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Lichtjahreweit

Lichtjahreweit

Titel: Lichtjahreweit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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im Kreis, tanzten und sprangen und hüpften wie Verrückte am Ufer des Staubsees entlang, um das Soltonium herum, vorbei an Rolff, mit Tränen in den Augen, schmerzenden Kiefermuskeln und zum Zerreißen gespannten Lippen, die unter den unentwegten Kicher- und Lacheruptionen zuckten und vibrierten.
    »Achthundert!« lachten Gersson und Kiyunati. »Achthundert Kilogramm Soltonium!«
    UND DANN RECHNETEN IHRE GEHIRNE UND ERKANNTEN, DASS DIE GESELLSCHAFT JEDEM VON IHNEN ACHTZIG MILLIONEN WERTEINHEITEN PROVISION ZAHLEN MUSSTE, SO DASS SIE VON JETZT AN REICH UND FREI UND GLÜCKLICH SEIN WÜRDEN.
     
    Das Allzweckfahrzeug rumpelte mit knirschenden Stoßdämpfern über den Boden, umrundete Krater und Erdspalten, ächzte an Gesteinsverwerfungen vorbei, und Kiyunati und Gersson saßen hinter der Panzerglasscheibe, durch die sie weit vorn das gewaltige Rund der Station erkennen konnten, eine golden glitzernde Halbkugel, auf der in riesigen Lettern
     
    BELSAZAR SCHÜRF TRUST
     
    zu lesen war.
    Gelassen fuhr der Wagen darauf zu.
     
    Gersson dachte:

Ein Schiff, zwischen den Sternen, weit draußen in der Milchstraße; devote Diener, anschmiegsame Mädchen, die ihn streichelten und ihm alle Wünsche erfüllten, bis der Planet, dieser eine, bestimmte, im Fadenkreuz auftauchte, ein blühender Garten, ein Paradies, mit frischduftenden Wäldern, kristallklaren Gewässern -
    Kiyunati dachte:
     
    Ein Haus auf Glimmer, direkt neben dem Mondsee, zwanzig, vierzig weite Zimmer, Licht und Farben, Musik, Berge von Kostbarkeiten, Gemälde an den Wänden, Frauen, schön und großbrüstig, und ER auf einem breiten Bett, verwöhnt, geliebt, reich, frei, rundgeschlemmt, zufrieden und glücklich, mit Macht und Einfluß -
     
    am Ziel seines Lebens.
     
    Ruhig summend näherte sich das Fahrzeug der Station, die bald riesig und erdrückend vor ihnen aufragte. Dort schlängelte sich die glattbetonierte Rampe, an deren Ende das massive Tor der Schleuse wartete.
    Ein merkwürdiges Gefühl bemächtigte sich Gerssons. Verwirrt warf er einen Blick zu Kiyunati, der leise pfeifend hinter dem Steuer saß, mit leuchtenden Augen und gestrafften Schultern, denn nun war er nicht mehr der arme Bittsteller, dem die Gesellschaft Ausrüstung und Lebensunterhalt vorfinanzierte und deshalb Forderungen stellen, Befehle geben konnte, sondern er war nun Kiyunati, der Prospektor mit dem Achthundert-Kilo-Fund, für den man ihm und Gersson einhundertsechzig Millionen Werteinheiten zahlen mußte.
    Kiyunati, der Berühmte, Wichtige.
    Die Unruhe in Gersson wuchs. »Mir ist merkwürdig zumute«, flüsterte er. »Je näher wir der Schleuse kommen …«
    »Lampenfieber«, winkte Kiyunati spöttisch ab. »Das geht vorbei, wenn du erst mal in Geld schwimmst!
    Warte, was die feinen Herren vom Trust für Augen machen, wenn wir ihnen das Soltonium vor die Füße werfen und unsere Hände nach den Schecks ausstrecken!« Er lachte. »Jetzt ist Schluß mit den arroganten Bemerkungen, die sie jedesmal fallen ließen, wenn wir erfolglos zurückkehrten! Schluß mit dem Pochen auf die Schulden, die wir für die Ausrüstung bei ihnen aufnehmen mußten!«
    »Anhalten!« preßte Gersson plötzlich hervor. Panische Angst schnürte ihm die Kehle zu.
    »Wie? Was?« Kiyunati musterte ihn besorgt. »Bist du verrückt geworden? Und ich dachte, das passiert immer erst, wenn man das Geld in den Fingern hat!«
    Gersson registrierte verwundert, daß seine Finger zitterten. »Es … ist die Schleuse, Kiyunati. Ich … ich … Wir dürfen da nicht hinein, Kiyunati! Auf keinen Fall! Wir müssen …«
    »Der Schock!« sagte Kiyunati wegwerfend. »Natürlich, das ist es! Du denkst noch zuviel an Rolff, das ist alles! Schuldgefühle, weißt du!
    Rolff hat geahnt, daß er auf einen Schlag im Staubsee steinreich werden konnte und deshalb alles auf eine Karte gesetzt. Sein Pech, daß es für ihn schiefgelaufen ist, doch achtzig Millionen … dafür lohnt es sich schon, zu sterben!
    Und nun sind wir beide die Glücklichen, während Rolff tot in einem Meteorkrater liegt. Kein Wunder, daß du Schuldgefühle kriegst. Aber die gehen vorbei! Glaub mir! Wenn erst das Geld …«
    Der Wagen stoppte. Kiyunati wartete.
    Was ist nur mit mir? fragte sich Gersson. Da vorn warten achtzig Millionen auf mich! Achtzig Millionen! Achtzig Millionen!
    Langsam, gemächlich öffneten sich die Schleusentore.
    Gersson schluckte und biß sich fest auf die Lippen. Ich bin ein Narr! schalt er sich. Achtzig Millionen!
    Das Allzweckfahrzeug

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