Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtjagd

Lichtjagd

Titel: Lichtjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Moriarty
Vom Netzwerk:
wenn ich diese Probe beschreiben müsste, die Mosche verscherbelt hat, würde ich sagen, dass es genau das war: eine Turing-Suppe aus DNS. Oder genauer: ein Virus, das die DNS seines Wirts in eine Turing-Suppe verwandelt.« Cohen grinste. »Was – wenn du mir den Scherz verzeihst, den in den letzten Wochen etwa achtzehn meiner Assoziierten in diesem oder jenem Moment gemacht haben – dem Begriff Computervirus eine ganz neue Bedeutung verleiht.«
    »Willst du damit sagen, es ist … was? Eine KI in Form eines Virus?«
    »Um Gottes willen, nein! Wenn du deinen Metaphern so die Zügel schießen lässt, wirst du nie dahinterkommen, was es wirklich ist. Was Mosche uns gezeigt hat, war … eine konzeptuelle Provokation. Aber es war keine Künstliche Intelligenz. Jedenfalls nicht in einer Form, die für diese besondere Künstliche Intelligenz erkennbar ist. Wenn du ihm unbedingt
einen Laienbegriff anhängen willst, warum nennen wir es dann nicht … eine Suchmaschine in Form eines Virus?«
    »Und wonach sucht diese Suchmaschine?«
    »Das, mein Freund, kann ich dir nicht einmal ansatzweise sagen.«
    Didi schürzte die Lippen und dachte nach. »Und du glaubst Arkadys Geschichte, dass sie auf … wie hieß der Planet doch noch?«
    »Novalis. Ich habe auch noch nie davon gehört. Er liegt außerhalb des kartierten Gebiets. Es liegen keine Berichte über irgendwelche Erkundungen vor. In mehreren Lichtjahren Umkreis befindet sich keine BE-Boje, wahrscheinlich weil die spektrometrischen Daten nicht vielversprechend genug waren. Es ist einer dieser Von-hier-geht’s-nicht-weiter-Planeten. Wie auch immer, der Wirtsgenotyp ist von einem alten Monsanto-Patent abgeleitet. Das besagt noch nichts; die Hälfte des bekannten Universums ist mit diesem Mist übersät. Aber es würde einen Sinn ergeben, wenn die Mannschaft dort draußen herausgefunden hat, was es ist. Und dazu passt auch, dass es, wie ich schon sagte, kein Gendesign aus den Syndikaten gewesen sein kann. Deren Gendesigner fummeln grundsätzlich nicht an kommerziellen Gensets herum; damit hat man keine guten Erfahrungen gemacht. «
    »Das heißt also, dass der Planet terraformt ist?«
    »Das wollten sie herausfinden. Und nach dem zu urteilen, was sie mit zurückgebracht haben, würde ich sagen, die Antwort ist ja.«
    »Sollte der UNSR nicht darüber informiert werden?«
    »Nun, ich nehme an, der UNSR würde schon meinen, dass er darüber informiert werden muss.«
    »Du aber nicht.«
    »Ich lebe nach dem Motto ›Leben und leben lassen‹. Und der UNSR hat die unangenehme Angewohnheit, Planeten zu ruinieren, damit andere Leute sie nicht nutzen können. Es ist
eine schreckliche Verschwendung, wenn man so etwas mit einem guten Planeten macht.«
    Didi lächelte schwach. »Na gut, wir lassen’s erst mal so laufen.«
    Was, wie sie beide wussten, nur bedeuten konnte, dass man es laufen lassen würde, bis entweder Didi oder der PM entschieden hatten, dass es Zeit zum Eingreifen wurde.
    »Na denn.« Didi lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und entdeckte einen Speisefleck auf seiner Krawatte, den er erst anschielte, bevor er ihn wegrieb. Es gelang ihm aber nur, die Krawatte zu zerknittern, statt den Fleck zu beseitigen, und gab es auf. »Du hast meine beiden ersten Fragen – was das Virus ist und wie es dort hingelangt ist – mit weiteren Fragen beantwortet. Was ist mit der einen Frage, die wir doch wohl beantworten können: warum zum Teufel sollten wir uns für dieses Virus interessieren?«
    »Nun«, sagte Cohen langsam. »Ich weiß, warum die EBKL an ihm interessiert ist. Unsterblichkeit, wenn du es beim Namen nennen willst.«
    »Aber die habt ihr doch schon.«
    »Nicht im eigentlichen Sinne. Nicht mehr als ein Ameisennest oder ein Bienenvolk. Und KIs haben Lebenserwartungen wie alle anderen Superorganismen. Selbst die, die nicht vorzeitig unter der Last ihrer eigenen rivalisierenden Identitäten zusammenbrechen.«
    »Aber wie kann ein organisches Virus das Leben einer Maschine verlängern?«
    »Weil die zugrunde liegende Dynamik dieselbe ist, ganz gleich, ob man es mit einem organischen oder einem synthetischen Superorganismus zu tun hat. Wir sind an jedem Mechanismus interessiert, der nützliche Mutationen über eine Population verbreitet, während er schädliche unterdrückt.«
    »Es geht im Grunde also um eine gelenkte Evolution.«
    »Nun … um eine optimierte Evolution. Ich glaube, es fällt in das Gebiet, das die Gendesigner der Syndikate als die
›weiche Chaos-Theorie‹

Weitere Kostenlose Bücher