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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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presste die Lippen zu einer missbilligenden Linie zusammen, verschränkte die Arme vor der Brust und schob seinen Stuhl vom Tisch zurück. Aber er stand nicht auf. Seine Aufmerksamkeit war wie die aller anderen am Tisch auf Bella gerichtet.
    »Ich stimme Arkasha zu«, sagte sie schließlich. »Weitgehend. « Sie warf ihm einen entschuldigenden, leicht trotzigen Blick zu. »Wir müssen wirklich das Basislager verlegen, und es steht zu viel auf dem Spiel, als dass wir vier Monate Feldarbeit verschwenden können, um uns statt dessen auf Eis zu legen und auf Befehle zu warten. Aber ich würde hier gern noch etwas länger bleiben. Ich finde, wir sollten erst versuchen, aus den Daten schlau zu werden, bevor wir weiterziehen. Und nicht versuchen, unsere Heimatsyndikate besser dastehen zu lassen oder Fehler in unserer Arbeit zu vertuschen. Wir haben alle genug Sachverstand – auch die Ahmeds – , um gegenseitig unsere Arbeit zu überprüfen. Dann hätten wir unsere Zeit hier zumindest nicht ganz verschwendet. «
    Alle sahen sich gegenseitig an und warteten darauf, dass jemand die Initiative ergriff.

    »Ich schließe mich dem an«, wagte Arkady einen Vorstoß.
    »Ich auch«, sagte eine der Aurelias kleinlaut.
    »Was ist mit den übrigen?«, fragte der Lässige Ahmed. »Seid ihr alle dabei?«
    Es schien sich keiner auszunehmen.
    »Was ist mit dir?«, fragte er seinen eigenen Duopartner.
    Ahmed zuckte die Achseln. Die beiden As von Aziz sahen sich für einen Moment in die Augen. »In Ordnung«, sagte der Korrekte Ahmed widerwillig. »Das klingt vernünftig. Aber ich verlange eine Notiz im Schiffslogbuch, dass ich bei dieser Entscheidung überstimmt worden bin.«
    Im Raum machte sich ein Gefühl ungewisser Erleichterung breit. Die Katastrophe war wieder einmal knapp abgewendet worden. Ein Konsens war erreicht worden … gewissermaßen. Bella hatte sich dem Kastensystem auf eine Weise widersetzt, die ebenso erstaunlich wie (zumindest für die Rostows und Banerjees) höchst erfreulich war. Und gut, dass wir Ahmed haben, dachte Arkady. Was aus der Mission geworden wäre, wenn er nicht den Frieden zwischen verfeindeten Lagern aufrechterhalten hätte, wagte er sich nicht vorzustellen.
     
    Wie sich herausstellte, hatte Arkasha einen ganz anderen Eindruck von der Besprechung.
    »Ich will nicht darüber reden«, sagte er, als Arkady ihn am später Abend im Labor in eine Ecke drängte.
    »Du ärgerst dich doch nicht über das, was die Banerjees gesagt haben? Hör mal, bei der Besprechung ging es hoch her. In ein paar Tagen ist alles vergessen.«
    »Freut mich, dass du dir dessen so sicher bist.«
    »Du ziehst dich an Trivialitäten hoch, Arkasha. Das ist nun wirklich keine große Sache …«
    »Ist das der Grund, warum du den anderen Schafen hinterhergetrottet bist, statt mich zu verteidigen?«, sagte Arkasha mit so leiser Stimme, dass Arkady ihn kaum verstand.

    »Was sagst du da? Ich habe dir zugestimmt. Ich habe in deinem Sinne abgestimmt! Was zum Teufel willst du von mir?«
    Arkasha warf ihm einen verletzten, wütenden Blick zu. »Nichts.«
    »Du machst dich wirklich lächerlich.«
    »Du hast recht. Ich mache mich lächerlich.«
    »Du kannst doch nicht ernsthaft glauben …«
    »Nun, wenn ich das nicht glauben kann, warum sollten wir darüber reden?«
    »Warum musst du immer …«
    »Du hast recht. Ich irre mich. Ich geb’s zu. Es gibt nichts mehr zu reden. Lässt du mich jetzt bitte in Ruhe?«
    Als Arkady wieder in ihrer Kabine war, machte ihm der Anblick von Arkashas aufgeräumter Koje zu schaffen. Es war unmöglich, hier stillzusitzen, geschweige denn zu schlafen. Er musste nachdenken. Ein Rundgang durch den stillgelegten Habitatbereich, der nur im Weltraum benutzt wurde, würde ihm zu einem klaren Kopf, wenn auch nicht zu einem ruhigen Schlaf verhelfen.
    Erst als er fast dort war, bemerkte er, dass er in seiner miesen Stimmung unbewusst in den falschen Gang eingebogen war und sich dem näherte, was in dem umgebauten UN-Schiff einem Zuhause noch am nächsten kam: der luftige, hängende Wald von Bellas Orbseidengarten.
    Während des Tagzyklus war der Seidengarten ein hauchzartes Labyrinth aus sonnenbeschienenen Maulbeerzweigen, leicht schwingenden Saatkästen und silberumrandeten Kokons. Jetzt war er eine flüsternde, raschelnde, zitternde Märchenlandschaft aus silbrigem Sternenlicht. Arkady war schon weit in den Wald aus hängenden Kästen vorgedrungen, bevor er bemerkte, dass sich außer ihm noch jemand zu einem

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