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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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ihre Sachen lagen noch genauso auf dem Hocker im Badezimmer, wo Elín sie vor dem Duschen abgelegt hatte. Der Akkadier schaute zur Wanduhr – knapp zwei Stunden war er fort gewesen. Blieb noch genügend Zeit, um nach Island aufzubrechen.
    Mit langen Schritten trat er durch die offen stehende Tür auf den Flur hinaus und versuchte die anwesenden Seelenbänder zu lokalisieren. Sie befanden sich dicht beieinander, weiter unten, vermutlich im Keller. Er folgte dem Gang und lief die Stufen hinab ins Erdgeschoss, scherte nach rechts herum und stieß die Tür zum Keller auf. Die Steintreppe hinunter gelangte er in den unterirdischen Bau, fünf Schritte weiter stand er vor der Metalltür, die das modernde Gewölbe vom modernen Computerraum trennte. Er ahnte, was ihn erwartete, konnte Elíns vorwurfsvollen Blick schon jetzt auf seiner Haut spüren. Aber da musste er nun durch.
    Denn er wollte sie.
     

Kapitel 15
    Bis an die Zähne bewaffnet betrat Ju den Technikraum und schaute mit versteinerter Miene in die Runde. Elín wich seinem Blick aus und sah wieder hinunter auf die Karten ihrer Heimat.
    „Da ist er ja“, hörte sie Jason sagen und versuchte, ihre Unruhe zu kontrollieren.
    Jus Stimme klang rau und vertraut. „Ich habe mir neue Ausrüstung besorgt“, behauptete er.
    „Alles klar“, bestätigte Roven und beugte sich wieder über den Tisch, an dem Selene und Elín Platz genommen hatten.
    Der Tibeter gesellte sich dazu. Allein seine Anwesenheit nahm dem Raum die ganze Luft, verdunkelte die Deckenbeleuchtung und damit auch die Karten vor ihrer Nase. Sie sah trotzdem nicht auf. Obwohl es sie Überwindung kostete. Die Akkadia schwankte zwischen dem Wunsch nach Konfrontation und Flucht. Doch vorerst würde sie sich ruhig verhalten und auf das Wesentliche konzentrieren – ihre Rückkehr nach Island. Sie bereiteten eine Klärung vor. Und der zu Klärende war jenes Halbblut, dessen letzte Opfer Elíns Erinnerung nie wieder loslassen würden.
    Alle anwesenden Unsterblichen besaßen Waffen – Roven ein riesiges Schwert, das er an seinem Rücken trug, Selene ein überdimensionales Messer und Ju ein Arsenal, das jeden Feind schon beim Anblick in die Flucht treiben würde. Nur Elín nicht. Und sie wollte auch keine. Wenn sie diesem Taryk noch einmal über den Weg laufen würde, hätte er nicht so gute Chancen wie beim letzten Mal. Um ihn zu besiegen, brauchte sie keine Waffe. Das hatte Naham deutlich gemacht.
    „Wo wollen wir anfangen?“, fragte Roven an Ju gewandt.
    Der Tibeter legte seine große Hand auf die Papiere. Die Hand, mit der er sie erst vor Stunden an Körperstellen berührt hatte, die jetzt in Sehnsucht begannen zu kribbeln. Mit seinem Zeigefinger tippte er auf den Ort, an dem Elín mit dem Feind zusammengeprallt war. „Wenn wir in westlicher Richtung suchen, finden wir ihn vielleicht. Die Aussichten sind so oder so schlecht“, grummelte er.
    „Trotzdem“, meldete sich Selene zu Wort. Elín sah auf und betrachtete das Profil dieser Frau. Sie würde nicht behaupten, besonders viel Menschenkenntnis zu besitzen. Doch was aus Selenes Augen sprach, war ihrer Meinung nach alles andere als Kampfeslust.
    Ju nickte Selene zu und erwiderte Elíns Blick, den sie erschrocken wieder abwandte. Sie stand von ihrem Stuhl auf und zog sich den weißen Anorak an, den Adam für sie besorgt hatte. Außerdem trug sie einen sehr skandinavisch wirkenden, hellen Pullover, neue Jeans und bequeme Wanderschuhe. Elín schloss die Jacke und zog die mit Plüsch besetzte Kapuze fest um ihren Hals. Zusammen mit den Handschuhen würde sie dieses Mal wenigstens nicht frieren.
    Selene tat es ihr gleich, wickelte sich in ihren schwarzen Mantel und hatte die Augen sehr weit in die Ferne gerichtet. Jason drückte Roven und Ju kleine Stöpsel in die Hand, die Elín für Peilsender oder etwas in der Art hielt. Sie wurden am Ohr befestigt.
    „Gut, dann mal los“, sagte Roven und klang genauso begeistert, wie seine Frau aussah. Die Stimmung war fürchterlich gedrückt. Ju suchte immer wieder Elíns Augenkontakt, den sie ihm nicht gewährte. Gar nichts würde sie ihm gewähren, diesem Arsch! Und zwischen Selene und Roven herrschte ein Wissen, von dem Elín nichts erfahren wollte. Somit verstanden sich alle prächtig – tolle Voraussetzungen, um Monster zu jagen.
    Ju hielt ihr seine große Hand hin. Die anderen fassten sich ebenfalls an, schien notwendig zu sein, um nach Island zu kommen. Innerlich lobte Elín ihre Handschuhe – seine warme Haut

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