Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga
Felsbrocken geklemmt war. Über ihren Köpfen war der Spalt offen bis zur Decke, aber diese Öffnung lag so hoch, dass sie sie nicht erreichen konnten. Es gab keine Möglichkeit, hinaufzuklettern. Der Felsblock versperrte ihnen den Weg.
»Da kommen wir nie durch«, sagte Simon verzweifelt. »Der Stein muss gestürzt sein, nachdem der Mann aus Cornwall hier durchgegangen war.«
Barney betrachtete die dunkle, schmale Lücke am Boden, deren Ränder im tanzenden Licht gefährlich gezackt schienen, und schluckte. Er wünschte sich sehnlichst wieder ins Sonnenlicht hinaus.
Aber dann dachte er an den Gral und dann an das Gesicht von Mr Hastings. »Ich könnte unten durchkriechen.«
»Nein«, sagte Simon sofort, »das ist gefährlich.«
»Aber wir können jetzt nicht zurückgehen.« Während er sprach, wuchs sein Vertrauen. »Wir sind bis hierher gekommen, vielleicht sind wir nur noch ein paar Schritte vom Ziel entfernt. Wenn es zu eng wird, komme ich wieder zurück. Komm, Simon, lass mich's versuchen.«
Das Streichholz erlosch.
»Wir haben nicht mehr viele«, sagte Simon aus dem Dunkel heraus. »Wir müssen versuchen, die Kerze zum Brennen zu kriegen, sonst stecken wir im Dunkeln. Wo bist du?«
Er tastete sich an der Schnur entlang zu Barney, nahm dessen Hand und legte die Streichholzschachtel hinein. Dann suchte er aus seiner Tasche den Kerzenstumpf heraus und versuchte, den Docht an seinem Hemd trockenzureiben. »Jetzt zünd ein Streichholz an.«
Hinter sich in der Finsternis hörten sie ein Geräusch; es war, als wäre ein Stein heruntergefallen, ein Kratzen und Rappeln, dann wieder Stille.
»Was war das?«
Sie horchten angespannt, hörten aber nichts als das heftige Klopfen ihrer Herzen. Barney riss mit zitternder Hand ein Streichholz an. Um sie herum wurde die Höhle wieder sichtbar, aber aus der Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, schien die Finsternis höhnisch gegen das Licht zu drängen.
»Es war nichts«, sagte Simon schließlich. »Nur ein Stein, den wir wahrscheinlich gelockert haben. Hier.« Er hielt den Kerzenstummel an die Flamme. Das Streichholz brannte herunter, aber der Docht knisterte nur wie zuvor. Sie versuchten es noch einmal mit angehaltenem Atem und diesmal fing der Docht Feuer und brannte mit einer hohen, qualmenden gelben Flamme.
»Halt das«, sagte Barney entschlossen. »Ich krieche hier hinein.« Er reichte Simon die letzten losen Streichhölzer und nahm die Kerze. »Schau mal«, sagte er und schirmte die qualmende Flamme mit der Hand vor dem Luftzug ab. »Es ist gar nicht so niedrig, auf Händen und Knien komme ich durch.«
Simon betrachtete das Loch mit Unbehagen. »Nun ... aber sei um Gottes willen vorsichtig. Und zieh an der Leine, wenn du stecken bleibst. Ich halte sie fest.«
Barney ließ sich auf Hände und Knie nieder und kroch in die dunkle Öffnung unter dem eingeklemmten Felsen. Die gefährlich flackernde Kerze schob er vor sich her. Der Luftzug schien stärker zu werden. Der Fels streifte ihn von allen Seiten, sodass er den Kopf gesenkt und die Ellbogen dicht am Körper halten musste, und einen Augenblick lang hätte er beinahe die Fassung verloren, so schrecklich war das Gefühl, in einer Falle zu sitzen.
Aber bevor das Entsetzen ihn überwältigen konnte, änderten die Schatten, die um den einen Lichtpunkt wallten, ihre Form, und er hob den Kopf, ohne anzustoßen. Er kroch ein wenig weiter über den rauen, mit Kies bedeckten Boden. Dann stellte er fest, dass er nicht nur aufrecht stehen konnte, sondern dass die Höhle sich hier verbreiterte. Der Schein seiner sorgsam gehüteten Flamme erreichte nicht einmal die Wände zu beiden Seiten.
»Alles in Ordnung?« Simons ängstliche Stimme drang gedämpft durch die Öffnung hinter seinem Rücken.
Barney bückte sich. »Alles in Ordnung, hier wird es wieder breiter, das muss eine Art Eingang sein. Ich gehe weiter.«
Er fühlte, wie die Schnur um seinen Bauch mit einem Ruck angezogen wurde. Das war die Antwort, und er machte sich langsam daran, die Höhle zu durchqueren. Die Dunkelheit vor ihm öffnete sich vor dem kleinen Licht seines Kerzenstümpfchens, das schon fast niedergebrannt war und heißes Wachs auf seine Fingernägel tropfen ließ. Als er nach hinten schaute, konnte er den Eingang, durch den er gekommen war, schon nicht mehr sehen.
»Hallo«, sagte Barney schüchtern in die Dunkelheit hinein. Seine Stimme schlug in einem unheimlichen Flüstern zurück: nicht dröhnend und vibrierend wie in dem engen
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