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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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und schloss leise die Tür. Ohne Großonkel Merry im Haus fühlte er sich ungeschützt und war immer noch aufgeregt. Er dachte daran, von innen einen Stuhl gegen die Tür zu stellen, aber dann fiel ihm ein, dass Simon darüber stolpern würde, wenn er nach Hause kam, und so ließ er es bleiben. Er wollte um keinen Preis, dass jemand denken sollte, er habe sich allein geängstigt.
    Er holte das Manuskript heraus, um einen kurzen Blick darauf zu werfen. Was würde der Schatten des stehenden Steins Simon und Jane wohl verraten? Aber an der flüchtigen Zeichnung des Mondes und der stehenden Steine konnte er nichts Besonderes entdecken. Plötzlich fühlte er sich müde, schob die Rolle wieder in ihren Behälter und knipste das Licht aus. Er rollte sich unter den Decken zusammen, drückte die Röhre fest an die Brust und schlief ein.
     
    Er fand nie heraus, was es gewesen war, das ihn weckte. Als er den wirren Halbschlaf, der voller eingebildeter Geräusche war, abgeschüttelt hatte und merkte, dass er wach war, war es im Zimmer ganz dunkel. Es war nichts zu hören als das ständige Murmeln der See, das auf dieser Seite des Hauses nur schwach war, das dennoch immer in der Luft lag. Aber an der Art, wie all seine Sinne gespannt waren, merkte er, dass ein Teil seiner selbst, der noch nicht ganz eingeschlafen gewesen war, ihn vor einer nahen Gefahr warnte. Er blieb ganz still liegen, konnte aber nichts hören. Dann kam aus der Richtung, wo die Tür lag, ein ganz leises Knarren.
    Barney spürte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann. Er war es gewöhnt, des Nachts Geräusche zu hören; ihre Wohnung in London lag in einem sehr alten Haus, in dem es die ganze Nacht knarrte und flüsterte, als atmeten Böden und Wände. Hier war er noch nie lange genug wach gewesen, um das festzustellen, aber er vermutete, dass es im
Grauen Haus
ebenso war. Aber dieses Geräusch war irgendwie nicht so freundlich wie die gewohnten.
    Barney tat, was er auch zu Hause immer tat, wenn er wach wurde und etwas hörte, was sich eher nach einem Einbrecher anhörte als nach dem üblichen Knarren. Er gab das leise Murmeln und Gähnen von sich, wie es manchmal Leute im Schlaf tun, dann drehte er sich wie jemand, der sich zurechtlegt, ohne aufzuwachen. Während er sich drehte, öffnete er das eine Auge einen Spaltbreit und sah sich schnell um.
    Wenn er dies zu Hause tat, sah er nie etwas, und wenn er dann wieder einschlief, kam er sich ziemlich dumm vor. Aber diesmal war es anders.
    Im schwachen Lichtschein sah er, dass die Tür offen stand und dass sich in ihrer Nähe das Licht einer kleinen Taschenlampe durch den Raum bewegte. Der Lichtpunkt blieb sofort stehen, als Barney sich rührte. Er schmiegte sich in seiner neuen Lage zurecht und atmete ein paar Minuten lang tief mit geschlossenen Augen. Doch dann fingen die leisen Geräusche wieder an. Er lag da und horchte. Er war jetzt eher neugierig als erschrocken. Wer war das? Was wollte er? — Es kann niemand sein, der mir eins über den Kopf geben will, dachte er, sonst hätte er es schon früher getan. Sie wollen mich nicht wecken und sie wollen keinen Krach machen. Sie suchen etwas ...
    Er tastete unter den Decken, darauf bedacht, keine Bewegung zu zeigen und kein Geräusch zu machen. Das Teleskopfutteral war noch da und er drückte es fest an sich.
    Dann hörte er wieder ein Geräusch. Der Mensch, der sich im Raum herumbewegte, schnüffelte ganz leise. Das Geräusch war kaum zu hören, aber Barney erkannte es, er hatte es schon früher gehört. Er grinste erleichtert und fühlte, wie seine Muskeln sich entspannten. Ganz langsam schob er die Hand unter der Bettdecke hervor, tastete nach der Bettlampe und knipste das Licht an.
    Mrs Palk fuhr zusammen, ließ die Taschenlampe scheppernd zu Boden fallen und drückte ihre Hand aufs Herz. Barney war ein paar Sekunden lang ganz von dem Licht geblendet, das den Raum erfüllte, aber seine blinzelnden Augen hatten doch Zeit gefunden, die Enttäuschung und Überraschung in ihrem Gesicht zu erkennen. Aber sie riss sich schnell zusammen und lächelte ihn breit und beruhigend an.
    »Nein, so was — ich wollte dich doch nicht wecken. Wie schade, es tut mir wirklich Leid, Herzchen. Hab ich dich erschreckt?«
    Barney sagte barsch: »Was machen Sie eigentlich da, Mrs Palk?«
    »Ich wollte nur nachsehen, ob alles in Ordnung ist und du auch richtig schläfst. Und ich dachte, wenn ich einmal hier oben bin, kann ich die schmutzige Tasse mit runternehmen und mit den

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