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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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den gefühlten zehn Stunden ihrer Wanderung nicht viel unterhalten. Ju schien nicht gerade der Plaudertyp zu sein. Aber er wusste, was er tat, und stapfte unbeirrt voraus. Er startete keine Annäherungsversuche oder stellte dämliche Fragen zu ihrem Leben, auf die sie eh keine Antwort wüsste. Das rechnete sie ihm hoch an.
    Wobei …
    Wenn sie ehrlich zu sich war – was Besseres, als ihm zu begegnen, hätte ihr wohl nicht passieren können. Allein wäre sie verloren gewesen. Elín wäre hier draußen jämmerlich erfroren oder verhungert oder hätte sich irgendwo verletzt und wäre verblutet, und man hätte ihre Leiche erst Wochen später entdeckt – tiefgefroren und mit einem dämlichen Ausdruck im Gesicht. Ja, das würde passen.
    Elín stolperte über einen Stein und fiel hin. „Mann!“, schrie sie frustriert. „Du bescheuerter Stein!“
    Sie nahm den Kiesel in die rechte Hand und schleuderte ihn von sich. Zu spät erkannte sie, dass er genau in Jus Richtung flog. Der Stein traf ihn am Kopf und fiel kullernd zu Boden. Elín schlug erschrocken die Hände vor den Mund.
    Thanju zuckte nicht. Er blieb nur stehen und drehte sich langsam zu ihr um. Sein Gesicht zeigte keine Reaktion.
    „Hast du … gerade … einen Stein nach mir geworfen?“
    „Es tut mir leid“, sagte sie hastig in ihre Handflächen hinein. „Ich wollte dich nicht treffen. Wirklich! Scheiße! Ist mir so rausgerutscht.“
    Elín sah ihn mit großen Augen an.
    Jetzt würde er sie töten.
    Das hatte er bestimmt schon die ganze Zeit vorgehabt – ihr vorgaukeln, er wäre der nette Retter von nebenan, sie in eine Höhle locken und über sie herfallen.
    Doch anstatt wütend auf sie loszustürmen, entglitten ihm plötzlich sämtliche Gesichtszüge. Er schaute sie fassungslos an, als hätte er gerade einen Geist gesehen.
    „Zum Teufel, was ist?“, stammelte sie. „Was hast du denn?“
     
    Ihre Augen hatten sich verfärbt – gewandelt, wie man als Akkadier auch sagte.
    Ju starrte die junge Unsterbliche mit ihren weiß glühenden Iriden an und wusste nicht, wie er reagieren sollte. Sie hatte Angst vor ihm. Das musste es sein. Sie fürchtete seine Reaktion und ihre Bestie reagierte mit einem Schutzmechanismus, ohne dass Elín es bemerkte, schickte eine Drohung an die vermeintliche Gefahr und machte deutlich, dass es hier nichts zu holen gab.
    Doch das Erschreckende daran war nicht etwa die Tatsache, dass Ju befürchtete, sie könnte sich verwandeln.
    Nein, was ihn in diesem Moment sprachlos werden ließ … Nie hatte er die Verwandlung der Augenfarbe als etwas Besonderes empfunden, doch sie bei Elín zu beobachten, reizte einen Ort in seiner Brust, der seit einem Jahrtausend geschlafen hatte.
    Sie saß auf dem Erdboden, die Hände voller Sand, das Gesicht müde und ausgelaugt und wirkte dennoch wie … ein Engel. Ein Engel, dessen reine Seele ihm in der Dunkelheit entgegen leuchtete.
    „Ju? Verflucht. Es tut mir leid!“
    Er ignorierte die Enge hinter seinen Rippen und ging auf sie zu.
    „Beruhige dich. Es ist nichts passiert“, sagte er mit trockener Kehle und reichte ihr seine Hand, um ihr aufzuhelfen.
    Elín blickte besorgt zu ihm hoch und das Leuchten versiegte langsam.
    Wie konnte jemand derart gefährlich sein und gleichzeitig so hilflos wirken?
    „Ich glaube, ich habe da vorne eine Höhle entdeckt. Alles in Ordnung bei dir?“
    Sie nickte und ergriff seine Hand. Als sie hochkam und schließlich vor ihm stand, waren ihre Augen wieder blau.
    „Du kannst verflucht gruselig gucken“, gab sie zu.
    Er sagte nichts, zog seine Hand zurück und ballte sie zur Faust. Doch das Kribbeln, das die Berührung bei ihm erzeugt hatte, blieb. „Komm!“
    Thanju drehte sich um und ging weiter, lief einen Abhang hinunter und zwischen rötlichen Rhyolithbergen hindurch. Elín schnaufte hinter ihm und würde wahrscheinlich bald zusammenbrechen. Gut so! Sie durfte erst gar nicht auf die Idee kommen, bei Tage weiterzugehen. Er hoffte, dass sie die sieben Stunden durchschlief und er das Sonnenlicht so ohne Probleme umging.
    „Ju?“, rief sie gedehnt, scheinbar wieder ganz die Alte. „Sind wir bald da?“
    Er antwortete nicht, kämpfte noch immer mit der Tatsache, was die Augen ihrer Bestie in ihm ausgelöst hatten. Als er solch einem leuchtenden Augenpaar zum letzten Mal begegnet war, hatte es Diriri gehört.
    „Ju?“
    Kurz darauf hatte er die Tibeterin mit seinem Blut genährt und war in sie eingedrungen, hatte ihren kleinen Körper genommen, getrieben von

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