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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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ungewöhnliche hohe Rose neben euch mit den kleinen roten Blüten, die
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heißt und ihre eigenen Wege geht. Manchmal blüht sie reicher als irgendeine andere Rose und dann vielleicht jahrelang überhaupt nicht.«
    »Bei Rosen ist es schwer, etwas vorauszusagen, mein Herr«, sagte eine Stimme in leichtem Unterhaltungston, dann wurde sie etwas schärfer. »Und so ist es auch mit den Menschen vom Verlorenen Land.«
    Und plötzlich stand Gwion da, eine zierliche dunkle Gestalt neben dem Springbrunnen. Sie wussten nicht, woher er gekommen war, es sah aus, als käme er aus dem Regenbogen, der über den glitzernden Tropfen schwebte.
    Das Pferd des Reiters stampfte wieder unruhig; er hatte Mühe, es zur Ruhe zu bringen. Er sagte kalt: »Ein hartes Schicksal wird Euch erwarten, Spielmann, wenn Ihr dem Licht helft.«
    »Mein Schicksal gehört mir«, entgegnete Gwion.
    Der schwarze Hengst warf den Kopf zurück; er schien jetzt, dachte Will, von dem von der hohen Hecke umrandeten Garten fortzustreben. Er blickte über die Schulter zurück auf den vor Rosen leuchtenden Eingang und sah dort, blendend im hellen Sonnenlicht, die stille Gestalt des weißen Reiters auf dem weißen Pferd.
    Gwion war seinen Blicken gefolgt. Er sagte leise: »Oho.«
    »Ich bin nicht allein in diesem Land«, sagte der Reiter.
    »Nein«, sagte Gwion. »Das seid Ihr nicht. Es war zu vernehmen, dass die größten Herren der Finsternis sich in diesem Reich versammelt hätten, und ich sehe, dass das wahr ist. In der Tat, all Eure Kräfte sind hier versammelt — und Ihr werdet sie brauchen.« Er sprach leichthin, ohne besondere Betonung, aber die letzten Worte zog er absichtlich in die Länge und das Gesicht des Reiters wurde finster. Mit einer heftigen Bewegung zog er die Kapuze nach vorn und nur seine Stimme drang zischend aus den Schatten hervor.
    »Rette dich selbst, Taliesin. Oder sei verloren mit den sinnlosen Hoffnungen des Lichts! Verloren!«
    Er drehte sich mit dem Pferd herum; sein schwarzer Umhang wehte hoch und seine Worte rollten hervor wie Steine. »Verloren!« Er lockerte die Zügel und das unruhige Pferd sprang auf den überwölbten Eingang zu. Der Weiße Reiter drehte sich grüßend, dann ertönte aus der Ferne plötzlich ein Donnern, das sich rasch näherte, und die Reiter der Finsternis, die vorher an Will und Bran vorbeigeritten waren, kamen durch den Park herangejagt wie eine große Wolke, die einen heiteren Tag verdunkelt. Sie stürzten sich auf die wartenden Pferde der beiden Reiter, der Herren der Finsternis, nahmen sie in ihre Mitte und schienen sie davonzutragen. Die dunkle Wolke verschwand in der Ferne und das Donnern erstarb. Und Will und Bran und Gwion standen allein zwischen den Rosen, inmitten der Stadt, im lieblich duftenden Garten des Verlorenen Landes.

Die Stadt
    Die seltsame Straße, die sich wölbte wie ein Regenbogen, brachte sie durch den hellen Dunst nach unten. Will und Bran stellten fest, dass sie selbst sich nicht bewegten. Nachdem sie die Straße einmal betreten hatten, nahm sie sie auf und führte sie durch Raum und Zeit. Wie das geschah, konnten sie später nicht beschreiben. Dann kamen sie aus der Helligkeit hinunter in das Verlorene Land, die Straße war verschwunden, und jeder andere Gedanke in ihnen war ausgelöscht, als sie sich an dem Ort umsahen, wo sie sich befanden.
    Sie standen hoch oben, auf einem goldenen Dach, hinter einem niedrigen Gitter aus geschmiedetem Gold. Hinter ihnen und zu beiden Seiten erstreckten sich die Dächer einer großen Stadt. Schimmernde Türme und Türmchen und Zinnen hoben sich vom Himmel ab, einige golden wie das Dach, auf dem sie standen, andere dunkel wie schwarzer Flint. Die Stadt war sehr ruhig. Es schien früher Morgen zu sein, kühl und still. Vor ihnen umhüllte ein leuchtender weißer Nebel die ausladenden Bäume eines Parks, so weit sie schauen konnten. Tau glitzerte auf den Bäumen. Irgendwo hinter dem Park ging die Sonne auf, umgeben von dunstigen Wolken.
    Will schaute zu den Bäumen hinüber. Sie standen nicht in zufälligen Gruppierungen dicht wie in der Wildnis zusammen, sondern in wohl geordneten Abständen, jeder für sich, stolz, massig und dicht belaubt, sie erhoben sich aus dem Nebel wie schimmernde grüne Inseln in einem grauweißen Meer. Er sah Eichen und Buchen und Kastanien und Ulmen; die Silhouetten waren ihm ebenso vertraut, wie ihm die Gebäude um ihn herum fremd waren.
    Bran sagte neben ihm leise: »Sieh nur!«
    Er zeigte an Wills Rücken vorbei,

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