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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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    »Natürlich kannst du mir helfen«, sagte er. »Ein paar zusätzliche helfende Hände können nie schaden. Und ich würde dir gern alles beibringen.«
     
    Ironischerweise war es auch die Schüchterne Bella, die das anbahnte, was er später als das erste echte Gespräch zwischen ihm und Arkasha betrachtete.
    Eines Abends erschien sie später zum Essen – an einem Abend, als sich, was selten vorkam, auch Arkasha mal sehen ließ – und ging quer durch den Saal, bediente sich am Herd und setzte sich zwischen die beiden Ahmeds, ohne ihrer Schwester, die weiter unten am Tisch saß, auch nur einen Blick zu gönnen.
    Eine Schwester, die sie zwischen zusammengekniffenen Augen mürrisch anstarrte, dann aufstand und aus dem Saal stürmte, ohne sich zu verabschieden oder bei jemandem zu entschuldigen.
    »Dicke Luft im Paradies?«, fragte Arkasha ironisch, als die Hintergrundkonversation wieder so weit in Gang gekommen war, dass ihn niemand sonst hörte.
    »Hältst du das für ein Paradies?« Arkady schaute instinktiv in die Runde, um sicher zu sein, dass niemand zuhörte. »Es wirkt für mich eher wie ein Fegefeuer.«
    »Also, das ist das Interessanteste, was du je zu mir gesagt hast.«
    Arkady wandte sich seinem Partner zu und stellte fest, dass seine dunklen Augen fest auf ihn gerichtet waren. Sie saßen nah beieinander, nachdem sie auf der Bank zusammengerückt waren, um für Bella Platz zu schaffen, und er konnte den warmen Druck von Arkashas Oberschenkel an seinem Bein spüren.

    »Du gibst mir wenig Gelegenheit, dir überhaupt etwas zu sagen, ob es interessant ist oder nicht.«
    »Hast du wirklich diesen Eindruck?«
    »Ja.«
    »Oh.« Arkasha wirkte ungewöhnlich betroffen. »Äh … hast du heute Abend was vor?«
    »Sollte ich?«
    »Nun, ich habe später noch etwas zu tun, aber du kannst mich zum Labor begleiten. Ich muss dir etwas zeigen.«
    Als sie wieder im Labor waren, staunte Arkady wie immer über die glatte Übereinstimmung von Individuum und Gesellschaft, die das Leben in den Syndikaten so tiefgreifend prägte, dass sie im Grunde unsichtbar war. Arkadys Seite des Labors war ein chaotisches Schlachtfeld aus Fliegenfängern, Probenbehältern, taxonomischen Abhandlungen, Arbeitshandschuhen und Grabwerkzeugen. Seine Feldausrüstung – der offensichtlichste Überträger externer Kontaminationen – war seit der Landung täglich desinfiziert worden, aber nichts konnte die Flecken und Risse überdecken, die von früheren Expeditionen zeugten. Selbst der noch recht frische Laborkittel, der über der Rückenlehne seines Stuhls hing, zeigte die verräterischen Flecken und Streifen der gestrigen Probenvorbereitungen.
    Arkashas Seite des Labors sah verglichen damit ganz unbenutzt aus. Unter der Schiffsbeleuchtung glänzten jungfräulich saubere Tischplatten. Ständer mit Objektträgern glitzerten wie Eis in den Null- g -Regalen neben sauber beschrifteten Notizbüchern und dicken Nachschlagewerken, deren Buchrücken keine der Knicke und Eselsohren aufwiesen, die Arkadys Bücher auf magische Weise anzuziehen schienen. Die einzigen Spuren einer fehlbaren posthumanen Gegenwart – und selbst diese lagen wie kleine Soldaten am Spülbecken des Labortischs aufgereiht – waren Arkashas allgegenwärtige abgekaute Bleistiftstummel.
    Es wäre natürlich effektiver gewesen, die Labore nach Fachgebieten einzuteilen statt nach Abstammungslinien. Aber in
den Syndikaten wie in Ameisenhaufen stand die Effektivität meist hinter der psychologischen Behaglichkeit zurück. Die ersten gemeinschaftlichen Missionen hatten ihren begrenzten Arbeitsraum nach Arbeitskategorien eingeteilt. Rein wissenschaftliche zu rein wissenschaftlichen Tätigkeiten. Feldarbeit zu Feldarbeit. Probenvorbereitung abgetrennt von Verarbeitung und Analyse.
    Es hatte nicht funktioniert. Es hatte Auseinandersetzungen und Frustrationen bewirkt. Die Betroffenen hatten weniger gearbeitet als in ihren Heimatsyndikaten – und waren von der wenigen Arbeit, die sie zuwege brachten, stärker beansprucht worden. Sie wollten bei ihren Geschwistern, nicht unter Fremden sein. Und am Ende hatten die Verwaltungsausschüsse nachgegeben und sich genau den biologischen Einschränkungen gebeugt, die sie und ihre Vorgänger einem Seitenzweig ihrer Nachkommenschaft auferlegt hatten.
    Heute Abend war Arkasha allerdings nicht im Entferntesten an Effektivität am Arbeitsplatz interessiert. Als er das Labor betrat, ging er sofort zum Kühlschrank, zog hinter dem Probenständer ein großes

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