Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtlos 2 (German Edition)

Lichtlos 2 (German Edition)

Titel: Lichtlos 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dean Koontz
Vom Netzwerk:
ehrlich sein soll, gebe ich zu, dass ich mich doch irgendwie fürchte. Schließlich bin ich kein Idiot. Aber ich schlucke einen Klumpen Schleim, denn so fühlt sich Furcht an, wenn sie von irgendwoher in deine Kehle kommt, und ich gehe an diesen sechs Toten vorbei und auf eine weitere von diesen gigantischen runden mondtorartigen Türen zu. Das gelbe Licht, dem ich weiterhin folge, scheint immer noch einen Raum weiter entfernt zu sein, und vielleicht verhält es sich ja so wie mit dem Rattenfänger von Hameln, der sämtliche Kinder in ihr Verderben lockt, weil die Bewohner der Stadt ihm nicht den versprochenen Preis dafür bezahlen, dass er die Ratten fortgeführt hat und sie sich im Fluss ertränkt haben. Aber ich meine, was soll ich denn sonst tun? Schon wieder sind alle Wahlmöglichkeiten doof, und das ärgert mich allmählich. Also lasse ich mich von der dicken alten gummiartigen Amöbe oder was auch immer verschlucken und mich von ihr in den nächsten Raum spucken. Igitt, ich fühle mich so, als sollte ich mit klebrigem Schleim überzogen sein und nach verdorbener Milch oder so was riechen, aber ich bin trocken, und ich stinke nicht.
    Das gelbe Licht geht flackernd aus, und ich bin blind, was mich aber nicht so sehr stört, wie ihr glauben könntet, denn alles Schlimme, was mir jemals zugestoßen ist, ist bei Licht passiert, nicht im Dunkeln, und wenn im Dunkeln etwas Fürchterliches über einen hereinbricht, dann braucht man es wenigstens nicht zu sehen. Dann taucht in der Schwärze ein zarter, schimmernder silberner Glanz auf, anfangs kaum vorhanden, aber er wird etwas heller und dann noch heller. Es ist eine riesige Kugel, und es ist schwer zu sagen, wie groß, wenn es so düster ist, denn sie bewahrt ihr Licht weitgehend in ihrem Innern und strahlt nur sehr wenig auf ihre nähere Umgebung ab.
    Tja, ich kann jetzt hier stehen bleiben, bis meine Knie unter mir nachgeben, oder darauf zugehen, also tue ich es und achte darauf, nicht in irgendeine Grube zu fallen, falls es hier eine Grube gibt. Der Boden ist wieder aus diesem Hartgummizeug, und ich laufe von der verrückten Tür aus mindestens zwölf Meter, bevor ich neben der Kugel stehe. Sie hat einen Durchmesser von vielleicht fünfzehn Metern und ist so hoch wie ein fünfstöckiges Gebäude. Wenn sie nicht an der Decke aufgehängt ist, dann schwebt die Kugel einfach da wie die größte Seifenblase aller Zeiten, und ihr silbernes Licht spiegelt sich schwach in dem schwarzen Boden einen knappen Meter unter ihr. Ich kann nicht sagen, ob sie schwer ist oder so leicht wie eine Seifenblase. Aber ich habe den Verdacht, sie ist so schwer, dass sie, wenn sie nicht levitieren würde, sondern auf dem Boden läge, das Fundament zertrümmern, bis auf die Erde darunter fallen und das gesamte Gebäude über sich in eine Grube reißen würde.
    Das ist nicht das Einmaligste, was ich jemals gesehen habe, denn das Wort einmalig ist bereits ein Superlativ, es kann keine Abstufungen davon geben. Eine Sache ist einmalig, oder sie ist es nicht. Sie ist nicht sehr einmalig oder ziemlich einmalig oder einmaliger . Einfach nur einmalig. Das ist eine der sechzig Millionen Tatsachen, die man lernen muss, wenn man von Eltern unterrichtet wird, die eine ganze Bibliothek gelesen haben und an so ziemlich alles denken. Aber diese Kugel ist mit Sicherheit einmalig.
    Das Ding ist stumm, aber es sendet diese unheilvollen Schwingungen aus, die mir das Gefühl geben, ich wäre der größte Idiot auf Erden, wenn ich es berühren würde. Vielleicht habe ich mich als den Indiana Jones der siebten Klasse dargestellt, aber die Wahrheit sieht so aus, dass ich wieder den Schleim der Furcht in meiner Kehle habe, einen dickeren Klumpen als vorhin, und ich muss immer wieder schwer schlucken, damit ich richtig atmen kann. Fragt mich nicht nach meinem Herzen. Es hämmert wie ein Presslufthammer.
    Aus der konzentrierten, beinahe flüssigen Dunkelheit ertönt wieder diese kalte, glatte Stimme, so hochtrabend wie zuvor. Ich will ihn ohrfeigen, ich schwöre, dass ich nichts lieber täte. »Jolie Ann Harmony hat keine Freigabe für dieses Projekt .«
    »Wer bist du ?«
    »Jolie Ann Harmony hat keine Freigabe für dieses Projekt .«
    »Wer bist du ?«
    Er macht dicht.
    Wer auch immer dieser Typ ist, ich bin sicher, dass er genauso gefährlich ist wie jeder Axtmörder und dass ich leisetreten und höflich zu ihm sein sollte, aber er ärgert mich wirklich. Er ist voreingenommen. Er ist herrisch. Er lässt sich nicht

Weitere Kostenlose Bücher