Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lichtraum: Roman (German Edition)

Lichtraum: Roman (German Edition)

Titel: Lichtraum: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gary Gibson
Vom Netzwerk:
nicht sehen konnten, auch wenn die Anzüge, die sie trugen, sehr leicht und elastisch waren. »Ihr gabt mir ja keine Gelegenheit dazu. Auf eure Weisung hin kam ich hier hoch und …«
    »Schon gut«, schnitt Nancy ihm das Wort ab. »Schon gut. Also, was ist das für eine Anomalie?«
    »Das muss ich euch zeigen«, erwiderte er.
     
    Nancy beriet sich eilig mit Martinez, der ihnen die Erlaubnis gab, noch einmal das Innere des Asteroiden aufzusuchen. Cesar blieb an der Oberfläche, um die Spinnen zu beaufsichtigen, die emsig dabei waren, die eingepackten Zelte und Vorräte an
Bord eines unbemannten Frachttransporters zu bringen, der soeben von der Fregatte eingetroffen war.
    »Dir ist doch hoffentlich bewusst, dass ich für dich mein Leben riskiere«, murmelte Nancy über einen privaten Kanal, und ihm fiel auf, wie gestresst sie klang.
    »Ich verspreche dir, dass ich nicht zu viel hineininterpretieren werde«, entgegnete Ty. Die Schachtwände huschten an ihnen vorbei, als sie, jeder getragen von einem Spinnen-Mech, in die Dunkelheit fielen. »Gott behüte, dass du jemals zugeben würdest, dass du mich magst.«
    »Ich habe überhaupt nichts gegen dich; es ist nur … ach, ich weiß auch nicht.«
    »›Ich bin halt nur nicht dein üblicher Typ.‹ Das sagst du doch immer, nicht wahr?«
    Spontane und sehr intensive sexuelle Beziehungen waren nichts Ungewöhnliches, wenn man monatelang so weit weg von der Heimat war; Verhältnisse dieser Art hatten zu Tys Leben gehört, als er vor vielen Jahren andere Zweigwelten erforschte. Aber er vergaß nie, dass Nancy Schiller eine Freistaatlerin war. In gewisser Hinsicht glich sie Karen; auch sie war an eine straffe Disziplin gewöhnt, und ihr Körper bestand aus glatten, durchtrainierten Muskeln. Jedes Mal, wenn sie zusammen im Bett waren, fragte sich Ty, ob das Leben unter einer angenommenen Identität ihn dahingehend verändert hatte, dass die Möglichkeit einer Enttarnung ihm einen perversen Nervenkitzel bereitete.
    Über die Leitung hörte er sie seufzen. »Vergiss, was ich gesagt habe«, grummelte sie. »Wie lange dauert es, bis wir diese Kammer erreichen?«
    »Nicht lange. Spielt das eine Rolle?«
    »Nein. Es ist nur …«
    »Was?«
    Sie gab ein ärgerliches Geräusch von sich. »Mir macht bloß
die Vorstellung zu schaffen, dass diese … Maschinen in dieser fürchterlichen Finsternis Jagd auf uns machen.«
    »Es ist nicht weit«, beruhigte er sie. Er wusste, dass sie auf die Bilder der Schwarmkomponenten anspielte, die sie seit ihrem Abflug von Ocean’s Deep gelegentlich betrachtet hatten.
    Die Öffnung des Schachts hinter ihnen war bereits erheblich geschrumpft; lediglich die Scheinwerfer der Spinnen-Mechs sorgten nun für Beleuchtung und warfen scharf umrissene helle Streifen auf die vorbeirasenden Wände. Ihr Gespräch brach ab und machte einem beklemmenden Schweigen Platz; Ty vermutete, dass Nancy von den schieren Ausmaßen der Zweigwelt genauso eingeschüchtert war wie die meisten Menschen, wenn sie sich zum ersten Mal in einer befanden.
    Bald erreichten sie die Kreuzung im Mittelpunkt des Asteroiden. Jemand hatte eine Spinne angewiesen, ein mit der Hand geschriebenes Schild anzubringen, das die grundlegenden Richtungen anzeigte. Ty bremste ab und wartete, bis Nancy es ihm gleichtat.
    »Wir begeben uns in Kammer Zwei«, erklärte er, mit einem Kopfnicken auf Schacht B West deutend. »Dort herrscht Druckausgleich, okay? Das heißt, wir können …«
    »Nathan, ich weiß, wie engagiert du deinen Job machst, aber zieh den Kopf aus deinem Arsch. Vergiss nicht, dass ich diejenige bin, die die täglichen Tätigkeitsberichte schreibt. Wie kannst du nur annehmen, ich wüsste nicht, dass es in dieser Kammer Druckausgleich gibt?«
    »Entschuldige, bitte. Ich habe nur laut gedacht. Noch hundert Meter weiter und dann die Luke hinunter.«
    Wann immer die Atn eine Zweigwelt aufgaben, ließen sie normalerweise eine Grundausstattung an Daten und Werkzeugen zurück, doch in diesem Fall schien es ein Übermaß an Artefakten zu geben, sowohl konkreter als auch virtueller Art. Die Daten waren auf Speichervorrichtungen aufgezeichnet, die
sich um einen Kern aus sich selbst reparierenden molekularen Schaltkreisen konzentrierten; die sich daraus ergebenden Stacks ähnelten Reihen aus bronzierten Schilden, die in die Wände der betreffenden Kammern eingebettet waren. Die meisten, aber nicht alle der dort gespeicherten Daten entzogen sich immer noch dem Verständnis der menschlichen

Weitere Kostenlose Bücher