Lichtraum: Roman (German Edition)
den anderen. So schnell wie möglich.
Sie hetzte die Hügelflanke hinunter, getrieben von dem Gedanken, sich von dem Hort zu entfernen, doch ihre Beine bewegten sich so langsam wie in einem Alptraum. Den Drohnen befahl sie, umzukehren und in die Nähe des Horts zurückzufliegen, aber sie hatte bereits kostbare Sekunden verloren.
›Dakota?‹, fragte der Händler. ›Bitte erklären Sie.‹
Im Hort befinden sich Hunderte von unbemannten Scouts der Emissäre, Händler, und wir haben sie gerade geweckt.
Unverzüglich setzte sich der Händler wieder in Richtung seiner Yacht in Bewegung. ›Dann müssen wir die Drohnen zu unserer Verteidigung wieder hierherbeordern.‹
Ich habe sie schon zurückgerufen, aber ich weiß nicht, ob sie rechtzeitig hier sein können.
Dakota strauchelte einmal, fing sich wieder und rannte weiter. An Nancys hechelndem Atem merkte sie, dass sie begriffen hatte, worum es ging, und gleichfalls losgesprintet war.
Auf dem letzten Hügelkamm vor der Yacht legte Dakota eine Pause ein, um hinter sich zu blicken. Nancy näherte sich dem Fuß der Anhöhe, auf der sie stand, und der Händler hatte sie beide überholt. Als sie sich wieder umdrehte, sah sie, wie er durch die offene Luke in die Yacht hineinschlüpfte, und einen entsetzlichen Moment lang befürchtete sie schon, er könnte sie und Nancy einfach zurücklassen.
Derweil hatten die Spinnen die Feldgeneratoren säuberlich unter der geöffneten Luke aufgestapelt. In der Luke selbst standen zwei Spinnen und warteten darauf, dass ihre Kameraden am Boden die Generatoren mit ihren Teleskoparmen zu ihnen hochreichten.
Bei der Yacht angekommen, kletterte Dakota geschwind auf eine der Spinnen hinauf und zog sich durch die Luke. Die beiden Spinnen, die sich bereits im Inneren der Yacht befanden, huschten eilig ein Stück zurück, um ihr Platz zu machen. Drinnen krachte sie versehentlich gegen einen Stapel Feldgeneratoren und konnte nur mit knapper Not verhindern, dass sie wieder aus der Luke purzelten. In diesem Moment sah sie Nancy, die sich den letzten Hang hinunterkämpfte und eine mächtige Staubwolke aufwirbelte, die kilometerweit zu sehen sein musste.
Vom Hort schoss eine wahre Flut aus dunklen Objekten gen Himmel; ihre Geschwindigkeit war so enorm, dass Dakota kaum Zeit hatte, sie wahrzunehmen. Ein Teil ihrer Aufmerksamkeit richtete sich nun auf die Annäherung der Meridianischen Drohnen, die ebenso kaum wahrnehmbar waren, als sie auf die Scouts der Emissäre zuflogen.
Der Boden rings um die Yacht begann neuerlich zu beben;
erstickend dichte Staubsäulen stiegen auf und verschleierten bald die Spitzen der nahe gelegenen Hügel.
Nancy stolperte und ruderte wild mit Armen und Beinen. Über die gemeinsame Komm-Leitung hörte Dakota sie schreien.
›Haben Sie das gesehen? Was ist denn jetzt schon wieder los?‹
Das sind die Scouts der Emissäre, antwortete Dakota. Sehen Sie zu, dass Sie schleunigst hierherkommen.
Nancy rappelte sich eilends hoch und taumelte an einem schulterhohen Felsblock vorbei. Sie hatte die Yacht fast erreicht.
›Ich habe Ihnen doch gesagt, dass mir das Ganze nicht geheuer vorkam!‹ kreischte sie über die Komm.
Sie hatten Recht. Wir hätten alles gewissenhafter abchecken sollen.
›Das nächste Mal hören Sie lieber auf mich. Man hat mich nicht ohne Grund zur Chefin der Sicherheit gemacht.‹
In der Umgebung des Horts blitzte ein gleißendes Licht auf, und ein Strahl aus gebündelter Energie traf den Kamm eines entfernten Hügels, der mit einer ungeheuren Wucht explodierte. Gleichzeitig sauste etwas Dunkles, Längliches dicht über sie hinweg, gefolgt von einem Schwall glühender Hitze, die so intensiv war, dass sie Dakotas Filter für einen kurzen Augenblick überforderte.
Nancy?
›Ich brauche Hilfe.‹
Dakota sprang aus der Luke und hetzte zu der Stelle, an der Nancy zusammengebrochen war. Ein Schauer aus kleinen Steinen prasselte rings um sie nieder, doch die geringe Schwerkraft bremste den Fall. In dem dichten Staub betrug die Sichtweite in jede Richtung höchstens ein paar Meter. Endlich fand Dakota Nancy, die auf Händen und Knien am Boden kauerte; durch die Komm-Verbindung hörte sie ihren stoßweisen, röchelnden Atem.
Sie schob einen Arm unter Nancys Schulter und zog sie hoch; Nancy stöhnte vor Schmerzen. Zusammen taumelten sie zur
Yacht zurück, und als Dakota Nancy losließ, wäre sie um ein Haar wieder kollabiert.
Kommen Sie, Nancy, wir müssen Sie irgendwie ins Schiff reinbugsieren.
Sie
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