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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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verzog das Gesicht.
    „Mach am besten die Augen zu und stell dir vor, es wären Pilze.“
    „Schmeckt es denn nach Pilzen?“
    „Nein.“
    Sie zog die blonden Brauen nach oben und spitzte den kleinen Mund. „Und … wonach zum Teufel schmeckt es?“
    Nach Aas. „Nach Hühnchen?“
    „Aha.“ Sie nahm ihm das Messer mit dem Fleisch ab und betrachtete es. „Kann man sich von Füchsen nicht irgendwelche üblen Krankheiten holen?“
    Ju verdrehte innerlich die Augen. Als ob das für eine Akkadia eine Rolle spielte. „Nein.“
    Sie atmete tief durch, pustete kurz auf die Spitze des Fleisches und biss ein winziges Stückchen ab, verzog gleich darauf das Gesicht und spuckte es, begleitet von einem „Bähh!“, wieder aus. „Ist das scheiße widerlich! Das krieg ich nicht runter. Tut mir leid.“ Sie reichte ihm sein Messer zurück und spülte sich den Mund mit dem letzten Wasser aus, das sie noch hatten.
    Fantastisch.
    Er hatte einen Fuchs umsonst getötet, Elín würde nichts essen und Wasser besaßen sie nun auch nicht mehr.
    Das würde ein beschissen langer Tag werden.
    Thanju legte das Fleisch beiseite und starrte ins Feuer. Dabei hatte er noch gehofft, die Bestie würde sie dazu bringen, das Tier zu essen. Wer einmal Blut leckt …
    Hoffentlich würde das bisschen, was sie vorhin bekommen hatte, bis zur nächsten Nacht genügen, um Elíns Löwen unter Kontrolle zu halten.
     
    In den Privatgemächern ihres Bruders beobachtete Jolina Elias dabei, wie er auf Lennart einredete und ihm das feuchte Haar aus der Stirn strich. Lennart, der im Koma lag. Zumindest vermuteten sie, dass es eine Art Koma wäre. Erlebt hatte so etwas hier bislang niemand. Und der Zustand dieses Akkadiers hatte sich, seitdem sie ihn zurück nach Enûma geholt hatten, in keiner Weise gebessert.
    Genau wie Elias versuchte Jolina zu Lennart Kontakt aufzunehmen, versuchte seine Bestie, seine zweite Seele zu erreichen. Aber er reagierte nicht. Das Seelenband selbst schien nicht mehr existent zu sein. Ob der Löwe noch in ihm war, wusste niemand. Normalerweise konnte ein Akkadier ohne seine zweite Seele nicht überleben, weswegen sie die Hoffnung noch nicht aufgegeben hatten.
    Ihr Bruder erhob sich mit einem Seufzer. Er fühlte sich machtlos, das wusste sie. Wenn Jolina bedachte, was sie empfinden würde, wenn einer der durch sie gewandelten Akkadier solch ein Delirium erfahren müsste – sie wüsste nicht, ob sie die Kraft dazu hätte, das tagtäglich mit anzusehen. Wenigstens waren die Wunden, die er während der Gefangenschaft durch die Tarykkönigin Assora erlitten hatte, verheilt.
    Ein schwacher Trost.
    „Komm“, sagte Elias im Vorbeigehen. Der Schmerz in seinem Gesicht brach Jolina beinahe das Herz.
    Sie hatten Noah um ein Treffen gebeten, hatten einen Notfall auf der Erde als Grund vorgeschoben. Und wie erhofft, erwartete der Halbgott ihre Ankunft in der großen Säulenhalle von Ishtars Tempel. Jolina spürte Furcht in ihrem Herzen, Angst vor der Konfrontation und davor, wie Noah womöglich reagieren würde. Dass er seinen Fehler einsah und behob, daran glaubte sie nicht. Er würde ihr mit derselben Kälte begegnen, die er immer an den Tag legte und unter der sie so litt.
    Als Jolina und Elias eintrafen, verschränkte er die langen Arme zur Begrüßung vor der Brust. In den silberfarbenen Augen ruhte keinerlei Emotion. Strähnen seines weißen Haares hingen ihm ins Gesicht. Die einzige Unordnung, der er erkennen ließ. Stets wirkte er beherrscht, beinahe gelangweilt. Und doch hatte er eine unerfahrene Akkadia ins kalte Wasser geworfen, hatte die Regeln gebrochen.
    „Noah, sei gegrüßt“, begann Jolina mit einem Kopfnicken, so freundlich, es ihr gelang.
    Elias reagierte ungewohnt angespannt. „Nabend.“
    „Was gibt es?“, erwiderte Noah den beiden.
    Jolina sah Elias von der Seite an. Sein Kiefer war angespannt, während er seinen Bruder vorwurfsvoll musterte.
    „Du hast Mist gebaut!“, sagte er. Jolina selbst bekam kein Wort heraus.
    „Wie bitte?“ Noah richtete sich zu voller Größe auf. Die Luft zwischen den Brüdern erhitzte sich spürbar.
    „Wir wissen, was du getan hast.“
    „Und das wäre?“
    „Die Akkadia, die du ohne Einweisung zurück auf die Erde geschickt hast.“
    „Wie könnt ihr es wagen?“, stieß Noah aus. „Wegen solch einer Lappalie lasst ihr mich hier antanzen?“
    „Noah, wir machen uns Sorgen um dich!“, schritt Jolina ein.
    „Schwesterchen! Ich bin der Letzte, um den du dich sorgen

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