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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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dass eins der Syndikate jemals K-Klasse-Konstrukte produziert hat.«
    »Das ist auch richtig. Er nennt sich auch nur Korchow, wenn er mit Menschen zu tun hat. Sein richtiger Name ist Andrej.«
    Er merkte, dass er sie damit verwirrte.
    »Das hat phonetische Gründe. Das KnowlesSyndikat ist berechtigt, mehr A-Klasse-Konstrukte zu produzieren als jedes andere Syndikat. Und es gibt nicht viele Namen, die mit a-k anfangen. Es ist eine Art Scherz.«
    »Kein besonders witziger.«
    »Die meisten Scherze, die im KnowlesSyndikat kursieren, sind nicht besonders witzig, außer für die Syndikatsangehörigen selbst. Es sind Spione. Was erwartest du?«
    Es dauerte Wochen, bis er die ganze Bedeutung der gehobenen Augenbrauen begriff, die ihm diese Bemerkung einbrachte.
    »Ich nehme also an, dass Arkady kein Name aus dem KnowlesSyndikat ist?«
    Er blinzelte überrascht und etwas beleidigt, dann sagte er sich, dass Konstrukte für Menschen wahrscheinlich alle gleich aussahen. »Rostow. Ich bin ein Forscher. Ein Wissenschaftler. «
    Ein Wissenssammler, wie einer seiner Lehrer immer gesagt hatte. Arkady fiel diese Phrase immer ein, wenn er Ameisen bei der Arbeit beobachtete.
    Er warf einen Blick durch seine Zelle, um sich zu vergewissern, dass die kleinen Honigameisen, die er in sein Gefängnis gelockt hatte, noch bei ihm waren. Alles andere hätte ihn überrascht; er teilte mit ihnen schließlich einen beträchtlichen Teil seiner spärlichen Mahlzeiten. Und welcher vernünftige Schwarm würde auf eine üppige und verlässliche
Nahrungsquelle in dieser überschaubaren, von Räubern freien Landschaft aus Linoleumfliesen verzichten? Arkady hatte durch seine Ankunft den Randbereich des Reviers eines kleinen jungen Schwarms in seinen primären Lebensraum verwandelt, und es verschaffte ihm einige Befriedigung, wenn er sich den eifrigen Ausbau ihres Nests vorstellte, die Sammler, die Obststücke an kleine Arbeiter im Nest weiterreichten, und die Königin, die fruchtbar und aufgedunsen inmitten ihrer Brut lag.
    »Na gut. Du bist also kein Spion«, sagte Osnat gereizt. »Warum arbeitest du dann für Korchow?«
    »Warum führst du Mosches Befehle aus?«
    »Soldaten sind dafür da, dass sie Befehle ausführen.«
    »Aber du bist keine Soldatin mehr.«
    Ein kurzes Zögern. »Nein.«
    »Du bist eine – kann man Angestellte sagen? – eine Angestellte von GolaniTech. So wie auch Mosche. Und ihr arbeitet beide für Ashwarya Sofaer. Warum?«
    Sie presste verärgert die Lippen aufeinander. »Weil sie uns bezahlt.«
    »Aber Mosche behandelt dich anders als die anderen. Warum?«
    Auf ihrem Gesicht machte sich ein spöttisches Lächeln breit. »Wenn du wissen willst, ob ich mit ihm geschlafen habe, ist die Antwort nein.«
    »Obwohl ihr ein Arbeitsduo seid?«
    »Du hast offenbar eine merkwürdige Vorstellung von Büroetikette, wenn du mir die Bemerkung gestattest. Und erwartet in den Syndikaten eigentlich jeder, dass Wildfremde einem bei Bedarf persönliche Fragen beantworten?«
    »In den Syndikaten gibt es keine Fremden. Wir sind alle Brüder.«
    »Aber natürlich. Ihr und die Polykonfessionellen und jeder andere spinnerte religiöse Kult in der Geschichte des Universums. «

    Ihr Blick wanderte unruhig durch die Zelle.
    »Bäh!«, sagte sie. »Diese widerlichen Ameisen.« Und bevor Arkady verstand, was sie vorhatte, ging sie durch den Raum und begann seine kleinen Sammler zu zertreten.
    Er sprang auf, so entsetzt, dass sich alle Worte, alle Gedanken aus seinem Kopf verflüchtigten. Er durchmaß die Zelle in zwei Schritten, stieß sie zur Seite und packte sie am Arm, um sie von den Ameisen wegzuziehen.
    In diesem Moment wurde die Welt auf den Kopf gestellt und explodierte.
    Später wurde ihm klar, dass er sie vermutlich völlig überrascht hatte, sonst hätte sie ihm wohl nicht solche Schmerzen zugefügt. Als der Schmerz nachließ, saß er wieder auf dem Bett und hatte keine Ahnung, wie er dort hingelangt war, keuchte und hatte das Gefühl, als ob sein Magen und seine Nieren gleich platzen würden. Und Osnat hielt ihm ein feuchtes Handtuch an den Kiefer.
    »Es tut mir wirklich sehr leid, Arkady. Ameisen, natürlich. Ich habe nicht einmal darüber nachgedacht. Ist alles in Ordnung? «
    Sie sah krank aus. Er hatte das Gefühl, als ob er zum ersten Mal die Frau in der Soldatin sah. Nein, verbesserte er sich. Nicht die Frau in der Soldatin, sondern die Frau, die eine Soldatin war. Denn bei Osnat gab es kein Außen und Innen, keine verborgenen Schichten. Das

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