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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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sich Li ein. »Ich habe es gerade mit EMET abgeklärt.«
    »Gut. Hervorragend. Dann können wir uns ja gleich an die Arbeit machen, nicht? Äh … die Frage ist nur: Was haben wir eigentlich zu tun?«
    Cohen räusperte sich. »Könnten die Jüngeren unter uns vielleicht draußen ein bisschen spielen gehen, während ich mich mit Gavi unter vier Augen unterhalte?«
     
    Gavi ging hin und her in dem Zimmer, stapelte Kleidung, Bücher und Datenkuben auf eine freie Fläche, verlegte sie auf eine andere, sortierte und stapelte sedimentartige Anhäufungen von Computerausdrucken, um Platz zu schaffen für Cohens Tasse, Cohens Knie und Cohen selbst.
    Während er ihn beobachtete, fühlte Cohen sich zugleich erleichtert und verwirrt. Er hatte einen gebrochenen oder zumindest einen veränderten Mann erwartet. Aber dieser Gavi
hier war immer noch der Alte. Ein Körper, der mit der sparsamen, sehnig-knochigen Eleganz eines geborenen Langstreckenläufers gesegnet war. Ein Gesicht, das zu viel von einem Intellektuellen an sich hatte, als dass die meisten Menschen es als attraktiv betrachtet hätten. Tiefschwarze Augen, deren flüssigen Glanz man sich nicht vorstellen konnte, bis man einmal auf diese besondere Weise von ihm angestarrt wurde, die einem jegliche Lüge austrieb.
    Und ein rechtes Bein, das knapp unter dem Knie endete und durch eine Prothese ersetzt worden war, die – falls Cohen Gavi auch nur ein bisschen kannte – zu den am heftigsten manipulierten, aktualisierten, optimierten und verpfuschten Ausrüstungsteilen auf dem Planeten gehörte.
    »Wie geht’s deiner Mutter?«, fragte Cohen.
    »Ach, weißt du, das Übliche. Sie wittert Faschisten unter den Möbeln. Jeden Morgen prophezeit sie bis zum Mittagessen den Untergang der freien Welt. Sie ist jedenfalls glücklich dabei.«
    Gavis Mutter war eine alte Kibbuznik und eine prominente Politikerin der Arbeiterpartei gewesen, bekannt für ihre wilde Intelligenz und ihre Fähigkeit, auch die geringfügigsten Erscheinungsformen von Unfug zu wittern und auszutilgen. Sein Vater war das diametrale Gegenteil gewesen: ein Träumer, ein Intellektueller, ein kleiner palästinensischer Dichter, dessen elegant gestalteten Gedichte sich als nicht so unbedeutend herausstellten, wie alle anfangs gedacht hatten.
    Gavis Vater war vor Ausbruch des Krieges an einem frühen Herzinfarkt verstorben, was Cohen, so unangenehm es ihm war, als eine Gnade betrachtete. Seine Mutter war aus der Knesset ausgetreten und hatte die Erde an dem Tag dauerhaft verlassen, als der erste Etatentwurf für EMET verabschiedet wurde. Und weil sie ihrem einzigen Sohn wegen seiner »faschistischen Karriere« jahrzehntelang Vorwürfe gemacht hatte, hatten weder Gavis Ausscheiden aus dem
Mossad noch die kursierenden Gerüchte, die ihn als Verräter bezeichneten, ihre liebevolle, wenn auch über eine extreme Entfernung fortgeführte Beziehung trüben können.
    Nach Cohens Meinung hatten Gavis Eltern beide das Beste repräsentiert, was ihre jeweiligen Kulturen anzubieten hatten. Und Gavi hatte wiederum von beiden das Beste geerbt. Aber das war nur Cohens Meinung. Und im Moment schien sein Ideal eines n -optimalen menschlichen Wesens weder im neuen Israel noch im neuen Palästina besonders beliebt zu sein.
    »Ich mag dein zähes Mädchen«, sagte Gavi, als er die Dinge schließlich so weit zurechtgerückt hatte, dass ihnen beiden um Knie und Ellbogen genug Bewegungsspielraum blieb. »Und wie ich gehört habe, hast du sie endlich dazu überredet, eine Verbindung mit dir einzugehen. Und wie glücklich und zufrieden seid ihr jetzt?«
    Cohen zuckte die Achseln.
    »Tut mir leid. Dabei hat es mir so viel Freude gemacht, mir die Sterne anzuschauen und gleichzeitig vorzustellen, wie viel Spaß ihr miteinander habt.«
    »Spaß, mein Freund, wird stark überschätzt.«
    »Was genau ist denn das Problem?«
    »Wenn ich das wüsste, würde ich es beheben, und es gäbe kein Problem mehr.«
    »Das Erschreckende ist, dass du das wirklich ernst meinst!«
    Gavi beugte sich vor und sah Cohen tief in die Augen. Die Wirkung war hypnotisch. Mutter Natur konnte es immer noch am besten, fand Cohen. Neben Gavi wirkte selbst Arkady wie eine zweitklassige Imitation.
    »Vielleicht sollte ich nicht fragen, aber hat Li auf Gilead wirklich getan, was man ihr nachsagt? Ich kann mich dich schlecht an der Seite einer solchen Person vorstellen.«
    »Sie weiß nicht mehr, was sie getan hat. Man hat ihr Gedächtnis gelöscht. Sie weiß nur, was man sie

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