Lichtraum: Roman (German Edition)
zwei Stunden geschlafen hatte.
Bei ihrer Ankunft traf sie Lamoureaux an, der vor dem Eingang zu einem Stauraum auf sie wartete; das Lager befand sich auf halber Strecke zwischen der Transportstation und dem Laborkomplex.
Mit grimmiger Miene deutete er auf die offene Tür. »Werfen Sie mal einen Blick rein.«
Sie betrat den Raum, doch ihre Nase hatte ihr bereits alles verraten, was sie wissen musste. Die Schotten waren mit Blutspritzern besudelt, und die Luft roch nach Kupfer und Rost.
Sie sah Corso und Martinez, die zu beiden Seiten von Willis knieten, der in die Lücke zwischen zwei großen Kästen mit
Metallgegenständen gezwängt worden war. Die tiefen Schnittwunden in Hals und Brust ließen keinen Zweifel daran, dass er nicht mehr lebte.
Corso blickte hoch, als sie eintrat. »Hast du unterwegs jemanden gesehen?«
»Nein. Mir ist niemand begegnet. Ich habe auch keinen Umweg gemacht, sondern kam schnurstracks hierher.«
Corso und Martinez tauschten einen Blick. »Vier von uns sind hier …«
»Und Dan ist auf der Brücke«, beendete Martinez den Satz. »Wir sollten schleunigst dorthin zurück.«
Nur noch fünf von uns sind übrig, dachte Dakota betroffen. Ray, Nancy, Leo – alle tot.
»Was ist … was ist mit Driscoll?«, fragte sie. Um ein Haar hätte sie sich verplappert und »Whitecloud« gesagt.
»Tja, das wüsste ich auch gern«, erwiderte Martinez, während er sich wieder aufrichtete. Er hielt sich an einer Seite des Frachtmoduls fest, um nicht abzudriften. »Er ist verschwunden.«
»Nicht nur das. Wie es scheint, hat er den Mos Hadroch mitgenommen«, fügte Corso hinzu. »Und … Dakota, Eduard ist über Whitecloud im Bilde. Jetzt jedenfalls.«
»Bitte sagen Sie mir, dass Sie das erst kürzlich erfahren haben«, warf Martinez ein. Seine Stimme klang ruhig, aber an der Art, wie er sie ansah, merkte sie, dass in ihm ein ungeheurer Zorn brodelte.
»Ich schwöre, ich weiß es auch noch nicht lange.« Sie blickte zu Corso hinüber. »Weißt du, vielleicht hättest du uns alle schon viel früher informieren sollen.«
»Ja, vielleicht habe ich einen Fehler gemacht«, pflichtete Corso ihr bei, aber sie merkte ihm an, dass er log.
Sie konnte den Blick nicht von Willis’ Gesicht abwenden. Auf seinen Zügen lag ein Ausdruck gelinder Überraschung, der überhaupt nicht zu seinem gewaltsamen Tod passte. Die
Verletzungen waren entsetzlich, und trotzdem musste sie unentwegt hinschauen.
»Wir können wohl mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass Whitecloud Olivarri getötet hat«, stellte sie fest.
»Ich lasse mich auf keinerlei Spekulationen ein, ehe wir ihn gefunden haben«, gab Martinez zurück.
»Wer hat Willis eigentlich entdeckt?«
»Wir maßen unerklärliche hohe Spannungsspitzen aus dem Laborkomplex«, erklärte Corso. »Driscoll … Whitecloud«, korrigierte er sich, »meldete sich nicht auf unsere Anfragen, deshalb ging Ray hier herunter, um nach dem Rechten zu sehen. Danach hörten wir nichts mehr von ihm.«
Dakota tauchte in den Datenraum ein und checkte die Yacht des Händlers.
»Der Händler befindet sich genau dort, wo er sein sollte«, verkündete sie. »Seine Yacht hat sich nicht von der Stelle bewegt, und es gab auch keinen Versuch, sie mit einer der Luftschleusen zu verbinden.«
Lamoureaux beugte sich durch die Tür und fing ihren Blick au. »Glauben Sie, Whitecloud könnte sich auf den Weg zum Hangar gemacht haben?«
»Wie zum Teufel ist der Händler in die Sache verwickelt?«, knurrte Martinez.
»Was hat Lucas Ihnen über Whitecloud erzählt?«, wollte Dakota von ihm wissen.
»Genug, um mir verdammte Kopfschmerzen zu bereiten, Miss Merrick.«
»Nun … er besitzt maßgeschneiderte Uchidanische Implantate, und es ist möglich, dass der Händler sie dazu benutzt, um ihn auf irgendeine Weise zu steuern. Und man kann keinesfalls ausschließen, dass er nicht die geringste Ahnung hat, was mit ihm passiert.«
»Das mag ja sein«, schnauzte Martinez, »aber wenn ich diesem
Dreckskerl rein zufällig den Kopf wegpuste, werde ich nicht anfangen zu weinen.« Er deutete auf den Korridor hinter dem Raum. »Ganz in der Nähe gibt es einen Waffenschrank. Wir bewaffnen uns, und dann werden wir nach diesem Bastard suchen.«
»Nein. Keine Feuerwaffen«, lehnte Corso energisch ab. »Wir können es nicht riskieren, dass das Artefakt beschädigt wird.«
Martinez zog sich in eine aufrechte Position, griff nach einem Metallsims, das am Schott hinter ihm befestigt war, nutzte die
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