Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)
solltest!“
Elias ging einen Schritt auf seinen Bruder zu. „Wie kannst du das als Lappalie bezeichnen? Sie hätte sonst wen auf der Erde töten können!“
„Lächerlich! Sie hat ihre Bestie innerhalb eines Augenzwinkerns bezwungen. Sie stellt für niemanden eine Gefahr dar.“
„So etwas kann sich ändern. Das weißt du doch! Oder hat dir die Zeit im Exil nicht ausgereicht?“, rief Jolina und zuckte sogleich zurück.
Noahs Augen weiteten sich. „Nimm … dieses Wort … nie wieder in den Mund!“
Unter voller Anspannung drehte er sich weg und verschwand. Nur ein kaltes, weißes Glitzern blieb zurück.
Jolina war erstarrt. Wie hatte sie so etwas sagen können? Wie hatte sie ihren eigenen Bruder an die schrecklichste Zeit seines Lebens erinnern können? Als ob er das jemals vergessen könnte. Das Exil hatte ihn gebrochen, hatte seine Leidenschaft und seine Bestialität ein für alle Mal begraben.
„Du hast dir nichts vorzuwerfen“, versuchte Elias sie zu beruhigen und legte ihr eine Hand auf die Schulter.
„Was habe ich nur getan?“, stammelte sie.
Kapitel 5
Elín wälzte sich von rechts nach links. Ihr verfluchter Magen knurrte, sie fror trotz des Feuers und an Schlafen war nicht zu denken, obwohl sie ihre Augen kaum offen halten konnte.
Mit einem wütenden Seufzer setzte sie sich auf und starrte vorwurfsvoll in Jus Richtung, der wie ein Stein auf dem Höhlengrund lag und schlief, als würde ihm diese Umgebung nicht das Geringste ausmachen.
Elín stöhnte genervt. Er reagierte nicht.
Sie stöhnte erneut und noch lauter. Doch wieder keine Reaktion. Er hatte scheinbar einen tiefen Schlaf.
Ju war schon ein komischer Typ. Obwohl er mit seiner Größe und Statur und auch mit seinem Verhalten sehr respekt-, ja beinahe angsteinflößend wirkte, fand sie ihn eigentlich ziemlich in Ordnung. Er kümmerte sich um sie. Warum, wusste Elín nicht. Aber er tat es. Auch in den beiläufigsten Gesten zeigte sich eine Fürsorge, die ihr das alles hier etwas erträglicher machte.
Elín betrachtete sein ruhiges Gesicht und konnte sich nicht vorstellen, dass er öfter an Gefühlsausbrüchen litt. Im Gegenteil. Er schien der perfekte Einzelgänger zu sein.
Trotzdem hatte er sich ihrer angenommen.
Seine Augäpfel bewegten sich hinter den mandelförmigen Lidern, kleine Falten verliefen außen herum. Die dunklen Brauen wirkten ernst. Doch seine schmalen Lippen besaßen einen fast verspielt geschwungenen Bogen in der Mitte. Elín wettete, dass ihr Zeigefinger genau dort hineinpassen würde, und widerstand dem Drang, es auszuprobieren, nur mühevoll.
Jus Haut hatte einen leichten Goldton, wirkte warm. Ob sie warm war? Immerhin trug er nur leichte Leinensachen, keine Schuhe, was für sie, als sie es erkannt hatte, ein Schock gewesen war. Doch ihn kümmerte es nicht.
Komischer Typ.
Elín streckte ihre Hand aus und hielt einen Moment inne. Aber er bewegte sich nicht. Sie berührte seine Wange mit den Fingerspitzen.
Eigenartig.
Nicht richtig warm. Eher wie erwärmtes Metall, so als würde die Hitze von einer anderen Quelle erzeugt werden.
Elín zog ihre Hand zurück und fuhr mit dem Daumen über die Fingerkuppen. Sie kribbelten und dieses Kribbeln floss in ihre Hand hinein, folgte dem Verlauf ihres Blutes, wurde Teil ihres Kreislaufs.
Thanjus geflochtener Zopf aus schwarzem Haar lag seitlich neben seinem Kopf und ruhte auf der rechten Brust, die sich unter dem hellen Pullover gleichmäßig hob und senkte. Elín hatte nie zuvor einen Asiaten gesehen, aber ihre Vorstellungen zum Äußeren dieses Volkes hatten sich mit Ju erledigt. Er wirkte viel zu groß, zu breit, zu muskulös. An seinen Händen traten die Sehnen und Knochen hervor, ein bisschen, als ob er abgemagert wäre. Doch der Rest des Körpers widersprach diesem Anschein.
Sie fragte sich, wie er wohl darunter aussah, und erschrak sogleich über sich selbst. In ihrer Situation sollte sie sich über andere Dinge Gedanken machen.
Elín schmunzelte. Und ihr Blick wanderte unwillkürlich tiefer, zum Bund der dünnen Hose, an der ein schmales Halfter inklusive Messer befestigt war, und hinab in seinen Schritt. Heilige Scheiße! Dieser Stoff war aber auch dünn. Er ruhte mit einer deutlichen Wölbung über dem weichen Körperteil, der sich zwischen Jus Beinen befand, und dank des Feuers brauchte Elín ihre Vorstellungskraft kaum anzustrengen.
Plötzlich zuckte er. Elín fuhr erschrocken zurück, warf sich auf die andere Seite und hielt sich die Hände
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