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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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idiotischen Ahmed verbringe.«
     
    »He, Haarwirbel.«
    »Ich mag diesen Spitznamen nicht.«
    »Was meinst du, warum ich ihn dauernd benutze?«
    Seit ihrem nächtlichen Gespräch hatte er es sich angewöhnt, Arkady in einem dreisten, neckischen Ton anzusprechen und alles an ihm sanft zu verspotten, von seinem Haarwirbel bis hin zu seiner schlechten Haushaltsführung. Es war
besser, als wenn er ignoriert wurde … ein wenig besser. Aber es passte in dasselbe frustrierende Muster, das ihre Beziehung vom ersten Treffen an charakterisiert hatte. Ein Schritt vor und anderthalb Schritte zurück. Und irgendwie war es immer Arkady, der den Schritt nach vorn, und Arkasha, der einen Rückzieher machte.
    »Was hast du für Sorgen?«
    »Wie kommst du darauf, dass ich Sorgen habe?«
    »Das sieht man dir an.« Arkasha rieb sich in einer spöttischen, Arkady imitierenden Geste die haarwirbelfreie Stirn. »Es ist hoffnungslos. Was immer du anstellst, dein Haar wird niemals glatt anliegen und richtig wachsen. Ein solcher Defekt lässt sich unmöglich beheben, nicht einmal in utero. Ein Problem dieser Art lässt sich wirklich nur lösen, wenn man das Kind mit dem Bade ausschüttet.«
    »Nun ja, im MotaiSyndikat würde man tatsächlich das Kind mit dem Bade ausschütten, nicht wahr?«
    Arkasha zuckte die Achseln, offenbar nicht im mindesten an der Haarwirbelpolitik des MotaiSyndikats interessiert. »Interessant ist für mich zu beobachten, wann du es machst. Anfangs dachte ich, es sei nur ein Ausdruck von Verlegenheit im Beisein anderer. Ein erstes Treffen. Ein verlegenes Gespräch. Streitigkeiten während einer Besprechung. Aber dann ist mir aufgefallen, dass du es auch machst, wenn du allein bist.«
    »Wenn du dabei bist und mich beobachtest, bin ich doch wohl nicht allein, oder?«
    »Ach, wie süß. Ich meinte, dass du es während der Arbeit machst. Und ich glaube, dass du es machst, wenn dir nicht normgerechte Gedanken durch den Kopf gehen. Du widmest dich der äußeren, körperlichen Abweichung, weil sie sich leichter glätten lässt als die Abweichung, die dir wirklich Angst macht.«
    »Wann hast du eigentlich beschlossen, dass du Renormierungsberater werden willst?«

    »Ach, du hast also keine Sorgen? Freut mich zu hören.« Arkasha verschränkte die Arme und lächelte.
    »Also gut«, sagte Arkady. »Es geht um die Erkundung.«
    Er räusperte sich, kam sich auf einmal ganz unbeholfen vor und bückte sich, um sein Feldnotizbuch aus seinem Rucksack zu ziehen. Er legte es auf den Tisch und sah seinem Duopartner immer noch nicht in die Augen. »Mir ist einfach … nicht hundertprozentig wohl mit den Ergebnissen, die ich im Feld erziele.« Die Untertreibung des Jahrtausends. »Normalerweise würde ich mit dem BFS-Team darüber reden, aber … nun ja … angesichts der Probleme mit den BFS-Werten …«
    Arkasha erfasste den Kern des Problem mit solch erstaunlicher Geschwindigkeit, dass Arkady sich wieder einmal bei dem Gedanken ertappte, er sei eigentlich ein viel zu feines Werkzeug für die wissenschaftliche Routinearbeit einer Erkundungsmission. »Hast du schon deine klimatischen Sukzessionsgleichungen ausgearbeitet?«, fragte er.
    »Ich hab’s versucht. Aber dabei ist nur Unsinn herausgekommen. «
    »Darf ich mir deine Arbeit ansehen?«
    »Ich habe sie überprüft. Und nochmals geprüft. Es ist kein Berechnungsfehler darin.«
    »Das habe ich auch nicht behauptet«, erwiderte Arkasha mit ungewohnter Milde. »Ich will nur verstehen, was du gemacht hast, damit ich keine Zeit damit verschwende, es zu wiederholen.«
    Er wartete, während Arkady durch die vollgeschriebenen, durchgestrichenen und überschriebenen Seiten des Notizbuchs blätterte, auf denen er vergeblich versucht hatte, aus den am Boden gewonnenen Daten schlau zu werden.
    »Was bedeutet SG ? Störungsgeschichte?«
    »Ja. Und K ist der Prozentsatz der Probe im Klimaxstadium. Und KB sind die …«

    »Die Korrekturbereiche. Ja. Hervorragend. Perfekt.«
    Arkasha blätterte zur ersten Seite der Berechnungen zurück, ging auf die andere Seite der Laborbank, nahm sich ein Stück Altpapier und einen angenagten Bleistiftstummel, zog einen Stuhl auf Arkadys Seite des Tisches und setzte sich – all das, ohne den Blick von den Gleichungen abzuwenden. »Koch uns doch in der Zwischenzeit einen Kaffee, ja? Es wird eine Weile dauern, das nachzurechnen. Und Arkady? «
    Arkady drehte sich um, die Hand am Türpfosten.
    »Wir erzählen niemandem davon, solang wir uns nicht sicher sind,

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