Lichtraum: Roman (German Edition)
deshalb wissen wir noch lange nicht, aus welchem Grund er ermordet wurde.«
»Wenn er uns bespitzelte, hat er vielleicht etwas herausgefunden, von dem wir keine Ahnung haben. Ich hätte ein paar Recherchen in die Wege leiten können, wenn du mich nur eingeweiht hättest. Oder bin ich in deinen Augen immer noch verdächtig?«
Corso beugte sich nach vorn und vergrub sein Gesicht kurz in den Händen, ehe er wieder zu Dakota hochblickte. Durch die gewölbte Glasscheibe hinter ihm konnte man die stille, leere Transportstation sehen. »Also gut«, seufzte er. »Ich weiß, wer Olivarri getötet hat. Zumindest bin ich mir ziemlich sicher, den Täter zu kennen. Ich glaube, es war Driscoll.«
»Wie kommst du darauf?«
»Derjenige, der die Datenspeicher des Schiffs sabotierte, hat keine hundertprozentig gründliche Arbeit geleistet. Es gibt Speicherpuffer, die für den Fall eines größeren Versagens Teile von Sicherungskopien bewahren können. Es ist uns gelungen, ein paar fehlende Stunden der Überwachungsaufzeichnungen zu rekonstruieren, und dabei stellte sich heraus, dass Driscoll die letzte Person war, die Olivarri lebend gesehen hat. Wir haben sogar Fragmente einer Videoaufnahme, in der die beiden zu sehen sind, wie sie sich kurz vor Olivarris Tod stritten.«
»Worum ging es bei diesem Streit?«
Er zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Wir haben es noch nicht geschafft, den Ton wiederherzustellen.«
»Aber das allein ist doch kein stichhaltiger Beweis, der Driscoll als Täter überführt, oder? Es passiert doch häufig, dass Leute miteinander streiten.«
»Das ist noch nicht alles. Bevor wir Redstone verließen, verschwand Nathan für mehrere Stunden. Wir haben keinen blassen Schimmer, was während dieser Zeit mit ihm passierte.«
»Hast du ihn denn nicht gefragt, wo er war?«
»Doch, natürlich. Aber seine Antwort hat mich nicht überzeugt.«
Dakota lehnte sich zurück und musterte Corso eine Weile. »Du hältst immer noch etwas zurück. Das merke ich dir an.«
Corso lächelte schwach. »Na schön. Als die Krankenstation verwüstet wurde, war es ein bisschen zu einfach, die Schuld dafür dir oder Ted zu geben.«
»Ich denke, es sollte eine bewusste Irreführung sein, um die Aufmerksamkeit von jemand anderem abzulenken. Die Personen, die man zuerst verdächtigen würde, sollten letzten Endes als die einzigen Verdächtigen dastehen.«
»Dieser Gedanke kam mir auch schon, aber nun glaube ich, dass die Station tatsächlich aus dem Grund zerstört wurde, den wir anfangs alle für den wahrscheinlichsten hielten. Es sollte
verhindert werden, jemand auf eventuell manipulierte Implantate zu scannen. Aber dabei ging es nicht um dich oder Ted.«
Dakota schmunzelte in sich hinein. »Das ist lächerlich. Wenn es außer mir und Ted noch einen Maschinenkopf an Bord gäbe, wäre mir das sofort aufgefallen.«
Corso deutete ein Lächeln an. »Dakota, unser Freund Driscoll ist ein Uchidanist.«
»Ein Uchidanist? Und warum erfahre ich das erst jetzt?«
»Weil ich deine Hilfe brauche«, erwiderte Corso zerknirscht. »Ich bin mir sicher, dass er unter der Kontrolle des Händlers steht.«
»Wie ist das möglich?«
»Du weißt doch, die Uchidanisten besitzen …«
»Implantate«, fiel sie ihm ungeduldig ins Wort. »Oh, Jesus und Buddha! Aber das ist noch längst kein Beweis für seine Schuld!«
»Nein«, pflichtete er ihr bei. »Um jemandem eine Schuld nachzuweisen, braucht man Indizien.« Er streckte die Hand nach der Liste der programmierbaren Ziele aus. »Lass uns losfahren. Ich möchte dir etwas zeigen.«
Argwöhnisch blickte sie ihn an. »Was denn?«
»Indizien«, antwortete er kurz und bündig. »Aber vorher muss ich dir noch etwas beichten – es betrifft Driscoll. Du wirst nicht begeistert sein.«
Die Reaktorkomplexe der Fregatte waren umgeben von einem Labyrinth aus schmalen Zugangsröhren, die so eng waren, dass sie in jedem, der sich durch sie hindurchzwängen musste, klaustrophobische Alpträume erzeugen konnten. Nachdem sie den Wagen verlassen hatten, übernahm Corso die Führung; er verließ sich auf die detaillierten Pläne, die an jeder Kreuzung platziert waren, um den Weg zu einer der Reaktorbuchten zu finden.
Dakota folgte ihm dichtauf; ihr Magen verkrampfte sich vor Nervosität, und nach der schockierenden Enthüllung, mit der Corso sie soeben konfrontiert hatte, fühlte sie sich immer noch wie benommen. Bald erreichten sie die Hauptkontrollzone für den Fusionsreaktor der Fregatte. Ein an einem
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