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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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ja?«
    »In Ordnung.«
    »Guter Junge.«
    Arkady war so abgelenkt, dass er das Wasser zweimal kochte, und als er ins Labor zurückkehrte, war Arkashas Stück Papier dicht mit seinen unverständlichen Bleistiftkritzeleien bedeckt.
    »Also«, erklärte Arkasha. »An deinen Berechnungen ist nichts auszusetzen.«
    »Ich weiß, dass meine Berechnungen in Ordnung sind. Ich weiß nur nicht, was das Problem ist.«
    »Offensichtlich die Daten.«
    »Was willst du damit …?«
    »He, komm mal wieder runter. Es gibt nichts zu bemängeln an deinen Datensammelmethoden oder deinen Proben oder deinen Aufzeichnungen oder was du sonst gemacht hast. Da draußen stimmt etwas nicht.« Er deutete auf die Hülle des Habitatrings und den riesigen schwarzen Wald dahinter. »An dem Planeten selbst ist etwas verkehrt – oder auch richtig.«
    Arkady starrte Arkasha mit großen Augen an. »Was meinst du mit falsch oder richtig?«
    Arkasha rieb sich den Kopf, das Gesicht zu einer Maske der Unentschlossenheit verzogen. Dann fuhr er mit den Fingern
über die ordentlich aufgereihten Buchrücken seiner einschüchternd ordentlichen Notizbücher, zog eins aus dem Regal und schlug es vor Arkady auf. »Schau dir das an.«
    Arkady wurde nicht daraus schlau. Die Seiten war sauber mit Arkashas sorgfältiger, mathematisch genauer Handschrift beschrieben, und es waren nirgendwo Korrekturen, Überarbeitungen, Neuberechnungen und verschmierte Radierungen von der Art zu finden, wie sie Arkadys eigene Bemühungen verunstalteten.
    Er beugte sich über die Seite und versuchte die winzigen Buchstaben zu entziffern. Er war Arkasha so nah, dass er in der flachen Grube zwischen seinen Schlüsselbeinen das Blut pochen sehen konnte. Plötzlich hatte er den verzweifelten Wunsch, sich nicht mehr über Mutationsraten oder BFS-Werte oder sonst etwas außer Arkasha Gedanken machen zu müssen. Du liebst mich nur, weil du mich nicht kennst. Wie konnte man nur so etwas Verrücktes sagen? Und außerdem stimmte es nicht. Nicht im mindesten. Er räusperte sich und schob die Hände in die Taschen. »Äh … ist r die Mutationsrate? «
    Arkasha nickte.
    »Der mitochondrialen DNS?«
    Noch ein Nicken.
    »Tut mir leid«, sagte Arkady nach einer langen Pause. »Es sieht für mich einwandfrei aus. Ich würde sagen, ich weiß genug, um zu wissen, was ich vor mir habe, aber nicht genug, um das Problem zu sehen.«
    »Schau dir die Antwort an, auf die ich gekommen bin.«
    Arkady versuchte die Zahl zum ersten Mal als Faktum der realen Welt zu betrachten, kein abstraktes Resultat einer Reihe mathematischer Operationen. »Ähm … ist die Mutationsrate nicht ziemlich hoch?«
    »Mehr noch. Eine solche Rate ist unmöglich. Aber genau das findet dort draußen statt.«
    »Bist du dir sicher?«

    »Ich bin drei Nächte am Stück wach geblieben und habe Proben zentrifugiert, um sicher zu sein. Es stimmt. Es stimmt alles. Es sei denn, dass alles verkehrt ist.« Arkasha nahm ein zweites Notizbuch und legte es vor Arkady auf den Tisch. »Erinnerst du dich an diese haarigen, käferartigen Tiere, über die du letzte Woche so aus dem Häuschen geraten bist?«
    »Die Ameisenlöwen?«
    »Ameisenlöwen. Genau. Nun, dank deiner Faszination für diese Tiere, haben wir von ihnen so viele Proben wie von keiner anderen sich sexuell reproduzierenden Spezies vorliegen. Und als es mit meinen anderen Modellen bergab ging, dachte ich mir, ich schau sie mir mal an.«
    »Und dabei ist das herausgekommen?«
    »Genau. Nach meinen Berechnungen sollten deine geliebten Ameisenlöwen gar nicht existieren. So wie jedes andere lebende Wesen auf diesem Planeten. Novalis sollte eigentlich eine sterile Einöde sein. Und jede Spezies auf dem Planeten – jeder Käfer, jeder Vogel, jeder Baum, jeder Grashalm – sollte längst in den ewigen Jagdgründen sein.«
    Die beiden Männer betrachteten noch einmal eine Zeitlang schweigend die aufgeschlagene Seite.
    »Bist du dir sicher?«, fragte Arkady schließlich.
    »Das besagen jedenfalls die Zahlen.«
    »Aber die Welt außerhalb der Luftschleuse sagt etwas anderes. «
    »Tatsächlich?«
    »Und was machen wir jetzt?«
    »Wir drücken uns«, erklärte Arkasha, als sei das die einzige logische Lösung. »Wir schieben das ganze Problem auf Ahmeds Schreibtisch, und dann kann er sich darüber den Kopf zerbrechen.«
    Unnötig zu erwähnen, welchen Ahmed er meinte; den Korrekten Ahmed hatten beide längst als nutzlos abgehakt.
    »Aber wenn wir uns irren …«, zögerte Arkady.
    »Wir irren uns

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