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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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in seinen Armen geschaukelt wurde, während er mit großen Schritten bergab eilte, öffnete die Augen und schaute über seine Schulter zum Kamm des Vorgebirges zurück, wo die dunklen Finger der stehenden Steine immer noch in den Himmel wiesen. Aber bevor sie hinter dem Horizont verschwanden, sah sie, dass dort oben sich die Gestalten verdoppelt hatten: Andere schwarze Körper standen zwischen den Steinen.
    »Gummery, sie kommen hinter uns her!«
    »Sie wagen es nicht, solange ich hier bin«, sagte Großonkel Merry ruhig und ging mit seinen leichten, langen Schritten weiter.
    Jane schluckte. »Ich glaube, es geht jetzt wieder«, sagte sie zaghaft, »bitte lass mich wieder runter.«
    Ohne eine Pause zu machen, setzte Großonkel Merry sie wieder auf die Füße, und wie Simon musste sie beinahe laufen, um mit ihm Schritt zu halten. Sie erreichten den Fuß des Hügels, überquerten die Wiese und kamen auf die Straße, die ihnen nach der öden Leere der Landzunge wie ein sicherer Ort vorkam. Hier unten pfiff ihnen der Wind nicht mehr um die Ohren und sie hörten wieder das freundliche leise Murmeln der See.
    »Dieser Mann«, sagte Simon, »der Mann, den wir gesehen haben, der war es, dieser Mann, den wir noch nie gesehen hatten. Das war der Mann, vor dem du mich gerettet hast. Der Mann, der mit dem Jungen hinter mir her war.«
    Jane hielt den Blick auf die zwinkernden Lichter des Dorfes gerichtet, während sie mit leiser, ängstlicher Stimme sagte: »Aber ich habe ihn sofort erkannt, als der Mond ihm ins Gesicht schien. Darum hatte ich solche Angst. Es ist der Pfarrer von Trewissick. Und er ist auch der Mann, der meine Bleistiftlinien auf der Landkarte in dem Reiseführer gesehen hat.«

9. Kapitel
    Barney, der zurückgeblieben war, drückte seine Nase am Fenster in Janes Schlafzimmer platt. Er sah, wie Simon und Jane zurückblickten und ihm winkten, aber Großonkel Merry schritt dahin, ohne nach rechts oder links zu schauen: eine hohe, magere Gestalt, die ins Dunkel hinein verschwand. Barney lächelte vor sich hin. Er kannte diesen entschlossenen Schritt.
    Er schaute hinter ihnen her, bis er in der Dunkelheit nichts mehr erkennen konnte als den Widerschein der Dorflichter, der auf dem schwarzen, gekräuselten Wasser zwischen den gespenstischen Booten tanzte. Auf der Yacht der Withers' war kein Licht zu sehen. Er wandte sich vom Fenster ab und seufzte ein wenig, weil man ihn zurückgelassen hatte. Um sich zu trösten, drückte er das Teleskopfutteral fester an sich. Als Simon nach oben gekommen war, um ihm Gute Nacht zu sagen, hatte er es ihm feierlich übergeben. Schon fühlte er sich besser. Er war ein Ritter, dem man eine heilige Aufgabe anvertraut hatte; er war im Kampf verwundet worden, aber er musste jetzt das Geheimnis wahren ... Er bog vorsichtig ein Bein nach dem andern, zuckte aber, denn die Haut über dem Knie war gespannt und brannte. Er war von Feinden umgeben, die auf das Geheimnis Jagd machten, das in seiner Obhut war. Keinem von ihnen würde es gelingen, ihm nahe zu kommen ...
    »Also, jetzt aber ins Bett mit dir«, sagte Mrs Palk plötzlich hinter ihm. Barney fuhr herum. Sie stand schwer und breit in der Türöffnung, der Lichtschein aus dem Treppenhaus umfloss sie. Sie beobachtete ihn. Barneys Finger schlossen sich unwillkürlich fester um das kühle Metallfutteral und er trat auf seinen bloßen Füßen leise auf sie zu. Mrs Palk wich in den Flur zurück, um ihn durch die Tür zu lassen. Als er an ihr vorbeikam, streckte sie neugierig die Hand aus.
    »Was hast du denn da?«
    Barney riss den Behälter weg und zwang sich dann zu einem Lachen: »Oh«, sagte er so unverfänglich, wie er nur konnte, »es ist ein Fernrohr, das dem Kapitän gehört. Ich habe es mir ausgeliehen. Es ist prima. Man kann alle Schiffe sehen, die draußen in der Bucht vorbeifahren. Ich dachte, ich könnte die andern beobachten, wie sie zum Hafen hinuntergehen, aber bei der Dunkelheit sieht man doch nichts.«
    »Ach so.« Mrs Palk schien das Interesse zu verlieren. »Komisch, ich habe den Kapitän nie ein Fernrohr benutzen sehen. Aber in diesem Haus ist ja manches seltsam, vieles, von dem ich wohl nie etwas wissen werde.«
    »Also, Gute Nacht, Mrs Palk«, sagte Barney und ging auf sein eigenes Zimmer zu.
    »Gute Nacht, Herzchen«, sagte Mrs Palk. »Ruf mich, wenn du was brauchst. Ich denke, ich werde jetzt auch zu Bett gehen. Die Tage, wo ich auf die Fischer gewartet hab, sind vorbei.«
    Barney knipste die Lampe neben seinem Bett an

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