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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Gilead ging.
    Das war es auch, was sie zueinander hingezogen hatte: die Frau, die keine Erinnerungen hatte, und die Maschine, die aus nichts als Erinnerungen bestand. Aber allmählich kam Cohen zu der betrüblichen Erkenntnis, dass dies sie wohl auch wieder voneinander wegtreiben würde.
    Zumindest schien es Cohen so. Aber vielleicht führte er sich selbst in die Irre. Es wäre nicht das erste Mal gewesen … woran der Router/Decomposer ihn immer wieder gern erinnerte.
    Als er sich endlich angezogen hatte und sehen lassen konnte, hatte Li bereits ein Frühstück für zwei und den Großteil der Morgenzeitung verschlungen.
    »Was macht deine Deep-Blue/Kasparow-Simulation?«, fragte sie hinter dem Sportteil, als er ihr gegenüber Platz nahm.
    »Ach, damit bin ich doch schon seit Ewigkeiten fertig. Wie sich herausgestellt hat, war das ganze Spiel ein Schwindel.«
    Sie ließ den Sportteil sinken. »Wirklich?«
    Das sah ihr ähnlich: immer gelockt vom schwächsten Hauch eines Verbrechens. Konnte man ein besseres Beispiel für die alte Binsenweisheit finden, dass Polizisten und Räuber zwei Seiten derselben Medaille waren? Oder, in diesem Fall, Soldaten und Söldner.
    »Wirklich«, versicherte Cohen und gab sich Mühe, selbstgefällig zu klingen. »Ich werde für die Physical Review Letters einen Artikel darüber schreiben.«

    »Und wie ist der Betrug deiner Meinung nach durchgeführt worden?«
    »Ganz einfach. Es steckte ein kleiner Mann in Garri Kasparow. «
    Sie stöhnte und wandte sich wieder ihrer Zeitung zu.
    Cohen goss sich ein Glas des Gesöffs ein, das heutzutage als Organgensaft betrachtet wurde, und suchte nach der Marmelade. »Komm schon, der war gar nicht so schlecht.«
    »Doch.«
    Cohen schüttelte seine Serviette aus (Lis Serviette lag noch auf dem Tisch; warum soll man eine Serviette benutzen, wenn man einen Ärmel hat?) und verschaffte sich einen Überblick, wie es mit der viennoiserie aussah.
    Nicht gut. Gar nicht gut.
    »Ich sollte einige meiner alten Freunde in der Fremdenlegion ausfindig machen, während wir hier sind«, sagte er. »Vielleicht wissen sie, wo man in dieser Stadt ein anständiges Croissant bekommt.«
    »Was willst du mit einem Croissant? Du bist hier im Nahen Osten. Und du weißt doch, wie es so schön heißt: Wenn du in Rom bist, benimm dich wie ein Römer.«
    Cohen hatte zweifelnd den sogenannten Toast angestarrt und weitete den Kreis der Dinge, die in zweifeln ließen, auf Li aus. »Die Leute, die das immer sagen, sind keine Franzosen«, sagte er. »Und wenn doch, bin ich mir sicher, dass sie nicht über das Frühstück reden.«
    Draußen flimmerte die Sonne auf den Motorhauben vorbeifahrender Autos und warf durch die immer noch halb geschlossenen Fenster helle Lichtbalken zwischen scharf geschnittenen Schatten ins Zimmer. Cohen erstarrte und betrachtete fasziniert das rhythmische Licht- und Schattenspiel. Woran erinnerte ihn das bloß …?
    In dem Moment, als er begriff, dass Roland einen Anfall bekommen würde, konnte er schon nichts mehr dagegen tun.

     
    »Wach auf, Cohen. Komm schon, wach auf. Cohen? Roland! «
    Li hatte ihn auf die Seite gerollt (Rolands Seite, schwatzte ein launisches Subsystem dazwischen), und sie hielt ihn mit solcher Kraft an den Händen, dass es ihn sofort an den Unterschied zwischen ihren keramstahlverstärkten, halb maschinellen Reflexen und Rolands zerbrechlichen Leib aus Fleisch und Knochen erinnerte.
    »Ich habe meine drasticodracostachastischen Kontrollmaßnahmen vergessen«, murmelte er benebelt.
    »Das ist nicht witzig!«, schnauzte Li.
    Es war wirklich nicht witzig. Soweit Cohen feststellen konnte, war die Paketkompression, die benötigt wurde, um Daten von seinen Ring-basierten Systemen auf die Erde zu verschieben, mit der Overlay-Software in Konflikt geraten und hatte ihre Fähigkeit beeinträchtigt, seine Datenimpulse mit Rolands neuralen Impulsrhythmen abzustimmen. Im Grunde genommen hatte er bei ihm eine Spintronikversion eines fotoinduzierten epileptischen Anfalls ausgelöst. Und das war schlecht. Schlecht für Rolands kleines, schlagendes Herz. Und auch schlecht für sein fein abgestimmtes Gehirn, wenn Cohen die Taktrate nicht zuverlässig heruntersetzen konnte.
    »Ich bring dich ins Bett«, sagte Li. »Keine Widerrede. Keine Fragen. Und dann wirst du dich ausloggen und Roland etwas Ruhe gönnen. Vierundzwanzig Stunden offline, damit er schlafen kann und eine Gelegenheit hat, die Schaltkreise zu regenerieren.«
    »Und dich hier unten allein

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