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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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Osnat in der Zwischenzeit zu GolaniTech zurückkehren und so tun müssen, als sei nichts geschehen.«
    Arkady warf Osnat einen Blick zu, aber sie zupfte konzentriert an einem Faden am Knie ihres Tarnanzugs herum.
    »Gibt es keine andere Möglichkeit?«, fragte er betrübt. Ihm wurde jetzt erst klar, wie verzweifelt er bis zu diesem Moment gehofft hatte, dass er sich nicht wieder in Mosches ruppige Obhut begeben musste. Irgendwo in seinem Hinterkopf hatte er den vagen, aber sehnlichen Wunsch gehegt, wenn er erst seine Geschichte erzählt hatte, würde Gavi – oder Cohen oder Li oder weiß der Teufel wer – ihm die Hand schütteln, ihm sagen, dass er seinen Teil erledigt hatte, und ihn auf die Auswechselbank schicken, damit er den Rest dieses tödlichen Spiels vom Spielfeldrand aus beobachten konnte.
    »Nicht wenn du Arkasha retten willst.«
    »Dann mache ich’s«, sagte Arkady. »Ich muss es tun.«
    Ein unbehagliches Schweigen senkte sich über den Raum. Alle schienen auf etwas zu warten. Osnat zupfte an ihrem Tarnanzug herum, den Kopf so tief hinuntergebeugt, dass das Haar ihr Gesicht verdeckte. »Mir gefällt das nicht«, brummte sie schließlich.
    »Mir auch nicht«, sagte Gavi, »aber ich habe keine bessere Idee.«
    »Ich auch nicht«, gestand Osnat.
    Die beiden Israelis sahen sich für einen Moment in die Augen. Gavi sah als erster weg.

    Ohne dass jemand die Besprechung offiziell für beendet erklärte, begann sich die Gruppe in ihre Bestandteile aufzulösen. Osnat stand auf und streckte sich, bis ihr Rückgrat hörbar knackte. Li spielte mit Dibbuk. Gavi packte Cohen am Kragen, und sie unterhielten sich über Computerprogrammierung.
    Arkady beugte sich noch einmal über das Flussdiagramm, betrachtete das Gewimmel von Namen und Kreisen und versuchte die bedrohliche Verbindung zu erkennen, die Gavi den anderen suggeriert hatte. Wieder hatte er das Gefühl, dass die Zeichnung eine Denkweise ausdrückte, die ihm völlig fremd war. Und doch erinnerte sie ihn an etwas …
    Er durchsuchte seine Erinnerungen an die Novalis-Mission, an die ereignislosen Missionen vor Novalis, an seine lang zurückliegenden Ökophysik-Kurse … und landete schließlich bei seinen vagen Erinnerungen an Molekularbiologie und Epidemiologie.
    Plötzlich fand er, dass der Raum zu klein und zu heiß geworden war, als dass er sich hier noch wohl fühlen konnte. Er wusste genau, wo er ein solches Diagramm schon einmal gesehen hatte.
    Auf Novalis. Von Aurelia grob hingekritzelt.
    Arkady erkannte, dass Gavis Flussdiagramm keine einfache Illustration von Informationsströmen war. Es stellte stattdessen eine sehr bestimmte Art von Informationsfluss dar: eine Krankheit, die sich in einer empfänglichen Population ausbreitete. Wenn die Miniaturepidemie auf Novalis ein Indiz war, würde sie sich bereits sehr schnell ausbreiten.
    Und diese Krankheit hatte nur einen möglichen Überträger …
    Ihn.

Nationale Roboter
    DOMIN: Von nun an werden wir nicht mehr nur eine Fabrik haben. Es wird keine Universalroboter mehr geben. Wir werden in jedem Land, in jedem Staat eine Fabrik einrichten. Und weißt du, was diese Fabriken herstellen werden?
    HELENA: Nein, was?
    DOMIN: Nationale Roboter … Roboter in verschiedenen Farben, die verschiedene Sprachen beherrschen. Sie werden einander völlig fremd sein. Sie werden niemals imstande sein, einander zu verstehen. Wenn wir dann noch ein wenig das gegenseitige Missverstehen anstacheln, werden Roboter jahrhundertelang jedem Roboter misstrauen, der aus einer anderen Fabrik stammt. Und so wird die Menschheit vor ihnen sicher sein!
    Karel Čapek (1923)

    J eder Krieg hat sein Hotel«, bemerkte Cohen. »Tom Friedman sagte das, obwohl ich nicht behaupten kann, dass er sonst noch etwas gesagt hat, dem ich zustimme. Manche Hotels haben allerdings mehr als ihren gerechten Anteil am Krieg mitbekommen. Interessiert es dich, dass du in dem am häufigsten bombardierten Hotelfoyer der Menschheitsgeschichte sitzt?«
    »Toll«, sagte Li trübe.
    Cohen ließ sich in die Sofapolster sinken, schlug die Beine übereinander und neigte einen mit Kalbsleder beschuhten Fuß mal in die eine, mal in die andere Richtung, als wollte er sich vergewissern, dass seine Schuhe wirklich so schön waren, wie sie sein sollten.
    »Sind das etwa neue Schuhe?«, fragte Li.
    Er lächelte glatt.
    Das Foyer füllte sich allmählich mit der üblichen Mischung aus Touristen, Pilgern und Einheimischen. Eine Gruppe junger Transvestiten strömte durch die

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