Lichtraum: Roman (German Edition)
viel zu großes Risiko eingehen, wenn wir die Scouts noch näher an uns heranlassen. Wir werden diesen Sprung unverzüglich einleiten.‹
Konsens? Sie meinen Corso und Martinez, richtig?
Lamoureaux antwortete nicht, aber sie konnte seine Anspannung und Besorgnis spüren, als wären es ihre eigenen Gefühle. Dakota kehrte in die reale Welt zurück und ließ den Blick wieder auf Nancy ruhen. Ihre Haut hatte sich noch stärker gerötet, und ihre Lippen zitterten schwach.
Vielleicht war es besser, dass sie nicht mitbekam, was passierte.
Dakota beschrieb dem Händler den neuen Plan. Mittlerweile war über die Hälfte der Drohnen, die sie am Eingang zum Hort entdeckt hatten, zerstört.
›Kann man einige der intakten Drohnen bergen?‹
Ich glaube nicht, erwiderte sie. Ich könnte sie zu uns zurückholen, aber damit würden wir nur die Scouts anlocken.
›Dann müssen wir sie aufgeben.‹
Immerhin haben wir bekommen, was wir wollten. Wann können wir springen?
›Umgehend.‹
Die Fregatte war bereits fort; nur Sekunden nach ihrem Gespräch mit Lamoureaux war sie in den Transluminalraum eingetaucht.
Sie konzentrierte sich noch einmal auf den Hort. Die letzten der mit Antimaterie ausgerüsteten Scout-Klone hatten sich den restlichen Meridianischen Drohnen entgegengeworfen – mit verheerenden Folgen.
Dakota machte die Augen wieder auf und betrachtete Nancy. Sie dachte, wenn sie Glück hatte, bliebe sie, Dakota Merrick, vielleicht lange genug am Leben, um die Ironie zu würdigen, dass sie versuchte, das Leben einer Frau zu retten, die ihr selbst den Tod wünschte.
Es kann losgehen, Händler.
›Initiiere.‹
Die Sterne kreisten um die Yacht und waren dann für einen kurzen Augenblick verschwunden.
»Das ist es«, bestätigte Lamoureaux und beugte sich in dem Interface-Sessel vor, während er beide Hände nach hinten reckte, um sich den Nacken zu massieren. »Zwölf Lichtjahre, und nur eine halbe AE vom Zielpunkt entfernt.«
Corso nickte und blickte nach oben auf die unter der Decke schwebende Simulation des Systems, in dem sie gelandet waren. Jeder der dargestellten Planeten gewann nach und nach mehr Details, als zusätzliche Daten von den Hüllensensoren hereinkamen.
Martinez entfernte sich von der Konsole, an der er gearbeitet hatte, und sackte neben Perez auf eine Couch. »Ich schätze, jetzt können wir nicht mehr tun als abwarten, ob sie es ebenfalls schaffen.«
Die nächsten Minuten krochen zäh dahin. Corso sah sich auf der Brücke um und studierte Displays von abgefangenen Tach-Net-Transmissionen aus dem Perseusarm; das meiste davon war ein unverständliches Kauderwelsch.
Dreizehn Minuten nach dem Sprung ertönte ein Alarm.
»Sie sind da!«, rief Lamoureaux, auf einen Punkt in der Ferne starrend. »Ich habe ihre Signale aufgeschnappt.«
Martinez klatschte ein paarmal in die Hände, und Corso ertappte sich dabei, wie er breit grinste, als die Spannung jäh von ihm abfiel.
»Die Entfernung zwischen uns beträgt nur ein paar Lichtminuten«, fügte Lamoureaux hinzu. »Das bedeutet, dass wir in wenigen Stunden das Rendezvousmanöver einleiten.«
»Ist die Krankenstation auf Nancys Ankunft vorbereitet?«, erkundigte sich Martinez.
Corso entging nicht Lamoureaux’ kurzes Zögern, als er entgegnete: »Ich habe die Siegel aufgebrochen und die Med-Boxen wieder aktiviert.«
Martinez nickte nur, als stelle ihn diese Antwort zufrieden, doch Corso wusste, dass sie sich alle etwas vormachten; höchstwahrscheinlich konnten sie Nancy Schiller gar nicht mehr helfen. Sollte sie wie durch ein Wunder noch am Leben sein, wenn die Yacht des Händlers an der Fregatte andockte, wäre es vermutlich viel zu spät, um sie zu retten.
Lamoureaux trat von dem Interface-Sessel herunter und näherte sich Corso. »Haben Sie noch einmal über das nachgedacht, was wir bei den Reaktoren fanden?«, fragte er ihn leise.
Corso streifte Perez und Martinez mit einem wachsamen Blick, doch die beiden Männer waren zu einer Konsole auf der anderen Seite der Brücke gegangen und diskutierten eifrig über Daten aus der Astrogation.
»Ich denke, Dakota sollte sich das ansehen«, erwiderte er. »Wenn wir bezüglich Whitecloud Recht haben, muss sie die Erste sein, die es erfährt.«
»Ihnen ist doch klar, dass wir ihr dann verraten müssen, wer er in Wirklichkeit ist?«
»Ja … ja, sicher«, gab Corso zurück. »Ich werd’s ihr sagen, obwohl mir jetzt schon davor graut.«
»Das kann ich mir gut vorstellen«, bestätigte
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