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Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga

Titel: Lichtjäger - Die Wintersonnenwende-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Cooper
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weiter in die Höhle hinein. Alle paar Augenblicke riss Simon ein Streichholz an, und sie gingen voran, solange das kleine Licht reichte, und danach machten sie noch ein paar Schritte, weil sie sich erinnerten, was vor ihnen lag. Einmal versuchten sie, das Kerzenstümpfchen zu entzünden, aber es spuckte und zischte nur, sodass Simon es wieder in die Tasche steckte.
    Die Luft war kalt, aber frisch. Obgleich es nach Salz und Tang roch, so als wären sie unter Wasser, fiel es ihnen nicht schwer zu atmen. Das Schweigen und die Dunkelheit waren fast wie eine feste Masse, die nur von ihren eigenen Schritten aufgebrochen wurde und manchmal von einem widerhallenden, klingenden »Plop«, wenn ein Wassertropfen von der Decke der Höhle fiel.
    Als Simon wieder einmal stehen geblieben war und sich mit den Streichhölzern abmühte, spürte Barney, wie die Schnur um seinen Bauch fest angezogen wurde: einmal, zweimal. »Es ist zweimal an der Schnur gezogen worden. Das muss Jane gewesen sein. Zehn Minuten. Du lieber Himmel, ich dachte, wir wären schon stundenlang hier drin.«
    »Ich werde zurücksignalisieren«, sagte Simon. Er zündete ein Streichholz an und sah bei seinem Licht die dünne gespannte Schnur. Er ergriff sie und zog zweimal langsam und fest in der Richtung, aus der sie gekommen waren.
    »Komisch, wenn man sich vorstellt, dass Jane am anderen Ende ist«, sagte Barney.
    »Ich wüsste gern, wie lang die Schnur noch ist ...«
    »Du lieber Himmel — glaubst du, dass sie nicht reicht? Wie viel Schnur war es denn?«
    »Ziemlich viel«, sagte Simon zuversichtlicher, als er sich fühlte. »Wir sind schrecklich langsam vorangekommen. Au!« Das Streichholz war bis auf seine Finger heruntergebrannt und er ließ es hastig fallen.
    Es zischte nicht, als es zu Boden fiel. Während sie sich weiter-tasteten, wurde sich Simon plötzlich bewusst, dass er auf das Zischen gewartet hatte.
    »Bleib mal stehen, Barney.« Er scharrte mit einem Fuß auf dem Boden und spähte nach unten. »Der Boden ist nicht mehr nass.«
    »Meine Schuhe quatschen immer noch«, sagte Barney.
    »Das ist das Wasser, das noch drin ist, Idiot, nicht das auf dem Boden.« Simons Stimme dröhnte hohl von allen Seiten zurück und er senkte sie hastig wieder zum Flüsterton. Er hatte beinahe Angst, dass der Lärm die Decke zum Einsturz bringen könnte.
    »Die Wände sind hier auch nicht mehr schleimig«, sagte Barney plötzlich. »Es ist trockener Fels. Es ist eigentlich schon eine ganze Zeit so, nur ist es mir nicht richtig bewusst geworden.« Ein neues Streichholz flammte auf; Simon hatte es an dem erlöschenden in seiner Hand entzündet. Er hielt die Flamme nahe an die Wand. Sie sahen schieren grauen Granit, der hier und dort von einer glitzernden weißen Ader durchzogen war; Tang gab es nicht mehr. Als Barney sich bückte und den Boden berührte, spürte er eine Art staubigen Sand.
    »Wir scheinen bergauf zu gehen.«
    »Bis hierher kann die See nicht eingedrungen sein.«
    »Aber wir haben sie heute Morgen von oben rauschen hören. Bedeutet das, dass wir an der kaminartigen Öffnung schon vorbei sind?« Barney legte den Kopf in den Nacken und spähte zur Decke hinauf.
    »Das glaube ich nicht«, sagte Simon unsicher. »Das Rauschen muss über eine weite Entfernung zu hören sein. He, schau schnell nach vorn, das Streichholz geht gleich aus.«
    Barney spähte nach vorn und sah ein Bild, das er nie mehr vergessen würde: die engen, verschatteten Wände, die sich ins Dunkel hineinwölbten und sie fast wie in einem feindseligen Griff zusammenzupressen schienen. Und in der Sekunde, bevor sich die Dunkelheit wieder über sie senkte, schien es ihm so, als wäre der Schattenvorhang am Ende näher gerückt.
    Er bewegte sich zögernd nach vorn und dann ließ ihn sein Instinkt plötzlich anhalten. Er streckte die Hand in die schweigende Finsternis hinein. Ein paar Handbreit vor seinem Gesicht stieß sie auf festen Fels. »Simon. Hier ist die Höhle zu Ende!«
    »Was?« In Simons Stimme schwang Unglauben und Enttäuschung. Er wühlte in der Streichholzschachtel, konnte den Boden der Schachtel fühlen und wurde sich bewusst, dass nicht mehr viele Hölzer übrig waren.
    Im flackernden Licht war es schwer, Schatten und feste Körper zu unterscheiden, aber sie sahen, dass die Höhle nicht eigentlich zu Ende war. Sie hatte sich nur verändert: Direkt vor ihnen verengte sie sich zu einem hohen, schmalen Spalt, zwischen dessen Wänden etwa einen Meter über dem Boden ein schwerer

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