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Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe)

Titel: Lichtpfade - Die Chroniken der Akkadier II (Gesamtausgabe) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jordan Bay
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dritten Mal.
    Naham hatte Recht. Es wäre das dritte Mal, dass er eine Person verlieren würde, die ihm etwas bedeutete.
    Ju sah nach oben in den Sternenhimmel, den tibetischen, den er so mochte. Auf einem fünftausend Meter hohen Gletscher wirkten die kleinen Himmelskörper geradezu elysisch. Vor ein paar Jahren hatte er den Mount Everest erklommen, nur um zu sehen, wie nah er dem Firmament kommen konnte.
    Und heute?
    Heute wartete ein Stern ganz in seiner Nähe darauf, von ihm gefunden zu werden. Ein Stern, so hell und mächtig wie die Sonne.
    Ma Khashi.
    Was zum Teufel tat er hier? Er gab das einzige Wesen auf, mit dem er sich verbunden fühlte. Er hatte sie verstoßen, enttäuscht, allein gelassen. Tolle Voraussetzungen, um eine Frau zu umwerben.
    „Tut mir leid, mein Sohn“, murmelte er heiser. „Ab heute will ich versuchen, an mich selbst zu denken.“ Ein schmerzhafter Stoß erfasste ihn bei diesen Worten. Ein altes Gewissen, das überwunden werden wollte.
    Und er würde es überwinden. Mit Elín an seiner Seite würde er es schaffen.
    Der Akkadier sprang auf seine Füße und brüllte in die Nacht. Einfach nur, weil es ihn befreite. Sein Atem erzeugte weiße Wolken, rasselte wie Eiswasser durch seine Lungen.
    Mir ist kalt, klagte die alte Bestie und brachte ihn zum Schmunzeln.
    Ju atmete die vertraute Luft noch einmal tief ein, dann teleportierte er sich die kurze Strecke hinein in seinen Tempel. Kälte herrschte auch hier vor, aber ohne den frostigen Wind war es selbst für einen wärmeverliebten Löwen auszuhalten.
    Staub rieselte bei seiner Ankunft von den hohen Decken. Wie lange war es her, seit er diese Mauern zum ersten Mal von innen gesehen hatte? Ju wusste es nicht mehr, es spielte auch keine Rolle. Seit den letzten Kriegen um China und Tibet gab es viele dieser verlassenen Tempel. Er hatte sich einen der höchstgelegenen ausgesucht, um unwillkommene Besucher zu vermeiden. Doch wie jedes Heim eines Akkadiers wurde auch dieses Bauwerk durch einen Trick verhüllt. Niemand würde sich hierher verirren. Jeder Nichtakkadier würde einen anderen Weg wählen. Immer.
    Praktisch diese Tricks.
    Es sollte kein Abschied für ewig werden, aber hoffentlich für eine lange Zeit. Taryk gab es in dieser Gegend kaum und dementsprechend wenig Arbeit. Seinen Pflichten würde er auch an anderen Orten nachgehen können. Und anstelle sich wie gewohnt in sein Zimmer zu teleportieren, würde er den Weg dorthin dieses letzte Mal zu Fuß gehen.
    Ju verließ die Eingangshalle durch einen Seitengang, berührte jede der zehn Gebetsmühlen und brachte sie zum Drehen, wodurch die niedergeschriebenen Mantras ihre Wirkung entfalten sollten. Er lief die angrenzenden Stufen hinauf in die erste Etage. Durch eine Holztür gelangte er in die Gebetshalle, in der früher tausend Kerzen den Boden erhellt hatten. Mit einer Handbewegung von ihm kehrte das altehrwürdige Feuer zurück an seinen Platz und leuchtete ihm ein letztes Mal den Weg. Ju durchquerte die hintere Tür und erreichte sein spärlich eingerichtetes Quartier.
    Eine Holzpritsche hatte ihm als Bett gedient, doch wirklich oft hatte er nicht darauf geschlafen. In einem alten Schrank befanden sich Waffen und Kleidung, die er seit Ewigkeiten nicht gebrauchte. Seinen Pullover hatte Elín zerrissen, der Mantel lag in einer Höhle in Island und seine Hose in einem schottischen Badezimmer. Selbst den Gùn hatte er zurücklassen müssen. Aber den würde er sich wiederholen.
    Ju zog einen dunkelgrauen Pullover aus dem Schrank, eine Leinenhose, die früher einmal braun gewesen war, und den einen zweiten Mantel, den er noch besaß – hellgrau, mit einem, für seinen Geschmack, viel zu militärischen Schnitt. Außerdem verstaute er sämtliche Waffen, die er besaß, in Halterungen an seinem Körper – vier Jian, zweischneidige Schwerter; zwei Säbel, die man auch Dao nannte; und die drei messerförmigen, japanischen Shuriken, die ihm Diriri einst geschenkt hatte. Damit trug er exakt dreizehn Klingen am Leib.
    Der Akkadier ließ sich eine Minute Zeit, sein Zimmer zu betrachten. Dann schloss er den Schrank und löste sich auf.
    Zwei Zwischenstopps in Riyad und Athen brachten ihn innerhalb von zehn Minuten zurück nach Avenstone. Teleportationen dieser Art kosteten eine Menge Kraft. Dank Elíns Blut bemerkte er es kaum.
    Anders als üblich nahm er nicht in der Eingangshalle Gestalt an, sondern in dem Zimmer, das er sich mit der Isländerin geteilt hatte. Hier war alles unverändert. Selbst

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