses.«
    Barbara musterte ihn. »Da stehst du und hast sogar noch weniger an ...«, fing sie an und brach dann ab.
    »Langsam«, sagte Stephen. »Ganz langsam.«
    »Ach du«, sagte Barbara.
    Ein Auto näherte sich auf der Straße, wurde langsamer und blieb stehen; dann setzte es langsam zurück, bis es auf einer Höhe mit ihnen war. Der Fahrer schaltete den Motor ab, quetschte sich zum Beifahrersitz hinüber und steckte ein breitwangiges rotes Gesicht aus dem Fenster.
    »Könnte der größte von euch Stephen Stanton sein?«, fragte er schwerfällig jovial.
    »Stimmt«, sagte Steve von der Mauer herunter. Er versetzte einem Pfahl einen letzten Schlag. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Moore mein Name«, sagte der Mann. »Sie hatten einen kleinen Krach mit einem von meinen Jungs, hab ich gehört.«
    »Richie«, sagte Will.
    »Ach so«, sagte Stephen. Er sprang von der Mauer herunter, um sich neben das Auto zu stellen. »Guten Tag, Mr Moore. Ich habe Ihren Sohn in ein kleines Gewässer fallen lassen, wenn ich mich nicht irre.«
    »Grünes Wasser«, sagte der Mann. »Hat sein Hemd verdorben.«
    »Es wird mir ein Vergnügen sein, ihm ein neues zu kaufen«, sagte Stephen ungezwungen. »Welche Größe hat er?«
    »Reden Sie kein dummes Zeug«, sagte der Mann ausdruckslos. »Ich wollte bloß mal sehen, was hier Recht und Unrecht ist, das ist alles. Hab mich gefragt, warum ein junger Mann wie Sie mit kleinen Kindern solche Spielchen treibt.«
    Stephen sagte: »Es war kein Spielchen, Mr Moore. Ich hatte einfach sehr stark den Eindruck, dass Ihr Sohn es verdiente, ins Wasser geworfen zu werden.«
    Mr Moore wischte sich mit der Hand über die breite, glänzende Stirn. »Kann sein, kann sein. Er ist ein wilder Junge, mein Sohn. Wenn jemand ihn tritt, tritt er zurück. Was hat er Ihnen getan?«
    »Hat er Ihnen das nicht gesagt?«, fragte Will.
    Mr Moore blickte über die niedrige Mauer auf Will, als sei er etwas Kleines, völlig Belangloses wie ein Käfer. »Für das, was Richie mir erzählt hat, werden Leute nicht in Bäche geworfen. Kann also sein, dass er mir nicht die Wahrheit gesagt hat. Das ist es, was ich klarstellen wollte.«
    »Er hat einen kleineren Jungen gequält«, sagte Stephen. »Es hat nicht viel Sinn, in Einzelheiten zu gehen.«
    »Hat nur ein bisschen Spaß gemacht, hat er gesagt.«
    »Kein Spaß für den anderen Jungen.«
    »Richie sagt, er hat ihn nicht angerührt«, sagte Mr Moore. »Er hat nur seine Notenmappe in den Bach geworfen, mehr nicht«, sagte Will kurz.
    »Na ja — na ja«, sagte Mr Moore. Er machte eine Pause und klopfte nachdenklich an den Rahmen des Seitenfensters. »Es war dieser indische Junge

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