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Lichtraum: Roman (German Edition)

Lichtraum: Roman (German Edition)

Titel: Lichtraum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
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ausbreitete.
    Zurück im Labor, lud Ty die Videoaufnahmen hoch und ließ sie von Anfang an durchlaufen. Er sah sich selbst, wie er durch das Labor wanderte, um zu kontrollieren, ob die Kameras auch einwandfrei arbeiteten, ehe er sich an die Konsole setzte und anfing, irgendwelche Notizen zu tippen.
    Ungefähr eine Stunde des Films spulte er im Schnelldurchgang ab, und danach sah er sich immer noch, wie er, ganz in Gedanken versunken, tippte oder Daten aus den Speichern abrief.
    Dabei lagen noch weitere dreißig Stunden Videofilm vor ihm, die er sich anschauen musste.
    Seufzend ging er abermals auf Vorlauf; er sah, wie er aufstand und zur anderen Seite des Labors driftete, wo ein spezielles Speichersystem Realzeit-Back-up-Kopien sämtlicher bisher gesammelter Daten beinhaltete.
    Ty furchte die Stirn; an diese Handlung konnte er sich definitiv nicht erinnern. Diesen Back-up-Speicher benutzte man nur, wenn etwas mit dem Primärsystem schiefgelaufen war, und
in dieser Hinsicht hatte es seiner Erinnerung nach keine Probleme gegeben.
    Er änderte den Blickwinkel, damit die Aufzeichnungen einer anderen Kamera es ihm gestatteten, über seine Schulter auf den Monitor über der Back-up-Einheit zu schauen.
    Als das Bild herangezoomt wurde, beugte er sich vor; auf der Stirn brach ihm der Schweiß aus, als er auf dem Schirm nichts sah außer scheinbar unverständlichem Müll. Er hatte nicht länger das Gefühl, dass er sich selbst beobachtete; jemand anders betrachtete die Umgebung durch seine eigenen Augen – ein Ungeheuer, das sich in seinem Kopf verbarg.
    Er ließ das Videoband laufen und hetzte zu dem Back-up-Speicher, um eine schnelle Suche zu starten. Aber er entdeckte keinen Hinweis, worauf er gerade so angespannt gestarrt hatte; entweder waren die Daten gelöscht oder versteckt worden. Nichtsdestotrotz verbrachte er fast die ganze nächste Stunde damit, immer aggressivere Nachforschungen durchzuführen, die ihn jedoch keinen Schritt weiterbrachten.
    Schließlich gab er auf und kehrte an die Konsole zurück, wo das Videoband immer noch lief – und erstarrte.
    Sein eigenes Gesicht – das jedoch nichts Menschliches mehr an sich hatte, weil es keine erkennbaren menschlichen Emotionen ausdrückte – füllte den Schirm. Die Augen waren weit aufgerissen und leer, als stiere er auf einen unendlich fernen Horizont. Es schien, als hätte das Monster die Kamera gefunden, die er in einer Nische an der Seite des Speichersystems versteckt hatte, und sich gebückt, um sie näher zu inspizieren.
    Im Vorlauf spulte Ty eine weitere Stunde ab. Nichts hatte sich geändert; das Monster kauerte immer noch neben der Speichereinheit und glotzte direkt ins Objektiv. Die erschlafften Gesichtsmuskeln ließen an einen wiederbelebten Leichnam denken. Er – nein, es  – musste die ganze Zeit dort gehockt und nur in das Objektiv gestarrt haben.
    Ty wusste, dass man ihm dadurch eine Botschaft übermittelte. Kein Wunder, dass er sich fühlte, als hätte er überhaupt nicht geschlafen; denn er war ja tatsächlich wach geblieben.
    Er knallte die Handfläche so heftig auf die Konsole, dass es wehtat. Die Videoaufzeichnung verschwand, aber er konnte immer noch sein eigenes Gesicht sehen, diese Verrätervisage, die sich in dem glatten schwarzen Glas spiegelte.
    Eilig wandte er den Blick ab. Schlagartig war er wieder nüchtern, beherrscht von einer entsetzlichen Furcht, die ihm eine Gänsehaut verursachte. Er schickte sich an, die verborgenen Kameras wieder einzusammeln, und merkte schnell, dass die meisten – wenn auch nicht alle – fehlten. Die, welche er fand, versteckte er an Stellen, wo sie hoffentlich schwerer zu entdecken waren, dann setzte er sich hin, öffnete noch eine Spritzflasche und begann mit grimmiger Entschlossenheit zu trinken.
     
    Anfangs bemerkten die anderen nichts von seinem Zustand, als Ty für seine nächste Schicht auf der Außenhülle in der Luftschleusenbucht auftauchte.
    Das war ihm nur recht, denn nachdem er sich die ganze Nacht in einen Vakuumschlauch erbrochen hatte und winzige Hämmer immer noch in einem steten Rhythmus im Inneren seines Schädels pochten, fühlte er sich total ausgelaugt. Nach Konversation stand ihm nicht der Sinn, aber wie es aussah, würde er wieder mit Corso und Lamoureaux arbeiten, die sich die meiste Zeit ohnehin nur miteinander unterhielten.
    Die beiden Männer standen sich beinahe Kopf an Kopf gegenüber, schon in eine Diskussion vertieft. Am Eingang, wo sie ihn noch nicht sehen konnten,

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