Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
Vom Netzwerk:
es nicht in seiner Natur liegt.« Ash deutete mit einer makellos manikürten Hand auf Arkady. »Ein unmodifiziertes Syndikatskonstrukt, rein wie ein frisch aus dem Tank geschlüpfter Säugling. Keine interne Wetware. Keine gespeicherten Spinvideo-Aufzeichnungen. Keine Festspeicherdateien. Nichts, das bearbeitet, verändert oder gelöscht werden kann. Er erinnert sich nur an das, was ihm wirklich passiert ist, schlicht und einfach.«
    Am anderen Ende des Saals nickte Yassin nachdenklich. Die zwei EBKL-Bieter saßen völlig unbewegt da, auch wenn etwas in ihren Gesichtern Arkady davon überzeugte, dass sie im nebulösen Paralleluniversum des Stromraums miteinander sprachen. Turner saß einfach nur da, einen dicken Knöchel über das andere Knie geschlagen, und seine blassen Augen gingen zwischen Arkady und Korchow hin und her, als berechne er gerade die Winkel und Impulse eines ballistischen Problems.
    »Menschen können lügen«, beharrte Li.
    »Nicht perfekt. Nicht unter Drogen. Nicht in einem … gelenkten Verhör. Und wenn die Treuhandangelegenheiten geregelt sind, werden Sie alle Gelegenheit bekommen, Arkady an einem Ort und zu einer Zeit ihrer Wahl zu befragen.«
    »Aber wie lang? Und mit welchen Einschränkungen?«
    Korchow wollte antworten, aber Ash unterbrach ihn. »Ich glaube, es wäre kontraproduktiv, in Arkadys Beisein über
Einschränkungen in Hinblick auf Länge und Verhörtechniken zu diskutieren.«
    »Das ist ja eiskalt«, brummte Li.
    »Ja«, sagte Turner. »Aber es funktioniert.«
    Korchow räusperte sich und befreite seine für Stationsbewohner typisch schlanke Figur aus den ledernen Tiefen des Ohrensessels. »Ich habe den Eindruck, dass dies für Arkady und mich der passendste Moment ist, um sich zu verabschieden. «
    Als sie den Saal verließen, blickte Arkady zurück und sah direkt in Turners starre Augen, so eisblau wie der wolkenlose Himmel über Novalis’ polarer Eisdecke.
     
     
     
    E s war irreal. Eine unmögliche, wundervolle, unfassbare Verletzung aller Vorschriften und Einschränkungen, die Arkady seit jenem ersten schicksalshaften Treffen mit Osnat eingeengt hatten.
    Er und Korchow gingen Seite an Seite über den Hof und durch die schmale Tür auf die Abulafia-Straße hinaus. Niemand hielt sie auf. Niemand fragte Korchow, wohin er Arkady brachte. Soweit Arkady sehen konnte, wurden sie nicht einmal verfolgt. Und zehn Minuten später steckten sie mitten im dichtesten Gedränge des Arabischen Viertels.
    »Ich muss ein paar Besorgungen machen«, sagte Korchow. »Du hast doch nichts dagegen, wenn ich dich mitnehme?«
    Korchows »Besorgungen« nahmen den ganzen Nachmittag in Anspruch. Er führte Arkady durch die überfüllten Straßen voller Bettler, Wasserverkäufer und umherziehender Pilgertrupps: einer endlosen Aufeinanderfolge von Antiquitätengeschäften, Kunstgalerien und Antiquariaten.
    In jedem Laden vollzog Korchow das gleiche unverständliche Ritual. Er stellte sich vor – jedes Mal unter einem anderen
falschen Namen – und durchsuchte das Sortiment des Händlers. Er schien eine Vorliebe für Antiquitäten zu haben und besonders für transportierbare. Er nahm die ersten vier oder fünf Stücke, die ihm der Händler präsentierte, mit höflichem Desinteresse zur Kenntnis. Der Händler reagierte dann entsprechend, und die Preise der Objekte, die nun präsentiert wurden, stiegen in schwindelerregende Höhen. Korchow ließ sich allerdings nicht aus der Ruhe bringen, weder durch die Preise noch durch die objets d’art , die ihm gezeigt wurden. Der Händler druckste herum und erzählte etwas über Exportbeschränkungen und Endnutzerzertifikate. Korchow lächelte dann, nickte und gab, wie Arkady annahm, die angemessenen Laute der Zustimmung von sich … und an dieser Stelle wurde auch nicht mehr über Preise gesprochen.
    Der Händler kochte dann den süßen heißen Tee, der in der Altstadt offenbar zu den Grundnahrungsmitteln gehörte, und schob sie aus dem öffentlichen Ausstellungsraum in ein diskretes Hinterzimmer, das Korchow mit einem belustigten Unterton, der für Arkady ganz unverständlich war, als das »Verschwenderzimmer« bezeichnete.
    Das Verschwenderzimmer war immer schalldicht und gegen Spintronikzugriffe mit einer inneren Firewall gesichert. Aus guten Gründen. Denn selbst Arkady konnte erkennen, dass die Gegenstände, die hier zum Verkauf standen, außerhalb eines Museums und in den Händen außerirdischer Privatkunden nichts zu suchen hatten.
    Innerhalb von nur drei

Weitere Kostenlose Bücher