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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Informationen vor,
die beweisen, dass eine bestimmte Entscheidung nicht die bestmögliche war, die man hätte fällen können. Daran ist niemand schuld. So ist nun einmal der Lauf der Dinge. Wir bewegen uns voran, und wir korrigieren uns. Offensichtlich sind wir im Moment alle sehr aufgebracht. Aber wir haben wirklich nicht die Zeit, uns erst zu beruhigen und später wieder zusammenzusetzen. Wir müssen unbedingt einen Konsens erzielen, wie wir von nun an weitermachen wollen.«
    Noch mehr Schweigen.
    »Wir können jederzeit eine Abstimmung durchführen«, sagte eine der Aurelias schließlich.
    Die Idee war schockierend. Die Tatsache, dass jemand eine derart grobe und … menschliche Verfahrensweise vorschlug, war ein Zeichen dafür, wie sehr die Konsensfindungsprozesse des Teams an den Rändern ausgefranst waren.
    Es kam zu einem langen Hin und Her, in dessen Verlauf niemand so recht zugeben wollte, dass ihm die Idee einer Abstimmung gefiel, aber auch keiner sie offen ablehnte. Und natürlich stimmten sie am Ende tatsächlich ab – allerdings nur unter dem Vorbehalt, dass man, wenn die Abstimmungsergebnisse den Syndikatsloyalitäten entsprechen sollten, zum Ausgleich zwei Stimmen der Rostows für ungültig erklären würde.
    Von Syndikatsloyalitäten war in den Abstimmungsergebnissen aber nichts zu spüren.
    Der Korrekte Ahmed und die Herrische Bella waren dafür, dass sie in den Orbit zurückkehrten und Anweisungen anforderten. Arkady und Arkasha plädierten dafür, die Zelte hier abzubrechen und das Lager auf die andere Hemisphäre zu verlegen. Die Banerjees und Aurelias waren allerdings geteilter Meinung. Jeweils ein Duopartner sprach sich dafür aus, dass sich das Team auf Eis legte und Anweisungen anforderte, während der andere vorschlug, zumindest vorläufig vor Ort zu bleiben. Damit waren nur noch die Schüchterne Bella und der Lässige Ahmed übrig.

    Alle Blicke wandten sich Bella zu … die sich, wie nicht anders zu erwarten, entweder nicht entscheiden konnte oder zu schüchtern war, um ihre Meinung offen auszusprechen.
    Später erfuhr Arkady von Arkasha in ihrem Quartier, dass Menschen verschiedene Mechanismen kannten, um eine solche Situation zu bewältigen, darunter ein Verfahren, das Stimmenthaltung genannt wurde, was sich für Arkadys Ohren ungefähr so anhörte wie ein intellektueller Darmverschluss. Wahrscheinlich war es für alle einschließlich Arkasha besser, dass er nicht öffentlich zugegeben hatte, etwas Derartiges zu kennen.
    »Ich weiß nicht. Ich glaube, ich …« Bella brach abrupt ab und nieste in ihre Hände. »Tut mir leid«, sagte sie mit der gedemütigten und beschämten Stimme eines Syndikatkonstrukts, das eine körperliche Schwäche eingestehen musste. »Ich muss mich irgendwie bei Aurelias Fieber angesteckt haben …« Ein weiterer Hustenanfall schnitt ihr das Wort ab.
    »Von mir hast du das bestimmt nicht!«, erklärte die Herrische Bella, als sei das Eingeständnis ihrer Schwester ein versteckter Angriff auf ihre moralische Standfestigkeit und moralische Reinheit.
    Der Lässige Ahmed starrte sie einen Moment lang an, und sein normalerweise gutmütiges Gesicht verzog sich zu einer verächtlichen Miene, die Arkady bei ihm nicht für möglich gehalten hätte. Dann stand er auf, verließ den Raum und kam mit einem Tuch zurück.
    Bella schnäuzte sich die Nase – wobei alle anderen höflich den Blick abwandten. »Danke«, sagte sie und blickte zu Ahmed auf. Dabei hatte sie ein Funkeln in den Augen, bei dem Arkady sich fragte, ob sie nicht an Fieber litt. »Daran hätte ich selbst denken müssen. Es ist nur … ich bin so müde …«
    Ahmed schüttelte den hübschen Kopf, warf auch der Herrischen Bella einen verächtlichen Blick zu und setzte sich wieder.

    »Warum sitzen wir überhaupt hier?«, fragte der Korrekte Ahmed seinen Partner. »Wenn sie sich nicht entschließen kann, haben wir vier Stimmen fürs Weitermachen und vier Stimmen für eine Unterbrechung. Und selbst wenn sie sich auf Arkashas Seite stellt, wird deine Stimme ihre aufheben.«
    »Ich möchte gern wissen, was Bella denkt, und das solltest du auch«, sagte der Lässige Ahmed geduldig. »Und außerdem möchte ich nicht das Zünglein an der Wage sein. Ich glaube, das ist eine Entscheidung für die Biowissenschaftler. «
    »Sie ist keine Spezialistin!«, protestierte sein Partner. »Meine Güte, sie ist ein B-Klasse-Konstrukt.«
    »Bella?«, fragte der Lässige Ahmed und ignorierte seinen Duopartner.
    Der Korrekte Ahmed

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