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Lichtraum: Roman (German Edition)

Lichtraum: Roman (German Edition)

Titel: Lichtraum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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Gestell im Umkleideraum
und kletterte aus seinem Druckanzug; als er seinen eigenen Mief roch, rümpfte er die Nase. Langsam ließ er seinen Kopf kreisen, und als er die Hände im Nacken verschränkte und sich ein wenig streckte, hörte er das Knirschen seiner strapazierten Muskeln.
    »Mal sehen, vielleicht«, wich er aus. Aber angesichts ihrer sich entwickelnden Beziehung interpretierte Nancy diese zögernde Antwort als ein definitives Ja.
    Ty warf einen Blick auf Olivarri, der vorgab, nicht zu lauschen. Er hatte keine Ahnung, was er Corso möglicherweise zutragen würde, aber er hielt es für das Beste, vorsichtig zu sein. »Aber nicht jetzt«, fügte er deshalb hinzu. »Eventuell beim nächsten Mal.«
    »Was meinst du mit ›nächstem Mal‹?«, zog Nancy ihn auf und klatschte ihm einen Handschuh, den sie gerade abgestreift hatte, gegen die Brust, ehe sie ihn in eine Kiste unter dem Helmständer warf. Sie grinste, aber Ty bemerkte die Unsicherheit in ihrem Lächeln.
    »Bald.« Er formte das Wort unhörbar mit den Lippen, dann schielte er zu Olivarri hinüber, um sich zu überzeugen, dass der nichts bemerkt hatte. Nur wenn er sich ziemlich sicher fühlte, unterwegs niemandem zu begegnen, würde er sich zu Nancys Quartier schleichen.
    »Dusche!«, brüllte Olivarri, stemmte sich von ihnen weg und steuerte auf die Waschgelegenheiten zu. »Was ich jetzt am dringendsten brauche, ist eine verdammte Dusche !«
     
    Eine dünne, durchlässige Maske über Nase und Mund, stöhnte Ty vor Wonne, als nadeldünne Strahlen aus heißem Wasser die Verspannungen zwischen seinen Schultern wegspülten. Nach zwei Minuten hörte das Wasser auf zu strömen und wurde rasch aus der Duschkabine gesogen, während er sich gegen deren Tür lehnte.
    Er betrachtete die Stellen an seinem Körper, an denen das stundenlange Tragen des Druckanzugs die Haut gerötet und wundgescheuert hatte. Jedes Mal, wenn er die Augen schloss, sah er nichts außer Sternen, die wie Diamantstaub die schwarze Leere sprenkelten.
    Gerade als sein Blick zu dem Ring wanderte, den er immer noch an der rechten Hand trug, entriegelte sich die Tür der Duschkabine mit einem Klicken. Die Begegnung mit dem Avatar in Unity kam ihm immer surrealer vor, je weiter sich die Mjollnir von zu Hause entfernte; doch der Ring erinnerte ihn stets daran, dass er sich dieses Treffen nicht nur eingebildet hatte.
    Er schnappte sich ein Handtuch und verließ die Dusche. Bevor er einen Satz sauberer Bekleidung aus dem Spind zog, rubbelte er sich hastig trocken. Auf welche Weise, grübelte er, hätte er selbst wohl diese seltsame Zusammenkunft arrangiert, wenn er in den Schuhen der Person gesteckt hätte, die sich hinter dem Avatar verbarg. Welche Mittel hätte er gebraucht?
    Als Erstes hätte er sich Sprengstoff beschaffen müssen. Während Ty nachdachte, kämmte er sich mit den Fingern das feuchte Haar. Wenn man nur wirklich wollte, konnte man sich ohne besondere Mühe die entsprechenden Chemikalien besorgen. Während seiner Zeit bei Peralta hatte er gelernt, wie sich billige Fabrikatoren so umprogrammieren ließen, dass sie die richtigen Ingredienzien zusammenmixten. Unbemannte Taxis waren ebenso berüchtigt für ihre leichte Manipulierbarkeit. Die Imager-Ausrüstung, die der Agent benutzt hatte, um mit ihm zu sprechen, war teuer, aber eine Standardausführung. Man musste nur jemanden anheuern, der sie in einem leeren Büro installierte, ohne irgendwelche Fragen zu stellen. Ein Mann genügte völlig für diesen Job. Mit Hilfe moderner Tach-Net-Kommunikationstechnologie wäre ein einzelner Mann sogar imstande, all das zu organisieren, und brauchte sich nicht einmal auf demselben Planeten aufzuhalten.
    Ty hielt inne, als sein Auge das Glitzern des Rings auffing. Der Avatar, sprich der Agent, hatte gedroht, ihn zu entlarven, wenn er den Ring nicht an sich nähme, dabei war seine Tarnung längst aufgeflogen. Zum einen hatte Rufus Weil ihn erkannt, und er hatte geplaudert. Es war gut möglich, dass Martinez und die anderen Crewmitglieder der Mjollnir die Einzigen waren, die nicht über seine wahre Identität Bescheid wussten. Im Grunde genommen war die Drohung des Avatars ein Witz.
    In einer jähen Anwandlung von Entschlossenheit fasste Ty nach dem Ring und fing an, ihn vom Finger zu streifen. Bei seinem nächsten Außenbordeinsatz wollte er ihn in den Weltraum werfen.
    Er zog den Ring bis zum Fingerknöchel, und dann erstarrte er, übermannt von der plötzlichen Überzeugung, dass etwas

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