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Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
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der gelenkten Evolution bezeichnen. Deshalb ist die Qualität ihrer Gentechnik der UN-Version so überlegen. Und genau dieses Konzept eines Biocomputers ist der vielversprechendste Ansatz, um das Problem der Dekohärenz in Emergenten KIs zu lösen. Gemeinsam mit all den anderen Fehlfunktionen, die im KI-Design bezeichnenderweise diesen Namen haben wie in der Ökophysik: Brüchigkeit, Störungsintoleranz, maladaptive Red-Queen-Systeme und so weiter …« Cohen räusperte sich und rutschte auf seinem Stuhl mit der harten Lehne herum. »Aber nichts davon beantwortet die Frage, warum Israel an dem Virus interessiert ist.«
    »Sind wir auch nicht«, sagte Didi gelassen. »Sonst würden wir nicht zulassen, dass Arkady für GolaniTech an den höchsten Bieter verkauft.«
    »Das ist reines Spin-Denken, und das weißt du auch«, entgegnete Cohen. »Du nimmst für diese Sache einige schwere Risiken auf dich. Es ist mit egal, wie gierig GolaniTech ist oder wie uninteressiert du bist. Die Typen von GolaniTech würden diese Sache nicht durchziehen, wenn sie nicht zumindest eine stillschweigende Einwilligung von höchster Ebene hätten …«
    »… was nicht unbedingt ich sein muss …«
    »Stimmt. Trotzdem. Wie man es auch dreht und wendet, diese Art von Technik ist durch das Abkommen verboten, und wenn du nicht auf irgendetwas aus wärst, hättest du ganz sicher dafür gesorgt, dass Arkady niemals die Erde erreicht. «
    In diesem Moment klopfte jemand zaghaft an und streckte gleich darauf einen schnittigen Kopf durch die Tür – es war Arik, der auch gleich eine Hand hereinstreckte und seine Armbanduhr aus IAS-Produktion zur Schau stellte. Cohen bemerkte, dass der Kristalldeckel der Uhr zersprungen war. Für seinen Geschmack trieb der Junge diesen Look ein bisschen zu weit.

    »Es ist Zeit«, sagte Arik in einem Ton, der einen englischen Butler stolz gemacht hätte.
    »Ah, ja«, sagte Didi. »Danke, Arik. Gib uns noch … sagen wir fünf Minuten, ja?«
    Der Junge zog sich zurück und schloss die Tür so vorsichtig und lautlos, wie er sie geöffnet hatte.
    »Nun?« Didi schaute sich neugierig um. »Ich würde sagen, wir haben alles besprochen, was zu besprechen war. Ich möchte euch beide nur bitten, weiterzumachen wie bisher, die Ohren offenzuhalten und mich darüber zu unterrichten, was ihr hört. Mehr nicht. Und jetzt fahren wir am besten nach Hause, bevor Zillah mir Ärger macht, weil sie meinetwegen die Lammkeulen zu lang gekocht hat.«
    In diesem Moment erkannte Cohen drei Dinge, die ihm von Anfang an hätten klar sein müssen:
Ihr stundenlanges Warten am Fahrstuhl war kein Zufall gewesen, denn
Didis Büro war verwanzt, und
Didi fütterte demjenigen, der am anderen Ende der Wanze saß, mit dem Löffel sein eigenes, speziell gemischtes Barium-Kontrastmittel.
    Die Tiefgarage im Kellergeschoss der Mossad-Zentrale war wahrscheinlich eine der am besten gesicherten Immobilien auf dem Planeten. Es war deshalb amüsant, Li und die vier breitkiefrigen Mossad-Leibwächter dabei zu beobachten, wie sie an ihren Waffen herumfummelten und in die Schatten spähten wie Revolverhelden, die eine Schießerei auf einem Viehhof vor sich hatten, und keine gut beleuchtete, gut bewachte und offensichtlich leere Garage. Oder es wäre amüsant gewesen, wenn er nicht gewusst hätte, wie todernst es ihnen war.
    Auch der Mossad-Fuhrpark ging keine Risiken ein; Didis staatseigene Peugeot-Limousine hatte schusssichere Scheiben und eine gepanzerte Karosserie. Sie stiegen ein – vorn neben dem Fahrer einer von Didis jungen Männern, die anderen
beiden auf dem nach vorn gerichteten Sitz rechts und links von Didi und zwischen ihnen Li und Cohen –, und das Keramikmaterial des Antiminen-Bodenbelags klirrte gedämpft, als der Wagen über die Rampe in den Spätnachmittagsverkehr auf dem König-Saul-Boulevard hinausfuhr.
    Für Cohen war das alles nichts Neues; Hyacinthe war damals, als Privatfahrzeuge noch erlaubt waren, oft über die Autobahnen gefahren und hatte erlebt, wie Porsches oder BWS mit über zweihundert Stundenkilometern durch ihren natürlichen Lebensraum jagten. Li dagegen war fasziniert. Sie inspizierte den Boden und die Türen, und es war keine Überraschung, dass sie dieses neuartige Stück halbmilitärischen Geräts mit Wohlwollen betrachtete. »Ich habe noch nie in einem richtigen Auto gesessen«, sagte sie. »Ist das ein Mercedes?«
    Einer von Didis Leibwächtern gab einen Laut von sich, als drehte ihm jemand die Kehle zu.
    »Ach so«,

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