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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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rundherum, rote und gelbe und weiße und in allen Farben dazwischen. Vor ihnen befand sich der Eingang zu einem abgeschlossenen kreisrunden Garten, ein großer Bogen in einer hohen Hecke aus roten Kletterrosen. Sie gingen hindurch, fast schwindelig von dem Duft. In dem großen Rund des abgeschlossenen Gartens umgaben symmetrische Balustraden und Bänke aus weißem Marmor einen glitzernden Springbrunnen, in dem drei weiße Delfine unablässig hochschnellten und einen hohen dreifachen Wasserstrahl in die Luft spien, den im Sonnenlicht ein blasser Regenbogen überspannte. Und wie um die kühlen Linien des Marmors zu betonen, türmten sich überall Rosenhügel auf, riesige Büsche, die üppig wucherten und hoch wie Bäume waren.
    Vor einem der größten Büsche, einer üppigen Zaunrose mit kleinen rosa Blüten, die lieblich dufteten wie Äpfel, stand wie ein schwarzes Brandmal die Gestalt des Reiters auf dem großen dunklen Pferd.
    Will und Bran gingen vor bis zum Springbrunnen und blieben stehen gegenüber dem ein kleines Stück entfernten Mann auf seinem Pferd. Das schwarze Pferd tänzelte zur Seite und stampfte unruhig; der Reiter riss heftig am Zügel. Er schob die Kapuze ein Stück zurück, und Will sah das fanatische, wohl geformte Gesicht, das er schon in früheren Jahren gesehen hatte, und einen Schimmer des rotbraunen Haares.
    »Nun, Will Stanton«, sagte der Reiter leise. »Es ist ein langer Weg vom Themsetal ins Verlorene Land.«
    Will sagte: »Und ein langer Weg vom Ende der Erde, wohin die Wilde Jagd die Finsternis getrieben hat.«
    Der Reiter verzerrte das Gesicht, als habe ein plötzlicher Schmerz ihn überfallen; er wandte den Kopf ein wenig ab, sodass seine Züge im Schatten der Kapuze lagen, doch nicht schnell genug, um eine schreckliche Narbe zu verbergen, die über seine ganze Wange lief. Aber einen Augenblick später saß er wieder aufrecht vor ihnen, sein Rücken gerade und stolz.
    »Das war ein Sieg für das Licht, aber nur ein einziger«, sagte er kalt. »Es wird keinen anderen geben. Wir erheben uns zum letzten Mal, Uralter, wir haben die Flut erreicht. Jetzt habt ihr keine Möglichkeit mehr, uns aufzuhalten.«
    »Eine Möglichkeit haben wir«, sagte Will. »Nur eine einzige.«
    Der Reiter wandte seine leuchtenden blauen Augen von Will zu Bran. Er sagte steif, fast ohne die Stimme zu heben oder zu senken: »Das Schwert hat nicht die Kraft des Pendragon, bis es in seiner Hand liegt, noch kann der Pendragon sein rechtmäßiges Erbe antreten, bis seine Hand auf dem Schwert ruht.« Die blauen Augen kehrten zu Will zurück und der Reiter lächelte, aber die Augen blieben eiskalt. »Wir sind euch zuvorgekommen, Will Stanton. Wir sind hier, seit dieses Land verloren ist, und ihr könnt euch so viel Mühe geben, wie ihr wollt, Eirias, das Schwert, der Hand zu entreißen, die es jetzt hält — ihr werdet keinen Erfolg haben. Denn diese Hand gehört uns.«
    Will spürte, dass Bran ihm in verwirrter Besorgnis einen raschen Blick zuwarf, aber er sah ihn nicht an; er musterte den Reiter. Das Selbstvertrauen in Gesicht und Haltung des Mannes war ungeheuer, schien voller Überheblichkeit, und doch sagte Will eine innere Stimme, dass dieses Bild nicht vollständig war; irgendwo war der Mann verwundbar, irgendwo war ein Riss, ein winziger Riss in der Siegesgewissheit der Finsternis. Und in diesem Riss lag die einzige Hoffnung, die dem Licht jetzt noch blieb, der Erhebung der Finsternis Einhalt zu gebieten. Er sagte nichts, sondern sah den Reiter nur lange an, blickte ihm unverwandt in die Augen, bis schließlich die blauen Augen sich kurz abwendeten wie die Augen eines Tieres. Da wusste Will, dass er Recht hatte.
    Der Reiter sagte leichthin, um das Ausweichen seiner Blicke zu verbergen: »Ihr tätet gut daran, das törichte Verfolgen unerreichbarer Ziele zu vergessen und stattdessen die Wunder des Verlorenen Landes zu genießen. Es ist niemand hier, um der Finsternis zu helfen, aber es ist auch niemand hier, um euch zu helfen. Doch es gibt vieles, was euch Freude machen wird.«
    Das schwarze Pferd bewegte sich ruhelos, und er zog am Zügel und führte es ein paar Schritte weiter zu einer Kletterrose, die im Schmuck riesiger Knospen und voll erblühter gelber Rosen leuchtete.
    Mit sicherer, fast gezierter Geste beugte der Reiter sich vor, brach eine gelbe Rose ab und roch daran. »Etwa diese Blumen. Rosen aus allen Jahrhunderten. Hier eine
Marechal Niel,
so einen Duft findet man nirgendwo sonst ... oder die

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