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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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sich die Hände. Neben der anderen Frau wirkte Osnat untersetzt und fleckig.
    »Hauptmann Hoffman«, sagte Ash.
    »Oberst.« Osnat schlug die Hacken zusammen wie auf einem Exerzierplatz, was von einem Respekt zeugte, in dem keinerlei persönliche Zuneigung eine Rolle spielte.

    »Mosche sagte, dass Sie zu uns wechseln wollen«, sagte Ash. »Wie hat er Sie davon überzeugt, den Sprung zu wagen?«
    »Er sagte mir, das Gras könnte auf ihrer Seite des Zauns grüner sein.«
    »Stimmt.« Ash betrachtete Osnat nachdenklich. »So grün, wie Sie’s haben wollen. Wir sollten uns bei Gelegenheit mal unterhalten.«
    »Klar«, sagte Osnat, auch wenn sie es offensichtlich nicht ernst meinte.
    Für einen Moment schürzte Ash nervös ihre schönen Lippen, aber so kurz nur, dass Arkady glaubte, er habe es sich nur eingebildet.
    Sie erklärte Osnat kurz, dass im Saal die Vorbereitungen liefen, immer noch Interessenten eintrafen und dass sie die Beteiligten vorstellen würde.
    »Und was dann?«, fragte Osnat.
    »Dann werden wir sehen.«
    Ash schüttelte Osnat noch einmal die Hand und verschwand mit schwungvollen Schritten im Haus, ohne Arkady auch nur eines Blickes zu widmen. Osnat starrte ihr mit besorgter Miene hinterher und wischte sich die Handfläche der Rechten an ihrem Hosenbein ab, als versuche sie den Geruch der anderen Frau loszuwerden.
     
    Arkady, ein Kind einer Welt, die erst zwei Jahre vor seiner eigenen Geburt entstanden war, hatte noch nie etwas gesehen wie den Saal, in den er schließlich hineingeschoben wurde. Sogar der Geruch … der Geruch von Holz, Wolle, Möbelwachs und all den anderen unbezahlbaren Dinge, die für einen im Weltraum Geborenen einen seltenen und unvorstellen Luxus darstellten. Er versuchte sich auf die anderen Anwesenden im Saal zu konzentrieren, ihre Gesichter mit Korchows Beschreibungen zu vergleichen. Aber sein Blick wurde immer wieder von den rotierenden Ventilatoren an der Decke angezogen, den zitternden Streifenmustern aus
Licht und Schatten, die durch die herabgelassenen Jalousien hereindrangen, den Zedern- und Sandelholzschatten unter den hohen Dachsparren, das komplexe Muster der Teppiche und Wandbehänge, das nuancenreiche Farbspiel der Decken, Fensterbretter und Bodenfliesen, das unüberschaubare Durcheinander von alten und unverständlichen Gegenständen, die über polierte Tische und Sideboards ausgebreitet lagen.
    Als er schließlich Korchow entdeckte, der lässig in den schattigen Tiefen eines Lederohrensessels saß, sah er, dass das A-Klasse-Konstrukt aus dem KnowlesSyndikat ihn heimlich auslachte.
    »Armer Arkady. Du siehst noch verlorener aus, als du es tatsächlich bist.«
    Arkady ging in seine Richtung, blieb aber stehen und sah zu Osnat hinüber.
    »Lass dich nicht aufhalten«, sagte sie, als sei sie in Mosches Abwesenheit nachsichtiger.
    Korchow legte Arkady einen Arm um die Schulter und gab ihm den traditionellen Begrüßungskuss. Nach Wochen der Isolation unter Menschen war der Anblick des A-Klasse-Konstrukts nahezu überwältigend. Damals auf Gilead hatte Korchow auf ihn wie ein halber Mensch gewirkt. Jetzt verkörperte er für Arkady ein Stück Heimat.
    »Ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, dich gesund und munter wiederzusehen, Arkady.« Korchow hatte sich den gönnerhaften Ton eines älteren Modells angeeignet, das mit einem jüngeren Vertreter der eigenen Abstammungslinie sprach, aber sein Lächeln war noch so fade und sparsam wie immer. Es war das gleiche Lächeln, das Korchow während der wochenlangen, harten Verhöre gezeigt hatte, und Arkady hatte immer noch das Gefühl, dass Korchow mit jeder Bewegung eine Rolle nicht für sein offensichtliches Publikum, sondern für den verborgenen Beobachter hinter der Kamera spielte.

    Arkady erwiderte Korchows Begrüßungskuss. »Dann wollen wir mal unsere Rolle ausfüllen«, sagte er und nahm Zuflucht zu Floskeln und einem förmlichen Ton.
    »Deine Rolle?« Für einen Moment wich die Maske des Diplomaten einem verächtlichen und ungehaltenen Gesichtsausdruck. Oder war auch das nur eine Maske, ebenso kalkuliert wie die erste? Und wenn ja, für welches Publikum war sie bestimmt? »Glaubst du wirklich, dass du eine Rolle spielst?«
    Bevor Arkady antworten konnte, öffnete sich die Tür, und die ersten Kaufinteressenten traten ein.
    »Du lieber Himmel«, sagte jemand.
    Als er sich umdrehte, sah Arkady den Maschinenmenschen vom Flughafen und die Soldatin, die ihn begleitet hatte. Diesmal allerdings starrten sie Korchow

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