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Lichtraum: Roman (German Edition)

Lichtraum: Roman (German Edition)

Titel: Lichtraum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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Schott angebrachter Monitor zeigte eine Realzeit-Simulation der unfassbar gewaltigen Prozesse, die nur wenige Meter entfernt stattfanden.
    »Ich kann immer noch nicht glauben, dass du das so lange vor mir verheimlicht hast«, murmelte sie, während sie Corso ansah, der zu einer Service-Luke ging, die in das Schott eingelassen war. Er gab einen Code in eine Tafel neben der Luke ein, die kurz darauf aufschwang.
    »Das haben wir doch bereits alles durchgekaut«, gab er gereizt zurück. »Wenn ich es fertigbringe, mit Whitecloud zusammenzuarbeiten, ohne ihn zu erwürgen, dann schaffst du das auch.«
    Dakota ließ sich Zeit mit der Antwort. Im Grund hatte sie das, was Corso ihr gerade erzählt hatte, noch gar nicht richtig verdaut.
    Direkt oder indirekt war Whitecloud einer der Männer, die letzten Endes die Schuld an allem trugen, was in ihrem Leben schiefgelaufen war. Der Port-Gabriel-Zwischenfall hatte zur Ächtung der Maschinenkopf-Technologie geführt, was Dakota veranlasst hatte, für Bourdain zu arbeiten; das wiederum brachte sie auf Umwegen nach Nova Arctis, und was sich dort abspielte, hatte letztlich zur Folge, dass sie auf der Mjollnir landete.
    »Ich will, dass er stirbt«, verkündete sie mit bebender Stimme.
    Auf halbem Wege durch die Luke drehte Corso sich noch einmal um und funkelte sie wütend an. »Aber wir brauchen ihn lebend«, entgegnete er mit einem warnenden Unterton.
    »Du hättest es mir schon viel früher sagen sollen«, rebellierte sie in einer jähen Anwandlung von Zorn.
    »Angenommen, ich hätte es getan. Wärst du damit einverstanden gewesen, dass er mitkommt?«
    »Nein, natürlich nicht!«, fauchte sie. »Er ist ein Massenmörder, kapierst du das nicht? Du warst nicht dabei, Lucas. Du kannst dir ja nicht vorstellen, wie es war, plötzlich in dieser Weise den Verstand zu verlieren.«
    »Und trotzdem sitzt der Händler mitsamt seiner Yacht in unsrem Hangar, und wir alle wissen, wozu er fähig ist. Wenn ich mich recht erinnere, machte er das Gleiche mit dir. Wie vereinbarst du das mit deinem Gewissen?«
    Dakota erbleichte, und sie sagte nichts mehr. Im Licht der Reaktor-Simulation wirkten ihre Augen unnatürlich rund und glänzend.
    Corso schüttelte verärgert den Kopf; er schämte sich für sich selbst, weil er sich plötzlich so unbehaglich fühlte. Das Schweigen zwischen ihnen dehnte sich, doch als er den Kopf einzog und durch die Luke kletterte, folgte sie ihm nach nur kurzem Zögern.
     
    Der Raum unter dem Reaktor-Kontrollzentrum bot kaum genügend Platz, dass sie sich beide hineinquetschen konnten; lediglich ein einzelnes rotes Display in einer Ecke spendete eine trübe Beleuchtung. Corso zückte eine kleine Taschenlampe und richtete den Strahl auf etwas, das Dakota zuerst für ein wüstes Durcheinander von Maschinen hielt. Er steckte sich die Taschenlampe zwischen die Zähne und benutzte beide Hände, um sich näher an die Unordnung heranzuziehen.
    Als Dakota ihm folgte, sah sie in einer Ecke einen Plastikstuhl, der mit Mattfolie bedeckt war, von der sie wusste, dass sie eine Art Force-Feedback-Material darstellte. Rings um den Stuhl befand sich ein verworrenes Geflecht aus Drähten und Schaltkreisen, und weitere Schaltkreise und Drähte waren um die Armstützen des Stuhls gewickelt.
    »Was ist das?«, fragte Dakota verblüfft.
    »Siehst du das Supraleiter-Kabel, das durch die Rückenlehne verläuft? Damit kann man direkt die Energiezufuhr des Reaktors anzapfen, ohne dass es in den Logs erfasst wird.«
    Plötzlich erkannte Dakota das geordnete Schema in dem Chaos, und sie vergegenwärtigte sich, dass sie auf die selbst gebastelte Version eines Interface-Sessels blickte, wie er droben auf der Brücke stand.
    Sie schob sich an Corsos Seite und betastete mit den Fingerspitzen einer Hand die Drähte. »Warum sollte jemand so was konstruieren?«, fragte sie.
    »Um die Systeme stillzulegen«, erklärte Corso, »damit keiner erfährt, wer Olivarri umgebracht hat. Ein paar der Komponenten wurden im Fabrikator des Labors hergestellt. Dadurch könnte man Whitecloud im Grunde schon als überführt betrachten.«
    »Mir ist vieles schleierhaft«, murmelte Dakota. »Können Uchidanische Implantate überhaupt mit einem Interface-Sessel arbeiten?«
    »Seine offenbar schon. Ich habe ein bisschen nachgeforscht und mich damit beschäftigt, wie er überhaupt aus der Haft fliehen konnte. Seine Implantate sind maßgeschneidert – kein Wunder, wenn man darüber nachdenkt. Sämtliche Mitglieder der Einheit

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