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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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an.
    »Ich hätte mir denken können, dass Sie dahinterstecken.« Die Maschine klang überdrüssig, als ob die Last unangenehmer Erinnerungen, die Korchow wachrief, für die menschlichen Schultern seines Overlay-Wirts zu schwer wäre.
    »Wie kann sich eine bloße Ansammlung von neuronalen Netzwerken und Toffoli-Gates zu solchen Höhen der Melodramatik aufschwingen?«, konterte Korchow mit einer Stimme, die noch weniger preisgab als sein Lächeln. »Ich stecke hinter gar nichts. Ich habe nicht einmal gewusst, dass der arme Arkady uns verlassen würde, bis er auf der Maris-Station auftauchte. Wo wir ihn dann bedauerlicherweise«, er warf Osnat einen Blick zu, »aus den Augen verloren. Natürlich waren wir sehr um seine Sicherheit besorgt, angesichts der gegenwärtigen politischen Situation. Aber jetzt haben wir unser verlorenes Lamm wiedergefunden.«
    »Das glückliche kleine Lamm«, sagte die Maschine gedehnt und richtete einen Seitenblick auf Arkady.
    »Wollen Sie etwa nicht mitbieten?«, fragte die Frau Korchow ungläubig.
    »Nein, nein, Major. Sie verstehen die Situation ganz falsch. Ich bin lediglich daran interessiert, dass Arkady in der Lage
bleibt, nach seinem … wie lautet diese Phrase, mit der Menschen immer um sich werfen? … seinem eigenen freien Willen zu handeln.«
    Die Frau erwiderte Korchows Lächeln nicht. Sie beugte sich nach vorn, das Kinn kampflustig vorgeschoben, und klopfte ihm so kräftig auf die Brust, dass Arkady ihren Zeigefinger auf dem Brustbein pochen hörte. »Ich beobachte Sie«, sagte sie. »Ich bin Ihnen auf der Spur, Korchow, und das sollten Sie nie vergessen.«
    Korchows Lächeln regte sich nicht, aber er zupfte an seinem Kragen und betastete seine alte Kriegsverletzung. Es war seine einzige Angewohnheit, die einem nervösen Tick halbwegs nahe kam.
    »Mein lieber Major …«
    »Nur noch Li, was ich Ihnen verdanke.«
    »Wenn wir uns treffen, sind es immer so … so ereignisreiche Begegnungen. Ich hoffe aufrichtig, dass wir diesmal auf einen Waffeneinsatz verzichten können.«
    »Das hängt ganz von Ihnen ab«, sagte die Frau.
    In diesem Moment gelang es Arkady endlich, die verstreuten Hinweise zusammenzufügen, und er erkannte, wer sie war. Major Catherine Li, Erstes Expeditionskorps des UNSR, auch bekannt als das abtrünnige Genkonstrukt Caitlyn Perkins, auch bekannt als die Schlächterin von Gilead.
    Wenn man nicht auf die Ähnlichkeit achtete, kam man nicht darauf, dass sie ein Zhang-Konstrukt war. Aber sie hatte sich keiner plastischen Chirurgie unterzogen. Das war beim Prozess erwähnt worden. Und natürlich war sie ein konzerneigenes Genkonstrukt, daher musste man die Änderungen berücksichtigen, die Zhang nach der Abspaltung an seinen Abstammungslinien vorgenommen hatte, um seine Phänotypen an die Bedürfnisse eines freien Wesens anstelle von Konzerneigentum anzupassen. Wenn man dies beachtete, schimmerten in ihrem kantigen Gesicht und muskulösen Körper die Merkmale der ermordeten Zhang-Konstrukte
so deutlich durch wie gedruckte Buchstaben durch ein Blatt Papier, das man in die Sonne hielt.
    Wie konnte ein Kind, das in die Konzernsklaverei hineingeboren worden war, als Erwachsene ausgerechnet einen Krieg auf Seiten der Konzerne führen, die es einst versklavt hatten? Wie hatte die Frau, die sie war, tun können, was sie getan hatte? Und wie hatte sie es für die Menschen tun können, die den Befehl gegeben hatten, das gesamte ZhangSyndikat, mit all seinen Brutstationen und Genbanken, in eine ausgebrannte Geisterstation zu verwandeln? Auf einmal stellte Arkady fest, dass er überhaupt keine Schwierigkeiten mehr hatte, auf eine überzeugende Weise eingeschüchtert zu wirken.
    »Also, Major …«, begann Korchow.
    »Ach, verdammt noch mal!«, platzte Li heraus. »Es ist mir völlig gleichgültig, ob es ein echtes Eames-Möbelstück ist! Können wir nicht mal eine Minute haben, ohne dass du mich unterbrichst?«
    »Wie bitte?«, fragte Korchow.
    »Ist nicht wichtig«, brummte sie ungehalten. »Ich habe nicht mit Ihnen gesprochen.«
    »Natürlich. Ich habe vergessen, dass Sie nicht mehr ganz die Frau sind, die Sie waren, als wir uns das letzte Mal gesehen haben. Wie ist denn das Leben in der Zukunft, Major? Hat die Existenz als Geist in der Maschine all ihre Erwartungen erfüllt?«
    »Mehr als das Leben im Hühnerstall eines Syndikats.«
    »Sind Sie sich dessen sicher? Mein Angebot steht immer noch …«
    »Catherine«, unterbrach die Maschine, »warum sprichst du überhaupt mit

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