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Lichtraum: Roman (German Edition)

Lichtraum: Roman (German Edition)

Titel: Lichtraum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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der Mos Hadroch ihr etwas zuraunte.
    Dieses Wispern bewegte sich so hart an der Wahrnehmungsschwelle, dass sie es als Hirngespinst abgetan hätte, wäre sie nicht imstande gewesen, es durch das schnell zurückbleibende Schiff der Weisen zu filtern. Im Panzer des toten Atn ruhte etwas Lebendiges, das seinerseits sie, Dakota, spüren konnte.
    Bis zu diesem ersten Augenblick der Kontaktaufnahme, die erfolgte, als sie den leeren Raum zwischen ihrem Schiff und der Fregatte durchquerte, hatte sie angenommen, der Mos Hadroch würde sich als ein indifferentes Gerät entpuppen, als irgendein Werkzeug, weiter nichts.
    Doch stattdessen dämmerte ihr, dass der Mos Hadroch etwas sein musste, das den höchsten technologischen Errungenschaften der Weisen entsprach; diesem Ding lediglich Empfindungsfähigkeit zu unterstellen, wäre nicht nur grundverkehrt, sondern man täte ihm überdies bitter Unrecht. Was ihr nun durch ihre optimierten Sinne vermittelt wurde, deutete vielmehr darauf hin, dass der Mos Hadroch einer künstlichen Gottheit glich, auch wenn er nicht viel größer war als ein menschlicher Schädel und nur einem einzigen Zweck diente.
    Dakota schloss fest die Augen und merkte, wie die Geister der Toten, die in dem Schiff der Weisen beheimatet waren, gleichsam fragend ihre mentalen Fühler nach ihr ausstreckten. Sie war sich ziemlich sicher, dass sie noch keine Ahnung hatten, welchen Verrat sie an ihnen begehen wollte. Früher hatte ihre Fähigkeit, ihre Gedanken lesen zu können, ihr große
Sorgen bereitet, doch diese Zeit lag nun lange zurück. Seitdem hatte sie gelernt, ihre Gedankengänge vor ihnen abzuschirmen.
    Wir haben erneut Feindberührung, hörte sie Perez mit einem Anflug von Panik sagen. Raketen. Nähern sich schnell und wurden von der Oberfläche abgeschossen. Noch hundertundachtzig Sekunden bis zum Einschlag.
    Sie hatte die Raketen längst gesehen. Sie fühlte, wie sich ihre subjektive Zeitwahrnehmung veränderte, so dass Sekunden sich zu Minuten auszudehnen schienen, während sie sich vollständig in den Datenraum der Mjollnir einschloss.
    Nach ihrer Wiedergeburt hatte sie bei jedem Versuch, mit dem Schiff der Weisen auf einem Niveau zu verschmelzen, das auch nur ein wenig höher lag als die allerniedrigste Stufe, an grauenhaften Schmerzen und einem Gefühl der Verwirrung gelitten. Nun jedoch ging alles glatt und unproblematisch vor sich. Der Datenraum der Fregatte war vergleichsweise bestürzend primitiv, aber er funktionierte.
    Zu Hunderten waren die Meridianischen Drohnen aus dem Schiff der Weisen aufgetaucht, und einige von ihnen sausten jetzt auf die Raketen zu, die mit einer Beschleunigung von über zwanzig g auf die Fregatte zusausten. Die Drohnen begannen in einem ungeheuren Hitzeschub zu glühen, kurz bevor sie einen Impuls aus Feuer ausspien, dessen Gleißen man noch auf der Planetenoberfläche sehen konnte.
    Alarmsirenen plärrten durch die gesamte Mjollnir, als dieser Energieausstoß die externen Sensoren überlastete. Drunten auf Redstone wurden Techniker und Offiziere der Freistaatler-Gemeinschaft wie der Uchidanischen Territorien in ihren unterirdischen Bunkern aus dem Schlaf gerissen, weil die Frühwarnsysteme diese Energieblitze als Angriff deuteten.
    Währenddessen verwandelten sich die Raketen in Kleckse aus geschmolzenem Metall, die sich in dem Überkopf-Display
auf der Brücke als verschwommene Farbspritzer darstellten und rasch von Grellweiß zu Orange verblassten.
    Dakota öffnete die Augen und stieß gemächlich den Atem aus.
    Sie hatte sie alle gerettet, und dazu hatte sie nicht das Schiff der Weisen gebraucht. Die Meridianischen Drohnen hatten auf ihre Befehle mit tödlicher Effizienz reagiert, indem sie ihr etwas von Offensive und Verteidigung, von Schlag und Gegenschlag zuflüsterten.
    Zum ersten Mal fing sie ernsthaft an zu glauben, sie könnten es tatsächlich bis zu den Emissären schaffen.
    Dakota.
    Die Luft im Inneren der Paneele schmeckte warm und leicht metallisch. Reglos saß sie da, allein in der Dunkelheit, und genoss einen kurzen Moment der Stille.
    Dakota, kannst du …
    Sie atmete tief durch die Nase aus und wartete darauf, dass ihr Herz aufhörte, wie verrückt zu hämmern.
    … mich hören?
    »Dakota! Ich …«
    Corso brach mitten im Satz ab, als die Paneele des Sessels wieder herunterklappten. Dakota betrachtete die Brücke, die angefüllt war mit Licht, Geräuschen und Bewegungen.
    »Ich habe mich darum gekümmert«, erklärte sie, erhob sich langsam aus dem

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